Klimaziele in Gefahr: Staaten planen doppelt so viel fossile Förderung wie erlaubt

Obwohl Länder sich auf globale Klimaziele geeinigt haben, wollen sie bis 2030 mehr als doppelt so viele fossile Brennstoffe fördern, als das 1,5-Grad-Ziel erlaubt. Ein Bericht zeigt: Die Realität der fossilen Förderung entwickelt sich weitgehend unabhängig von den internationalen Klimazusagen.

Kasia Strek / Climate Visuals / Photographer name: Kasia Strek

Eine Person geht am Kohlekraftwerk in ?aziska Górne vorbei. Es ist mit einer Kohlemine verbunden, die laut EU-Vorgaben 2028 schließen soll. Auch das Kraftwerk soll dann von Kohle auf Gas umgestellt werden. Foto: Kasia Strek / Climate Visuals 

Bohren, Bagern und Fördern von fossilen Brennstoffen: „Drill Baby Drill“, das ist unsere Realität, die der „Production Gap Report 2025“ zeigt. Regierungen weltweit planen weiterhin deutlich höhere Mengen an Kohle, Öl und Gas ein, als mit dem 1,5-Grad-Ziel vereinbar sind. Der Bericht gibt eine Übersicht über vorliegende Förderpläne. Für das Jahr 2030 liegt die Fördermenge mehr als doppelt so hoch über dem, was klimaverträglich wäre. Sogar für ein Zwei-Grad-Ziel wäre der Emissions-Überschuss rund 80 Prozent zu hoch. Diese Lücke zwischen den realen Produktionsplänen und den Klimazielen hat sich gegenüber dem letzten Bericht sogar noch vergrößert.
Während die Internationale Energieagentur davon ausgeht, dass die weltweite Nachfrage nach fossilen Energieträgern noch in diesem Jahrzehnt ihren Höhepunkt überschreiten wird, bereiten viele Länder neue Investitionen in fossile Infrastruktur vor. Gleichzeitig bleiben die Subventionen für Öl, Gas und Kohle auf hohem Niveau. Damit steigen nicht nur die zukünftigen Emissionen, sondern es entsteht auch wirtschaftlicher Druck, diese Investitionen langfristig rentabel zu machen. Also Investitionen zu lasten der Klimaziele.

Deutschland gehört zu den Ländern, die sich in internationalen Foren für Klimaschutz starkmachen, gleichzeitig aber keine konsequente Strategie zur Reduktion der eigenen fossilen Produktion vorlegen. Der Ausbau erneuerbarer Energien kommt zwar voran, doch weiterhin fließen staatliche Mittel in fossile Projekte. Ein verbindlicher Ausstiegspfad für Öl und Gas fehlt. Im Gegenteil, etwa durch Förderprogramme trägt Deutschland dazu bei, dass die globale Produktion fossiler Brennstoffe nicht sinkt, sondern weiter steigt. Der Report benennt strukturelle Ursachen für diese Entwicklung. Dazu zählt der politische Einfluss der fossilen Industrie, die in vielen Ländern weiterhin als zentraler Wirtschaftsfaktor gilt. Steuererleichterungen, Investitionsanreize und die Erschließung neuer Fördergebiete stehen im Widerspruch zu den klimapolitischen Zielen. Trotz wachsender Investitionen in Erneuerbare bleibt die fossile Infrastruktur politisch und ökonomisch abgesichert.

Der Bericht zeigt konkrete Handlungsmöglichkeiten auf. Dazu gehören die Verknüpfung nationaler Klimaziele mit verbindlichen Plänen zum Rückbau fossiler Förderung, die Reform klimaschädlicher Subventionen, eine stärkere Besteuerung von Übergewinnen und die Förderung einer stärker auf Kreislaufwirtschaft ausgerichteten Industriepolitik. Der technologische Wandel schreitet voran, viele erneuerbare Energien sind heute wirtschaftlich konkurrenzfähig. Damit wäre der Spielraum vorhanden, um den Umbau aktiv zu gestalten. Was fehlt, ist ein politischer Kurs, der das fossile Zeitalter nicht nur als Auslaufmodell bezeichnet, sondern es auch entsprechend behandelt. Auch die Steinzeit endete nicht, weil uns die Steine ausgingen, sondern weil sich bessere Lösungen durchgesetzt haben. Jetzt ist es Zeit, mit fossilen Energien genauso zu verfahren.

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