Prokon warnt Anleger vor eigener Insolvenz

Unkontrollierte Mittelabflüsse mit Druck zu verhindern versucht

Das wachsende Misstrauen beschleunigte jüngst die Kündigungen. Diesen rapiden Mittelabfluss könne Prokon aber nicht verkraften, argumentierte Rodbertus in dem offenen Brief – und versuchte damit auf groteske Weise, den nervös gewordenen Anlegern die Schuld am drohenden Bankrott zuzuschieben. Diese forderten derzeit rund 150 Millionen Euro zurück, 2013 seien bereits 130 Millionen ausgezahlt worden. Jetzt werden viel mehr Rückforderungen befürchtet. „Es ist absehbar, dass wir die Zahlungen nicht fristgerecht leisten können“, schreibt Rodbertus. Ganz abgesehen von den fälligen hohen Zinszahlungen.

Die Prokon AG veröffentlichte auf ihrer Homepage vorformulierte Rückantworten, in denen sich die Anleger verpflichten, bis mindestens zum 31. Oktober 2014 kein Geld zurückzufordern und gleichzeitig auf  Zinsen zu verzichten. Später sollen die Anlagen lediglich in Raten über zwölf Monate ausbezahlt werden. Wer dagegen seine Genussrechte kündigt, unterschreibt mit dem Formular den Satz: „Eine Insolvenz von Prokon nehme ich bewusst in Kauf.“ Prokon setzt dafür eine Frist bis zum 20. Januar.

Auszüge aus der vorformulierten Erklärung von Prokon, um rückfordernde Anleger gefügig zu machen – ein Dokument, das belegt, wie nah die Prokon-Geschäftsführung offenbar am Abgrund steht:

  • „Ich trage bewusst das Risiko, dass PROKON Sachanlagevermögen unter dem Marktwert verkaufen muss…
  • Mir ist bewusst, dass ich mein Kapital nicht zeitnah ausgezahlt bekommen werde…
  • Mir ist bewusst, dass aufgrund der hohen Vermögensmasse von PROKON für die Planinsolvenz Kosten in Höhe von ca. …20 Millionen Euro entstehen, die aus der Insolvenzmasse zu bezahlen sind.
  • Mir ist bewusst, dass ich mit der Entscheidung für eine Planinsolvenz entscheidend zur Vernichtung eines … Unternehmens mit über 1.300 Arbeitsplätzen beitrage.
  • Trotzdem entscheide ich mich für diese, aus Sicht der Geschäftsführung wirtschaftlich nachteiligste Möglichkeit.“

Folgt: 95 Prozent Zustimmung notwendig – oder frisches Geld – beides unwahrscheinlich