Bis jetzt ist 2025 kein neues Offshore-Windrad ans Netz gegangen. Das geht aus dem aktuellen Bericht der Stiftung Offshore-Windenergie hervor. Zwar sind Anlagen im Bau und für weitere liegen Genehmigungen vor. Doch das werde nicht ausreichen, um die gesetzlich verankerten Ausbauziele zu erreichen. Die Branche fordert Reformen der Vergabe-Regelungen.

Deutschlands Offshore-Ausbau stockt. Neue Windräder stehen bereit, speisen aber noch keinen Strom ein. Foto: Norbert Pietsch
Zum 30. Juni 2025 waren insgesamt weiterhin 9,2 GW Offshore-Windleistung am Netz, genauso viel wie Ende 2024. Zwar wurden neue Anlagen auf bereits bestehenden Fundamenten errichtet, jedoch wurde noch keine Energie eingespeist. Gleichzeitig stehen 91 weitere Anlagen mit rund einem Gigawatt bereits montiert auf hoher See und warten auf ihre Inbetriebnahme. Die Branche warnt: Es brauche eine schnellere Umsetzung, wirtschaftliche Planungssicherheit und eine Überarbeitung des Ausschreibungsmodells.
Besonders kritisch sehen die Verbände das derzeitige Vergabeverfahren. Bei der jüngsten Ausschreibung im Juni 2025 wurde lediglich eine Fläche vergeben. Es gingen nur zwei Gebote ein, beide ohne Förderanspruch. Der Zuschlag ging an den Bieter mit der höchsten Zahlungsbereitschaft: für 180.000 Euro pro bereitgestelltem Megawatt. Dieses rein preisbasierte Verfahren berge, so die Kritik, erhebliche Risiken für die Projektentwicklung und sei angesichts gestiegener Lieferkettenkosten und technischer Unsicherheiten nicht mehr zeitgemäß. Gefordert wird daher ein neues, europäisch abgestimmtes Erlösmodell. Dieses soll standardisierte Verträge umfassen, die die Wirtschaftlichkeit besser absichern.
Auch bei den Fristen zur Realisierung von Offshore-Projekten sehen die Verbände Handlungsbedarf. Aktuell müssen Betreiber innerhalb von sechs Monaten ihre technische Betriebsbereitschaft nachweisen. Für große Projekte sei das schwer umsetzbar, warnen die Organisationen. Sie fordern eine Verlängerung auf mindestens zwölf Monate, um eine realistische Planung zu ermöglichen und unnötige Kosten zu vermeiden.
Neben einem besseren Marktdesign müsse die Bundesregierung laut Branchenbericht auch bei der Hafeninfrastruktur, der Umsetzung der EU-Richtlinien zur kritischen Infrastruktur und der Vereinfachung von Genehmigungen aktiver werden. Der Ausbau auf See ist ein zentrales Element der Energiewende. Dies liegt nicht nur an den stabilen Windverhältnissen, sondern auch daran, dass Offshore-Windstrom planbarer und kontinuierlicher eingespeist werden kann als viele andere erneuerbare Energien. Damit leistet er einen wesentlichen Beitrag zu einer klimaneutralen Stromversorgung, zur Energiesicherheit und zur Erreichung der nationalen Klimaziele.
Viele Prozesse in den Bereichen Recycling, Materialrückgewinnung und nachhaltige Produktion sind nur dann klimafreundlich skalierbar, wenn ausreichend Energie zur Verfügung steht. Da davon ausgegangen wird, dass der Strombedarf in den kommenden Jahren weiter steigen wird, ist ein beschleunigter Ausbau der erneuerbaren Erzeugungskapazitäten notwendig. Umso wichtiger ist es, bestehende Hürden zu beseitigen und die Planung, Genehmigung und Realisierung von Projekten durch praxistaugliche Vorgaben zu erleichtern. Anstatt sich in regulatorischen Details zu verlieren, muss nun konsequent umgesetzt werden, was politisch längst vereinbart wurde, damit aus Zielen Realität wird. Die neue Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag angekündigt, die Energiewende zur industriepolitischen Priorität zu machen. Jetzt könnte sie zeigen, dass sie es ernst meint. Mit Zielvorgaben und konkreten Fortschritten. Entscheidend ist, dass sie den Ausbau nicht blockiert und Realisierungen ermöglicht. So können aus Ausbauplänen tatsächlich gebaute Anlagen und eingespeister Strom werden.
Quellen:
- Pressemitteilung: Offshore-Windenergieausbau, 1. Halbjahr 2025
- Bericht zum Status des Windenergieausbaus, 1. Halbjahr 2025