Videokonferenzen, Home-Office und das Klima

VDC/Borderstep: Klima schützen, Verkehr vermeiden – Potenziale für eine nachhaltige berufliche Mobilität

Jeder vierte Weg, den wir zurücklegen, ist auf das Pendeln zum Arbeitsplatz oder auf Reisen zur Ausübung des Berufs zurückzuführen. 2019 wurde bereits mit 195 Millionen Geschäftsreisen ein neuer Höchststand erreicht – fast eine Million Reisen pro Arbeitstag. Ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie hat sich die Arbeitswelt grundlegend verändert. Home-Office und mobiles Arbeiten sind für viele zur neuen Normalität geworden. VCD und Borderstep Institut haben dazu am 18.02.2021eine repräsentative Befragung zu Klimaschutzpotenzialen von Videokonferenzen und Home-Office vorgestellt. Millionen Tonnen Treibhausgase könnten eingespart werden, wenn die Rahmenbedingungen für mobiles Arbeiten und nachhaltige Mobilität verbessert würden.

Home-Office – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Das Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit hat Geschäftsreisende zu ihrem Reiseverhalten sowie zur Nutzung von Videokonferenzen und Home-Office vor und während der Pandemie befragt und sie um eine Einschätzung gebeten, wie sich diese Trends künftig entwickeln könnten. Demnach könnte die Zahl der Geschäftsreisen in Deutschland in Zukunft dauerhaft etwa ein Drittel niedriger liegen als vor der Pandemie.

Jens Clausen vom Borderstep Institut: „Videokonferenzen statt Dienstreise haben ein hohes Potenzial für den Klimaschutz. Damit könnten ca. drei Mio. t Treibhausgasemissionen im Jahr eingespart werden. Allein der Anteil der nicht gefahrenen Autokilometer bei dieser prognostizierten Reduktion der Geschäftsreisen macht rechnerisch 700.000 Pkw überflüssig und stellt die Frage nach dem Dienstwagenprivileg neu.“

Viele Menschen arbeiten zurzeit tageweise im Home-Office und pendeln seltener zum Arbeitsplatz. Dafür nutzen sie dann aber häufiger als zuvor das Auto, um eine Infektion mit dem Corona-Virus zu vermeiden. Obwohl der Autoverkehr in diesem Szenario zunimmt, könnten beide Effekte zusammengenommen, also mehr Home-Office bei gleichzeitig mehr Autoverkehr, in Deutschland zur Einsparung von ca. 1,5 Mio. t Treibhausgasemissionen im Jahr führen.

Andere Faktoren könnten diese Einsparung aber noch weiter verringern, etwa die Wahl eines vom Arbeitsplatz weiter entfernten Wohnortes oder das Anmieten größerer Wohnungen, um Platz für das Home-Office zu haben.

„Berufsbedingte Mobilität bringt neben dem Ausstoß von CO2 immer auch Stau, Lärm, Unfälle und Abgasbelastung mit sich“, sagt Michael Müller-Görnert, verkehrspolitischer Sprecher des ökologischen Verkehrsclub VCD. „Mit Zoom zum Meeting ist besser für Umwelt und Klima als der Flug zum Meeting. Und wer öfter von zuhause arbeitet, spart sich das Pendeln. Videokonferenzen und Home-Office können einen wichtigen Beitrag leisten, um Verkehr zu vermeiden. Dafür müssen Unternehmen und Politik die notwendigen Anreize und Rahmenbedingungen schaffen.“

Forderungen

  • Aus Sicht des VCD und des Borderstep Instituts sollten Unternehmen die technischen Voraussetzungen dafür bereitstellen, mobiles Arbeiten zu ermöglichen.
  • Auch Reise- und Datenschutzrichtlinien sollten angepasst und Mobilitätspauschalen oder Diensträder eingeführt werden.
  • Reise- und Datenschutzrichtlinien anpassen und Anreize setzen: Videokonferenz statt Dienstreise, Mobilitätspauschale und Dienstrad statt Dienstwagen
  • Rechtliche Rahmenbedingungen für digitales Arbeiten verbessern (z.B. Recht auf Home-Office und Absetzbarkeit der Kosten)
  • Technische Rahmenbedingungen verbessern (Hard- und Software)
  • Dienstwagenprivileg und Entfernungspauschale abbauen
  • Rechtliche Rahmenbedingungen für digitales Arbeiten weiter verbessern.
  • Mobilitätsanbieter wie Bahnen und ÖPNV müssten
  • Angebot ausweiten, flexible Ticketangebote schaffen und
  • mit gezielten Kommunikationskampagnen Vertrauen wiedergewinnen, ihr Angebot ausweiten und flexible Ticketangebote schaffen.