Aufregerthema TTIP

Es ist ruhig geworden um die EEG-Reform – was nicht heißt, dass die Aufregung unberechtigt war, und noch viel weniger, die Energiewende sei auf gutem Wege. Dafür ist ein anderes Thema nach vorne gerückt: TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership = transatlantische Handels und Investitions-Partnerschaft) – das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA (plus CETA, am 26.09.2014 in Ottawa medienwirksam unterschrieben). Dabei geht es um Sozialstandards, um Energie und Klima (nicht nur um Fracking, auch um Energie-Verbrauchsstandards und -Effizienz). So will Kanada sein extrem klimaschädlich gewonnenes Ölsand-Erdöl unbehindert nach Europa verschiffen.
Erst am 20.09.2014  beschloss die SPD: „Zu einem Abbau von wirtschaftlichen, sozialen oder kulturellen Standards darf es durch ein transatlantisches Freihandelsabkommen nicht kommen.“ Exakt umgekehrt müsse die TTIP belegen, dass sie „zu nachhaltigem Wirtschaften im globalen Maßstab“ beitrage. TTIP dürfe „nicht dazu führen, dass Investoren vor internationalen Schiedsstellen rechtsstaatliche Standards aushebeln können.“
Hauptstreitpunkt ist nämlich Letzteres: das in der TTIP enthaltene Investitionsschutzabkommen, in dem sich die vertragschließenden Parteien von vorneherein bedingungslos ohne weitere Instanz jedem Spruch der (angeblich unabhängigen) Schiedsgerichte unterwerfen. Hauptverdachtsmoment ist aber die Geheimnistuerei: Wer nur hinter vorgehaltener Hand spricht, hat etwas zu verbergen. Die Katze ließ die EU-Kommission aus dem Sack, als sie der „Europäischen Bürgerinitiative gegen TTIP und CETA“ (Forderung: „Verhandlungsmandat für TTIP aufheben, CETA nicht abschließen“) mit mehr als 240 Organisationen aus 21 EU-Ländern am 10.09.2014 die Anerkennung versagte („liegt offenkundig außerhalb des Rahmens, in dem die Kommission befugt ist, einen Vorschlag für einen Rechtsakt der Union vorzulegen“).
Doch der Geist ist aus der Flasche: Bei der weltweiten Klima-Demo am 21.09.2014 spielte die Kritik an der TTIP eine herausgehobene Rolle. Und jüngst wurde Wirtschaftsminister Gabriel in Berlin bei einer Buchvorstellung (Marcel Fratzscher „Die Deutschland-Illusion“) nach der TTIP gefragt. Er bekannte sich dazu, dass er die Partnerschaft für notwendig halte, nannte aber als Haupthindernisse das Investitionsschutzabkommen und die Intransparenz: Wenn er als Minister in einen datensicheren Raum geführt werde, nichts mitnehmen und nichts herausnehmen dürfe, schnell in den Akten blättern könne, und sich anschließend gut informiert fühlen solle, dann finde er das so nicht in Ordnung.
Als Beispiel nannte Gabriel die  Vattenfall-Klage vor dem Bundesverfassungsgericht und dem Schiedsgericht (International Centre for Settlement of Investment Disputes (ICSID)) der Weltbank (Solarify berichtete). Sollte die alte EU-Kommission jedoch in Wirklichkeit vorgehabt haben, die Verhandlungen zu torpedieren, dann habe Kommissar de Gucht das „hervorragend gemacht“, indem er die europäische Öffentlichkeit völlig ignoriert habe. Allerdings hätten wir jetzt „das letzte Mal die Chance auf ein solches Abkommen“, dann würden wir in anderen Teilen der Welt (er meinte Asien) „diesen Chancen hinterher laufen“, bekannte Gabriel.
Wie auch immer: Wenn die TTIP den Weg in eine kohlenstoffarme Wirtschaft verschwierigt, oder gar blockiert, taugt sie nichts.
-Gerhard Hofmann-