Heißzeit – Mojib Latifs Appell in Buchform

Keine Kompromisse mit der Natur

Einen „flammenden Appell“ nennt Mojib Latif sein Buch, in dem er nicht nur davor warnt, dass wir mit Vollgas in die Klimakatastrophe rasen. Immer noch. Trotz all der Klimakonferenzen, auf denen Staatsoberhäupter regelmäßig Schritte zur CO2-Reduzierung vereinbaren, schöne Reden halten, nach Hause fahren – und dann wird weitergefeuert wie bisher, werden immer neue Treibhausgas-Rekorde vermeldet. Mojib Latif ist nicht irgendwer, so die Leipziger Internetzeitung.

Latif ist einer der prominentesten Klima- und Meeresforscher Deutschlands, Professor am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, eine der markantesten Stimmen der deutschen Klimaforschung – und mittlerweile richtig sauer auf eine Politik, die einfach nicht in der Lage ist, aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Aufheizung der Erde die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass unser Umgang mit fossilen Brennstoffen zu einer in dieser Geschwindigkeit noch nie dagewesenen Erwärmung des globalen Klimas führt. Mit katastrophalen Folgen für die Umwelt und das Leben auf der Erde. Doch anstatt endlich den Anstieg der weltweiten Temperatur zu begrenzen, steigt der Ausstoß von CO2 weiter rasant. Nicht zuletzt mutige Bewegungen wie Fridays for Future haben in jüngster Zeit darauf hingewiesen.

Angesichts einer Politik, die nötige Entscheidungen verzögert, angesichts der Scheinargumente selbsternannter Klimaskeptiker und angesichts populistischer Regierungen, die den Klimawandel wider besseres Wissen kleinreden, ergreift der renommierte und aus den Medien bekannte Klima- und Meeresforscher Latif das Wort. Für ihn ist klar: Die Physik lässt nicht mit sich verhandeln. Mit der Natur kann man keine Kompromisse schließen. Schnelles Handeln ist nötig. Engagiert und gut verständlich präsentiert Latif die Fakten und richtet den flammenden Appell an alle, diese Fakten endlich ernst zu nehmen. Ganz aktuell beschäftigt er sich auch mit den Auswirkungen der Coronakrise auf den Umgang mit dem Klimawandel.

Weder Verharmlosung noch Panikmache, sondern Aufklärung: Latif will die Klimadebatte auf eine wissensbasierte Ebene zurückführen. Und die Fakten sprechen für sich. Längst ist das Klima zum Spielball wirtschaftlicher und politischer Interessen geworden. Warum etwa gibt es nach vielen Jahren mühsamer Klimakommunikation und zäher politischer Verhandlungen noch immer keine Fortschritte? Warum existiert aus naturwissenschaftlicher Sicht so gut wie kein Klimaschutz? Solange der Anteil der Treibhausgase in der Atmosphäre mit einer unfassbaren Geschwindigkeit immer neue Höhen erklimmt, scheint es, dass die an den Schalthebeln der Macht sitzende Generation entweder unfähig ist oder schlicht versucht, das Problem auszusitzen.

Lösungswege zur Bewältigung der drohenden Klimakatastrophe existieren schon lange. Es sind in erster Linie die erneuerbaren Energien, die aus der Klimakrise führen können. Sonne, Wind oder Erdwärme und andere saubere, nichtfossile Energiequellen sind im Überfluss vorhanden und könnten den Energiehunger der Welt spielend stillen, ohne die Umwelt über Gebühr zu belasten. Die technischen Voraussetzungen dafür sind da, und sie sind innerhalb weniger Jahrzehnte umsetzbar. Die notwendigen Investitionen könnte die Finanzwirtschaft zur Verfügung stellen. An Geld mangelt es der Welt nicht, wie Corona gezeigt hat.

„Die Menschheit muss es nur wirklich wollen“

„Die Menschheit muss es nur wirklich wollen, einen entsprechenden Plan entwickeln und ihn konsequent und zügig umsetzen. Denn es gibt eine unumstößliche Wahrheit: Wir haben nur diese eine Erde; es gibt keinen Planeten B.“ Diese warnenden Worte des Klima- und Meeresforscher Mojib Latif dürfen nicht länger ignoriert werden.
Die Coronakrise hat weite Teile des öffentlichen Lebens lahmgelegt. Ein Nebeneffekt: Die Emissionen sinken. Liegt im Shutdown also auch eine Chance für das Klima? Mojib Latif sagt: „Die Klimakrise wird man nicht dadurch lösen, indem man die Weltwirtschaft gegen die Wand fahren lässt! Es lassen sich aber Muster im Umgang der Menschheit mit der Coronaviruskrise erkennen, die typisch für den Umgang mit allen großen Herausforderungen sind, denen sie sich gegenübersieht, von denen das Klimaproblem eine ist.“ Was wir vom Umgang mit Corona für unseren Kampf gegen den Klimawandel lernen können, zeigt Latif in seinem neuen Buch.
Immer wieder werden die Programme, aus der fossilen Wirtschaft auszusteigen, durchlöchert, aufgeweicht, gar von Politikern entkernt, die sich dem Druck der alten Konzerne beugen. Und damit mindestens 30 wertvolle Jahre vertrödelt haben, das Ruder herumzureißen.

Geprägt vom PIK-Potsdam – „Heißzeit“ ist von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum Wort des Jahres gekürt worden. Dieser Begriff kam am 06.08.2018 zum ersten Mal in einer Medienmitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenabschätzung vor: „Die globale Erwärmung auf lange Sicht bei 1,5°C bis 2°C zu stoppen, könnte schwieriger sein als bisher angenommen“, hieß es da (siehe solarify.eu/auf-dem-weg-in-die-heisszeit). Selbst bei Umsetzung der COP21-Ziele bleibe ein Risiko, dass der Planet in einen Zustand gerät, den die Forscher als „Hothouse Earth“ bezeichnen. Eine solche Heißzeit wäre langfristig durch etwa 4° C bis 5° C höhere Temperaturen charakterisiert sowie durch einen Meeresspiegelanstieg um 10 bis 60 m, so die PIK-Veröffentlichung.

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