Prokon warnt Anleger vor eigener Insolvenz

Massiver Druck auf  Anteilseigner – wer Geld zurück will, „nimmt Insolvenz bewusst in Kauf“ – Staatsanwaltschaft ermittelt

Der umstrittenen Öko-Energie-Investment-Firma Prokon laufen offenbar die Anleger davon – mit der Konsequenz, dass das Geld auszugehen droht. In einem offenen Brief  übte Geschäftsführer Rodbertus  Druck auf die verbliebenen Sparer aus, ihre Investitionen nicht zurückzuziehen. Sonst drohe die Insolvenz. Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger spricht auf Spiegel-Online von „Erpressung“ und warnt davor, Geld nachzuschießen. Prokons Verhalten „geht in den Bereich der Erpressung und ist nicht akzeptabel“. Prokon sei selbst schuld an seiner Lage. Es geht um rund 1,4 Milliarden Euro. Betroffen von einer drohenden Pleite wären viele Rentner, deren Altersvorsorge zum Teil auf dem Spiel steht.

Schon lange gewarnt – Schneeballsystem?

Schon lange war vor Prokon gewarnt worden; die hohen Zinsen könnten nicht normal bezahlt werden – deshalb sei ständig neues Kapital notwendig. Manche Kritiker sprachen gar von einem Schneeballsystem. Genussrechte sind ein typisches Instrument des grauen Kapitalmarkts und bei Verbraucherschützern hoch umstritten. Anders als Aktien geben sie den Erwerbern keine Mitspracherechte. Trotzdem sind die Genussrechte im Pleitefall verloren. Die drohende Prokon-Pleite fand großes Medienecho – zum Beispiel in der ARD-Tagesschau oder in ZDF-Heute.

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betruges

Die Staatsanwaltschaften Dresden und Lübeck prüfen Strafanzeigen gegen Prokon: „Wir prüfen, ob ein Anfangsverdacht wegen Betruges und weiterer Wirtschaftsdelikte besteht“, wird die Dresdner Oberstaatsanwältin Wenke Haker-Alm in Agenturmeldungen zitiert. Auch sollen bis „Mitte Februar“ nicht, wie Prokon zunächst mitteilte, 150 Millionen Euro fällig sein, sondern etwa 170 Millionen, berichtet der Norddeutsche Rundfunk ebenfalls unter Berufung auf Unternehmensangaben.

Firmengründer Rodbertus wandte sich in einem Schreiben auf der Prokon-Homepage relativ verzweifelt an die 75.000 Halter von Prokon-Genussrechten: „Sollte es uns gemeinsam mit Ihnen, unseren Anlegern, nicht gelingen, die Liquiditätslage sehr schnell wieder zu stabilisieren, werden wir voraussichtlich Ende Januar gesetzlich gezwungen sein, eine Planinsolvenz wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einzuleiten… Diesen Schritt würden wir nicht scheuen, aber mit sehr, sehr großem Bedauern gehen.“
Folgt: Unkontrollierte Mittelabflüsse mit Druck zu verhindern versucht