„Atomkraft hilft nicht dem Klimaschutz, sondern schafft weitere Probleme“

IAEA-Generaldirektor fordert längere AKW-Laufzeiten in Deutschland

Der Chef der Internationalen Atomenergie-Agentur IAEA, Rafael Grossi, forderte anlässlich seines Deutschland-Besuchs am 26.10.2020 einen Aufschub des Atomausstiegs hierzulande. Ohne Atomkraft, behauptete Grossi, seien die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens COP21 nicht zu erreichen. Greenpeace Energy-Vorstandsmitglied Sönke Tangermann erklärt demgegenüber, Atomkraft sei nicht „Teil der Lösung“ sondern habe eines der gravierendsten Umwelt-Probleme neben der Klimakrise geschaffen.

AKW Grafenrheinfeld – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

„Atomkraft ist nicht nur riskant, sondern auch zu teuer und zu unwirtschaftlich. Allein in Deutschland hat die Atomenergie unsere Gesellschaft mehr als eine Billion Euro gekostet. Anders als Rafael Grossi behauptet, ist Atomkraft nicht ‚Teil der Lösung‘ – sondern, im Gegenteil, Kern und Ursache eines der gravierendsten Umwelt-Probleme neben der Klimakrise. Wie kann man eine Technologie ernsthaft als ‚sauber‘ bezeichnen, die allein in Deutschland bis heute knapp 15.000 Tonnen hoch radioaktiven Atommüll produziert hat, den wirklich niemand vor seiner Haustür haben will? Auch Herr Grossi gibt darauf keine Antwort.“

Dagegen sei es durchaus möglich, die Pariser Klimaziele auch ohne Atomkraft zu erreichen – und zwar durch den entschiedenen Einsatz Erneuerbarer Energien. Die stellten schon heute bis zu 50 Prozent des produzierten Stroms, ihre Kosten seien rapide gesunken, die Versorgungssicherheit mit Strom sei hoch wie nie – und Wasserstoff als künftige Speicher-Säule der Energiewende politisch akzeptiert. „Wer da wie Herr Grossi noch immer von angeblich ‚wenig konstanter‘ Wind- und Sonnenenergie raunt, lebt energiepolitisch entweder hinterm Mond oder nur noch in seiner eigenen Filterblase. Der deutsche Außenminister Heiko Maas täte beim heutigen Treffen mit dem IAEA-Chef deshalb gut daran, dessen Forderungen nach AKW-Laufzeitverlängerungen vehement zu widersprechen – und den Fahrplan des deutschen Atomausstiegs sowie die Erfolge der Energiewende selbstbewusst zu verteidigen.“

In einer von Greenpeace Energy beauftragten Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) von Mitte September wurden die staatlichen Ausgaben und gesellschaftlichen Kosten der Atomkraftnutzung in Deutschland berechnet.

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