Waferpreise im Sinkflug

Waferpreise brechen um 70 % ein
PV-Modulhersteller ändern Taktik

Der durchschnittliche Preis für Photovoltaik-Wafer ist im ersten Quartal 2012 um mehr als 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Das ist das Ergebnis jüngst veröffentlichter Untersuchungen von IMS Research (kürzlich von der New Yorker IHS Inc. übernommen). Der dramatische Preisverfall, verursacht durch ein weitweites Überangebot, wirkt sich auf Kostenstrukturen und Strategien führender PV-Modul-Lieferanten aus und veranlasst viele, von eigener Produktion zum Kauf überzugehen. 2010 und 2011 hatten viele Versorger noch schnell ihre Inhouse-Wafer-Kapazitäten erweitert. Doch nachdem die Wafer-Preise um mehr als 0,70 $/W auf ein Rekordtief gefallen sind, reduzieren viele Lieferanten jetzt ihre Inhouse-Fertigung und kaufen mehr Wafer von Drittanbietern ein.

Laut der IMS-eigenen jüngsten vierteljährlichen Untersuchung „PV-Module, Zellen, Wafer und Polysilizium – Angebot & Nachfrage„, fielen die Durchschnittspreise für Wafer im ersten Quartal des Jahres 2012 um bis zu 30 Dollarcent pro Watt, nachdem sie vor einem Jahr bei knapp über einem Dollar standen. Dieser rasche Rückgang der Preise wurde durch das starke Überangebot verursacht, sowie durch und hart umkämpfte Marktanteile – schließlich durch große Kapazitätserweiterungen, welche die in 2011 gewachsene Nachfrage bei weitem ausglichen. Der IMS Research-Bericht zeigt, dass die globale PV-Wafer-Kapazität um 50 Prozent auf 50 GW (Ende 2011) anstieg, wohingegen die Installations-Nachfrage nur um 35 % auf 26,9 GW wuchs. Geringer als Wafer verbilligten sich im Lauf des Jahres 2011 Polysilizium (-48 %), Solarzellen (-57 Prozent) und –module (-44 Prozent).
Dieser starke Preisverfall hat riesigen Druck auf die Margen aller PV-Zulieferer ausgeübt, und IMS Research stellt fest, dass viele PV-Modul-Lieferanten ihre Liefer-und Produktions-Strategien geändert haben, um der dramatisch veränderten Preisgestaltungs-Landschaft in der PV-Branche gerecht zu werden. „Intensiver Preisdruck und Wettbewerb in der gesamten PV-Industrie haben die Zulieferer gezwungen, die Kosten mehr denn je zu reduzieren, um Gewinne zu sichern“, kommentierte IMS Research Senior Market Analyst Sam Wilkinson: „Besonders große chinesische PV-Modul-Lieferanten hatten 2010 und 2011 darauf hingearbeitet, 100 Prozent Fertigungstiefe zu erreichen und bauten schnell ihre In-House Wafering-Kapazitäten aus.“
Die Umstellung ihrer Produktions-Strategien und Ausnutzung der niedrigen Wafer-Preise haben viele Anbieter in die Lage versetzt, ihre Kostenstruktur zu verbessern: „IMS Research hat herausgefunden, dass chinesische Tier-1-Lieferanten in der Regel in der Lage waren, ihre Kostenstruktur um bis zu 5 Ct./W zu verbessern, indem sie Polysilizium kauften und Wafer selbst produzierten; das ist eine ganze Menge im heutigen Industrie-Klima. Produzenten müssen aber 2012 flexibel bleiben, mit den Lieferanten die Polysilizium-Lieferverträge neu verhandeln“, so Wilkinson.
Wafer und Silizium-Preise werden 2012 voraussichtlich weiter fallen. IMS Research prognostiziert, dass bis Ende 2012, die Durchschnittspreise für Wafer im Vergleich zum vierten Quartal 2011 um 25 Prozent sinken werden, Polysilizium-Preise gar um 33 Prozent. 11.04.2012

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