GB: Auslaufmodell Kohle?

Vorbild für Australien

Der australische Energiefinanzexperte Tim Buckley (Institute for Energy Economics and Financial Analysis) schrieb im Internetportal reneweconomy: „Dies ist eine weitere Warnung für Investoren vor „Stranded Assets“ (verlorene Vermögenswerte). Der Kohlebergbau und die dazugehörigen Infrastruktur-Vermögenswerte sind in Gefahr, ebenso die Regierungen, die ihre volkswitschaftlichen Hoffnungen weiterhin auf die Fortsetzung des Wachstums in der Kohleindustrie stützen. Die Fortsetzung einer Wirtschaftsstrategie, die auf Investitionen in Kohle für Wachstum basiert, setzt die australische Wirtschaft einem erhöhten Risiko aus, da sie es versäumt, den unvermeidlichen Übergang unseres Energiemarkts zu erleichtern. Die Ankündigung Großbritanniens ist zudem ein weiterer Beweis dafür, dass über See exportierte thermische Kohle eher einen strukturellen als einen konjunkturbedingten Abschwung erfahren wird.“

[note Solarify warnt vor Euphorie: Die britische Regierung setzt keineswegs bedingungslos auf Erneuerbare Energien, sondern auf – Atomkraft. Schließlich gelten auch AKW als Kohlendioxid-arm, und die Mehrheit der Briten unterstützt nach wie vor die Kernkraft – Fukushima hin oder her. Die EU-Kommission hat im Oktober das geplante AKW Hinkley Point C genehmigt und gleichzeitig – abenteuerlich – staatliche Garantien für die Finanzierung sowie eine Einspeisevergütung in Höhe von 92,5 Pfund/MWh (ca. 12,5 ct/kWh) mit vollem Inflationsausgleich für 35 Jahre zugestanden – insgesamt mindestens 23 Milliarden Euro – Solarify berichtete. Andere EU-Staaten (Österreich) wollen dagegen klagen und werden dafür von ihrer Majestät Regierung regelrecht bedroht. Zweite Energie-Hoffnung von Camerons Regierung: Fracking. Allerdings gab es  bisher nur Testbohrungen – die lokale Bevölkerung widersetzt sich. Das Unterhaus will jetzt gesetzlich die Genehmigung von Fracking-Projekten erleichtern.  Subventionen für Windparks sollen dagegen gestrichen werden – UKIP droht mit Stimmengewinnen bei der im Mai anstehenden Parlamentsahl.]

Germanwatch begrüßt Londoner Erklärung

Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch begrüßte das „klare Signal aus der britischen Politik“. Christoph Bals, Politischer Geschäftführer von Germanwatch: „Dieser parteiübergreifende Appell aus dem Geburtsland der Industrialisierung zeigt das gewachsene Verantwortungsgefühl in Anbetracht der katastrophalen Gefahren, die ein ungebremster Klimawandel für die Menschheit mit sich bringen würde. Nicht nur in Großbritannien, sondern auch in anderen Industrienationen wie den USA und  China reift die Erkenntnis, dass eine zukunftsfähige und ökonomisch erfolgreiche Gesellschaft und das Weiter-so bei der Kohle nicht vereinbar sind.“ Bals verwies darauf, dass der Neubau von Kohlekraftwerken in den USA praktisch verboten worden sei und China angekündigt habe, die Kohleverstromung drastisch zu reduzieren.

Jetzt zügige Umsetzung des Gesetzes zur Begrenzung der Kohleverstromung in Deutschland

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel müssten vor dem G7-Gipfel in Deutschland und dem Klimagipfel in Paris durch die Vorlage eines Gesetzes zur Begrenzung der Kohle in Deutschland ihren politischen Willen zum Handeln glaubhaft unter Beweis stellen. Die Bundesregierung habe  im Dezember ein solches Gesetz angekündigt, damit sie ihr Ziel einer [[CO2]]-Reduktion um 40% bis 2020 noch erreichen kann. „Für die angekündigte gesetzliche Verringerung um 93 Millionen Tonnen [[CO2]] im Kraftwerksbereich bis 2020 muss bis zum G7-Gipfel ein Gesetzesvorschlag auf dem Tisch liegen“, forderte Bals.

Das parteiübergreifende Versprechen aus Großbritannien ist nach Ansicht von Germanwatch auch ein Zeichen, dass wichtige Staaten in Europa beim Klimaschutz nicht nachlassen wollen und bei den Klimaverhandlungen im Dezember in Paris für ein ambitioniertes und verbindliches Abkommen streiten würden. Dafür müssten der britischen Ankündigung nun aber auch Taten folgen. Großbritannien müsse bis 2040 aus der Kohle ausgestiegen sein – ein Datum für den Ausstieg wurde in der Erklärung jedoch noch nicht genannt. Und glaubhaft sei eine britische Klimapolitik auch nur dann, wenn sie die Kohle durch den Ausbau von Erneuerbaren Energien ersetze und nicht durch die teure Hochrisikotechnologie Atomkraft.

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