„Akku-Hersteller müssen transparenter werden“

Probleme: Lieferketten, Rohstoffförderung und Recycling

Batterien sind der Knackpunkt der Elektromobilität. Eine am 02.09.2020 veröffentlichte gemeinsame Untersuchung des schweizerischen katholischen Hilfswerks Fastenopfer, der evangelischen Hilfsorganisation Brot für alle, und des Verkehrs-Clubs der Schweiz (VCS) untersuchte erstmals den Umgang der wichtigsten Akku-Hersteller mit Umwelt- und Menschenrechtsfragen. Probleme stellten sich vor allem bei der Transparenz der Lieferketten, der Rohstoffförderung und beim Recycling der Akkus heraus.

Die Batterie – Knackpunkt der E-Mobilität – © fastenopfer.ch

Heutige Elektroautos speichern die Energie in Lithium-Ionen-Batterien. Um einen Einblick in den Umgang mit Umwelt- und Menschenrechtsfragen bei deren Produktion zu erhalten, haben Fastenopfer, Brot für alle und der VCS die Geschäftspolitik der sechs weltweit größten Hersteller von Fahrzeugbatterien analysiert. Das Schweizer Unternehmen ABB war ebenfalls Gegenstand der Untersuchung. Der Technologiekonzern produziert allerdings keine Autobatterien, sondern montiert unter anderem integrierte Energiespeichersysteme für öffentliche Verkehrsmittel.In der Gesamtbewertung schneidet der südkoreanische Hersteller Samsung SDI am besten ab, während just der chinesische Weltmarktführer CATL auf dem Schlussrang landet – dies vor allem aufgrund mangelnder Transparenz. Die Rückverfolgbarkeit der Lieferketten weist indessen bei allen Herstellern erhebliche Mängel auf. So fehlen praktisch überall Angaben zu den Minen, aus denen die Rohstoffe stammen.

Sorgfaltspflicht umfassend wahrnehmen

Außerdem beschränken die Unternehmen ihre Sorgfaltspflicht auf sogenannte Konfliktmineralien und auf Kobalt aus der Demokratischen Republik Kongo, das wegen verbreiteter Kinderarbeit in den Minen als problematisch gilt. Andere Rohstoffe wie etwa Lithium oder Nickel, deren Abbau ebenfalls gravierende soziale und ökologische Schäden verursacht, werden weitgehend ausgeblendet.

Die Herausgeber der Studie fordern deshalb die Hersteller der Batterien auf, ihre Sorgfaltspflicht entlang der gesamten Lieferkette und für alle verwendeten Rohstoffe wahrzunehmen. Entscheidend sind dabei mehr Transparenz in Bezug auf die Herkunft der Rohstoffe, die Arbeitsbedingungen in den entsprechenden Minen und die sozialen und Umweltfolgen in deren Umfeld. Zudem sollten die Unternehmen Missstände in den Lieferketten nicht nur identifizieren, sondern zusammen mit Akteuren der Zivilgesellschaft für Lösungen sorgen.

Recycling fördern und Verkehr reduzieren

Verbesserungsmöglichkeiten sehen Fastenopfer, Brot für alle und der VCS auch im Ausbau des Recyclings. Sie fordern die Politik auf, entsprechende Innovationen zu fördern sowie Anreize und Regulationen zu schaffen, damit Batterien möglichst lange genutzt und vollständig rezykliert werden. Denn heute ist die Förderung immer neuer Batterierohstoffe oft billiger als deren Wiederverwendung. Recycling muss auch dazu beitragen, die CO2-Emissionen der Akkuherstellung zu reduzieren. Bisher richten nur drei der untersuchten Unternehmen ihre Emissionsziele an den Zielen des Pariser Klimaabkommens aus.

E-Autos mit besserer Bilanz als Kohlenwasserstoff-Verbrenner

Unter dem Strich ist die Ökobilanz von Elektrofahrzeugen besser als jene von Fahrzeugen, die mit fossiler Energie betrieben werden. Um den Rohstoffbedarf zu begrenzen, braucht es aber eine Reduktion des Fahrzeugbestands. Dazu muss sich das Mobilitätsverhalten ändern, etwa durch den vermehrten Umstieg auf den öffentlichen Verkehr sowie die Förderung von Carpooling, Carsharing und des Fahrradverkehrs.

Handlungsbedarf laut Studie

      • Um die Sorgfaltspflicht bei Batterie- und Fahrzeugherstellern durchzusetzen, braucht es geeignete Maßnahmen, die sicherstellen, dass die international anerkannten Menschenrechte und Umweltstandards respektiert werden.
      • Investoren sollen die Elektromobilität nicht automatisch als grüne und nachhaltige Anlagekategorie einstufen. Die sozialen und ökologischen Sorgfaltspflichten entlang der Wertschöpfungskette müssen mitberücksichtigt werden, insbesondere auch die Rohstoffförderung.
      • Öffentliche Beschaffer und Fahrzeugnutzer können dank ihrer Kaufkraft Nachhaltigkeit und verantwortungsvolle Herstellungsbedingungen bei der Produktion von Elektrofahrzeugen einfordern. Entsprechende Einkaufskriterien fördern gleichzeitig die dazu notwendige Transparenz in den Lieferketten.
      • Politik und Gesetzgeber sollen technische Innovationen fördern sowie staatliche Anreize und Regulierung schaffen, damit Batterien möglichst lange genutzt und Batterierohstoffe möglichst vollständig recycled werden. Eine lange Lebensdauer der Batterien sowie Zweitnutzungen und Recycling vermindern den Bedarf an ständig neu geförderten Rohstoffen.
      • Der effizienteste Weg, Treibhausgasemissionen zu senken sowie Missstände bei der Fahrzeug- und Batterieherstellung zu vermindern, ist die Reduktion des Fahrzeugbestands. Als Alternativen zum eigenen Auto bieten sich etwa der öffentliche Verkehr, Carsharing und Carpooling sowie Velos an.

      ->Quellen und mehr: