Welt-Energiereport alarmierend

Internationale Energieagentur warnt vor schneller Erderwärmung

Alarmierende Prognose der OECD: Der weltweite Energiebedarf steigt bis 2035 um ein Drittel. Öl wird dadurch dramatisch teurer, Klimaziele werden unerreichbar. Die Erde wird sich weiter erwärmen. Ohne einen raschen Kurswechsel der Politik wird die weltweite Energieversorgung in den nächsten Jahren immer „unsicherer, ineffizienter und klimaschädlicher“. Davor warnt die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem Welt-Energiereport „World Energy Outlook 2011“.

Nach den Ergebnissen der neuen Studie dürfte die weltweite Nachfrage nach Energie bis 2035 um ein Drittel steigen – selbst wenn die zum Teil ambitionierten Ziele der Regierungen in Bezug auf Einsparungen und Energieeffizienz umgesetzt werden. Gut 90 Prozent der zusätzlichen Nachfrage nach Öl, Kohle und Gas wird dabei aus Schwellenländern wie China und Indien kommen. „Wachstum, Wohlstand und Bevölkerungszunahme werden den Energiebedarf in den kommenden Jahrzehnten unabwendbar ansteigen lassen“, sagte die IEA-Direktorin Maria van der Hoeven bei der Präsentation in London: „Die Regierungen müssen schärfere Maßnahmen ergreifen, um mehr Investitionen in effizientere und klimafreundlichere Technologien auszulösen.“

Die IEA ist ein in Paris ansässiges Prognose-Institut der Organisation für Wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD), einem Zusammenschluss der großen Industrieländer. Laut der IEA-Prognose werden erneuerbare Energien den weltweiten Bedarf bis 2035 nicht decken können. Der Anteil fossiler Brennstoffe falle lediglich von 81 auf 75 Prozent. Öko-Energien könnten ihren Anteil innerhalb der nächsten 25 Jahre nur von 13 auf 18 Prozent ausbauen. Schon um diese Steigerung zu erreichen, müssten die Beihilfen für erneuerbare Energien von derzeit 64 Mrd. Dollar pro Jahr auf 250 Mrd. Dollar im Jahr 2035 ansteigen müssen.

Hohe Subventionen für konventionelle Energie

Die Vervierfachung der Subventionen für erneuerbare Energien relativiert sich freilich im Verhältnis zu den Beihilfen, die derzeit für fossile Brennstoffe gezahlt werden. Wegen der anziehenden Öl- und Gaspreise hätten Regierungen rund um den Globus im vergangenen Jahr 409 Mrd. Dollar ausgegeben, um Strom, Kohle, Gas und Öl für die Einwohner ihrer Länder künstlich billiger zu machen, warnt die IEA.

Damit lagen die Energie-Subventionen um 109 Mrd. Dollar über dem Niveau des Vorjahres. Bis 2020 könnten die weltweiten Subventionen sogar auf 660 Mrd. Dollar ansteigen, wenn die Politik ihren gegenwärtigen Kurs beibehalte. Die Anreize zur Energieverschwendung hätten höchst negative Auswirkungen auf Staatsfinanzen und den Klimaschutz, warnt die Agentur.

Die IEA-Prognose basiert auf der Annahme, dass alle offiziellen Politikziele auf eine „vorsichtige Art“ („in a cautious manner“) umgesetzt werden. Eine realistische Einschätzung. So haben zwar weltweit viele Regierungen die Erhöhung der Energieeffizienz auf ihre Fahnen geschrieben. Doch stellt die Agentur nach Auswertung der jüngsten Daten fest, dass sich die globale Energieeffizienz im Gegenteil nun schon „im zweiten Jahr in Folge verschlechtert hat.“ Nach Einschätzung der OECD-Experten wird China seine Position als weltweit größter Energieverbraucher festigen. Im Jahre 2035 werde das Land rund 70 Prozent mehr Energie konsumieren als die USA – obwohl der Pro-Kopf-Verbrauch eines Chinesen auch dann halb so hoch wie der eines US-Amerikaners sein dürfte.

Ölverbrauch wird auf 99 Millionen Fass pro Tag steigen

Der Erdölbedarf werde von heute 87 Mio. Fass („Barrel“) pro Tag auf 99 Mio. Fass im Jahre 2035 ansteigen. Dies sei vor allem auf die Verdopplung des globalen Kraftfahrzeug-Bestandes auf dann 1,7 Mrd. zurückzuführen.

Der Ölpreis dürfte von heute rund 105 Euro real – in Preisen von 2010 – auf rund 120 Dollar pro Fass steigen. Es hänge vor allem von den Investments im Mittleren Osten und Nordafrika ab, ob die Nachfrage zu diesem Preis gedeckt werden könne. Wenn in dieser Region bis 2015 weniger als 100 Mrd. Dollar jährlich in die Ölförderung gesteckt würden, könne der Ölpreis sogar auf 150 Dollar pro Fass klettern. „Das Zeitalter der fossilen Brennstoffe ist noch lange nicht vorüber“, heißt es im IEA-Bericht. Allerdings verlören sie langsam ihre Vormachtstellung. So werde bis 2035 Erdgas der einzige fossile Energieträger sein, dessen Anteil am Weltenergiemix zunimmt. Die Stromerzeugung aus Kernkraft werde bis 2035 um rund 70 Prozent zunehmen, da die viele Länder ihre Pläne trotz der Atomkatastrophe von Fukushima nicht revidiert hätten.

Prognose: Erderwärmung um 3,5 Grad Celsius

Der weiterhin hohe Verbrauch fossiler Brennstoffe führe unter Beibehaltung heutiger Klimapolitik wegen der CO2-Emissionen zu einer langfristigen Erderwärmung um 3,5 Grad Celsius. Würden die Politikziele gar nicht mehr umgesetzt, könnten es sogar sechs Grad Celsius sein. Nach dem bislang geltenden Paradigma der Klimawissenschaft gilt eine Temperaturerhöhung um zwei Grad Celsius als gerade noch beherrschbar. Zur Bekämpfung der Energiearmut forderte die IEA mehr Engagement.

->Quelle:  Internationale Energieagentur (IEA)