Kandidaten zum Europäischen Erfinderpreis 2021 nominiert

Vier Deutsche unter den Finalisten – CO2-Kreislaufwirtschaft

Das Europäische Patentamt (EPA) hat am 04.052021 die 15 für den Europäischen Erfinderpreis 2021 nominierten Erfinder und Erfinderteams bekanntgegeben. Der prestigeträchtige jährliche Innovationspreis des EPA, der nun zum 15. Mal verliehen wird, ehrt herausragende Erfinderinnen und Erfinder für ihre außergewöhnlichen Beiträge in den Bereichen Technologie, Gesellschaft und Wirtschaft. Die Gewinner des Europäischen Erfinderpreises 2021 werden am 17.06.2021 im Rahmen einer Galaveranstaltung bekannt gegeben, die in diesem Jahr als virtuelles Event für ein weltweites Publikum neu konzipiert wurde.

CO2 – Montage © Solarify

Gleich vier deutsche Erfinder haben eine Gewinn-Chance. Sie wurden von einer unabhängigen, internationalen Jury aus fast 400 Kandidaten als Finalisten ausgewählt. Berücksichtigt wurden nur Erfindungen, die wesentlich zum technologischen Fortschritt in ihrem Gebiet beigetragen haben, und sowohl der Wirtschaft zugutekommen als auch die Gesellschaft bereichern.

In der Kategorie „Industrie“ sind Christoph Gürtler und Walter Leitner vom Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion in Mülheim an der Ruhr (MPI CEC) , ein deutsches Forscherteam, für die Entwicklung eines neuen Verfahrens nominiert, das CO2-Abfälle in eine wiederverwertbare Ressource umwandelt und so den Weg zur Kreislaufwirtschaft beschleunigt. Ihr nachhaltiges und zugleich wirtschaftliches Verfahren nutzt Kohlendioxidabfälle zur Herstellung von Kunststoffprodukten auf Polyurethanbasis. Dies ermöglicht eine bis zu 20-prozentige Reduzierung der Menge an fossilen Rohstoffen, die zur Herstellung eines Polyurethan-Vorprodukts benötigt werden, und macht zugleich die Nutzung von CO2-Abfällen aus anderen Industrien möglich. Mit der Erfindung wird aus einem Abfallstoff ein Rohstoff für Kleidung, Bodenbeläge, Waschmittel und andere Alltagsprodukte.

In der prestigeträchtigen Kategorie „Lebenswerk“ sind gleich zwei deutsche Ausnahmeforscher für den Europäischen Erfinderpreis 2021 nominiert: Metin Colpan, deutscher Biotechnologie-Pionier und Mitbegründer der Firma Qiagen, hat ein Verfahren zur schnellen und effizienten Analyse des genetischen Codes entwickelt. Seine bahnbrechende Methode der Proteinreinigung veränderte die Erforschung von DNA und RNA, mit Auswirkungen auf Anwendungen in der Gensequenzierung, Medikamentenentwicklung, Forensik, Lebensmittelsicherheit und Diagnostik bis hin zu Testkits für Covid-19. Karl Leo – Physiker, Ingenieur, Professor und Unternehmer – veränderte mit seinen Erfindungen auf dem Gebiet der organischen Halbleiter die Elektronikindustrie grundlegend und ebnete den Weg für neue Solartechnologien. Seine OLED-Technologie kommt in der Hälfte aller Smartphones weltweit und in vielen Arten von Solarzellen zum Einsatz.

„Das vergangene Jahr hat mehr denn je gezeigt, wie wichtig Erfinderinnen und Erfinder für den technischen Fortschritt und die Verbesserung unseres Lebens sind,“ sagte EPA-Präsident António Campinos. „Die diesjährigen Finalisten des Europäischen Erfinderpreises sind eindrückliche Beispiele für den Einfallsreichtum und die Kreativität, die den technischen Fortschritt unterstützen und den Weg für die Schaffung von Arbeitsplätzen und Wohlstand ebnen.“

Der in Istanbul geborene Biotechnologie-Pionier Metin Colpan entwickelte im Rahmen seiner Promotion an der Technischen Hochschule Darmstadt eine schnellere und effektivere Technik zur Extraktion der Nukleinsäuren DNA und RNA, die es Forschern ermöglicht, genetisches Material weitaus detaillierter zu untersuchen als zuvor. Sein Beitrag auf dem Gebiet der Genomik öffnete die Türen zu neuen Wissenschaftsfeldern, indem er die Art und Weise veränderte, wie Wissenschaftler genetische Daten analysieren. Colpans Lösung und die von ihm entwickelten Produkte legten damit den Grundstein für bahnbrechende Entwicklungen in der Genomik, wie Gentests und Gensequenzierung, die beide bei der Erkennung und Behandlung komplexer Krankheiten wie Krebs oder Herzerkrankungen genutzt werden können. Doch Colpans 40-jährige Karriere zeichnet sich auch durch einen ausgeprägten Unternehmergeist aus. Er ist Mitbegründer von Qiagen – das heute weltweit über 5 300 Mitarbeiter beschäftigt – und als europäische Biotechnologie-Erfolgsgeschichte auch das erste deutsche Unternehmen ist, das mit einer NASDAQ-Notierung in den USA an die Börse ging. Zuletzt hat das Unternehmen in der Covid-19-Pandemie dazu beigetragen, kritische Engpässe bei Covid-19-Nachweisprodukten (Tests für Antigene, Antikörper und T-Zellen) zu beseitigen.

Organische Halbleiter zum Leuchten gebracht

Die Arbeit des Physikers Leo wurde stets von seiner Leidenschaft für die Forschung und der angeborenen Neugierde geprägt. Leo gilt als „Organikelektronik-Papst“ und leistete einen herausragenden Beitrag zur Weiterentwicklung von organischen Halbleitern, indem er ihre Leitfähigkeit mithilfe der sogenannten Dotierung verbesserte. Dies ermöglichte die Entwicklung der hocheffizienten OLED-Technologie (organische Leuchtdiode), die in der gesamten Elektronikindustrie zum Einsatz kommt. OLED-Displays sorgen heute in den neuesten Smartphone-Modellen und anderen elektronischen Geräten für eine verbesserte Bildhelligkeit, hohe Farbauflösung und größere Energieeffizienz. Doch der gebürtige Freiburger und bekennende Grundlagenforscher, der in 22 europäischen Patenten genannt ist, ist nicht nur ein international renommierter Physiker, sondern auch Unternehmer, der im Laufe seiner Karriere zahlreiche Start-ups in der Dresdner Technologieregion „Silicon Saxony“ mitbegründet und seine Forschungsarbeit in kommerziell erfolgreiche Elektronik- und Photovoltaikunternehmen umgesetzt hat.

Die 15 Finalisten der 5 Kategorien sind:

Industrie

Forschung

Nicht-EPO-Staaten

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU)

Lebenswerk

->Quellen: