Energiesubventionen – weniger ist mehr

Energiesubventionen nur mittel- bis langfristig abzuschaffen

Doch auch wenn fossile Energiesubventionen reduziert bzw. abgebaut werden, wird die notwendige Transformation der Energiesysteme wie sie der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) fordert, nicht automatisch gelingen – weder in Deutschland noch weltweit. Zum einen bleiben bestehende Kohlekraftwerke für vierzig bis fünfzig Jahre am Netz. Zum anderen können wir seit Anfang des 21. Jahrhunderts eine Renaissance der Kohle beobachten.

Die Forderung, Energiesubventionen abzuschaffen, bleibt richtig, ist aber nur mittel- bis langfristig zu realisieren. Zu groß sind die jeweiligen ökonomischen Interessen der betroffenen Akteure. Für Deutschland und Europa gilt: Wer die Förderung erneuerbarer Energien reduzieren möchte, muss im Gegenzug bereit sein, sowohl das System der fossilen Energiesubventionen als auch den europäischen Emissionshandel zu reformieren. Durch wenig ambitionierte Reduktionsziele bzw. die Überallokation an Emissionsberechtigungen sind die Zertifikatspreise im Keller, so dass es keine Anreize für einen Energieträgerwechsel von traditionellen zu erneuerbaren Energien gibt. Im Gegenteil, die fossile Energieerzeugung wurde sogar ausgeweitet, auch in Deutschland. Dies hat negative Auswirkungen auf die Klimaschutzbilanz Deutschlands – die CO2-Emissionen steigen.

Matthias Ruchser ist Leiter der Stabsstelle Kommunikation des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) und arbeitet als Berater in der Energiewirtschaft. Er publiziert regelmäßig zu verschiedenen Energiethemen, u. a. zur deutschen Energiewende, erneuerbaren Energien, Desertec und Strom aus der Wüste, nachhaltige Energie für alle, die Renaissance der Kohle sowie Klimaschutzthemen.

Das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE) zählt weltweit zu den führenden Forschungsinstituten und Think Tanks zu Fragen globaler Entwicklung und internationaler Entwicklungspolitik. Das DIE berät auf der Grundlage unabhängiger Forschung öffentliche Institutionen in Deutschland und weltweit zu aktuellen Fragen der Zusammenarbeit zwischen Industrie- und Entwicklungsländern.

Dieser Artikel ist zuerst erschienen im Diplomatischen Magazin vom 02.2014
->Quelle: www.die-gdi.de/Matthias-Ruchser