COP21: Kontrolle der Umsetzung

Paris-Ziele auf dem Prüfstand – Indikatoren für den Fortschritt

Eine neue Methode soll künftig die Fortschritte beim Klimaschutz erfassen. Fazit: Das 2-Grad-Ziel [bzw. die 1,5-Grad-Grenze – SY] könnte noch erreicht werden – es gibt aber Anlass zur Skepsis. So eine Medienmitteilung aus dem Berliner Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC).

Durch den Politikwechsel in den USA kommen zwar stürmische Zeiten auf die Klimadebatte zu (wie MCC-Chef Ottmar Edenhofer bereits am Tag vor Trumps Amtsantritt vorhersagte). Die große Mehrheit der Staatengemeinschaft bekennt sich jedoch zu den ambitionierten Pariser Klimazielen. Um zu überprüfen, ob die Länder bei deren Umsetzung auf dem richtigen Weg sind und wo Nachholbedarf besteht, fehlte es bisher an geeigneten Methoden. Diesem Problem begegnen Wissenschaftler um MCC-Gruppenleiterin Sabine Fuss. Ihr Artikel „Key indicators to track current progress and future ambition of the Paris Agreement” („Schlüsselindikatoren zur Nachverfolgung des aktuellen Fortschritts und künftiger Anstrengungen in Bezug auf das Pariser Abkommen“) wurde jetzt im Fachmagazin Nature Climate Change veröffentlicht.

CO2- und Wasserdampf-Emissionen im Berliner Norden – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Wie das Global Carbon Project, zu dessen Mitgliedern auch Fuss gehört, im vergangenen November bekannt gab, stagnierten die weltweiten CO2-Emissionen in den vergangenen drei Jahren – allerdings verharrte der Ausstoß auf hohem Niveau. „Um die Klimaziele von Paris zu erreichen, müsste der CO2-Ausstoß aber schon bald drastisch reduziert werden“, erklärt Fuss. „Ziel muss es sein, die Netto-Emissionen auf null runterzufahren.“ Das werde aber nur durch den Einsatz neuer Technologien möglich sein, wie zum Beispiel CO2-Abscheidung und -Verpressung (CCS – siehe: solarify.eu/ccs-ccu), die in Kombination mit Bioenergie der Atmosphäre sogar Kohlendioxid entziehen könne. Fuss: „Sollte es bei CCS künftig keine großen Fortschritte geben, müsste im Gegenzug die Ausbaugeschwindigkeit Erneuerbarer Energien umso mehr angekurbelt werden.“ In die Zukunft blickend schlagen die Autoren vor, die Technologien in den 2-Grad-Szenarien im Auge zu behalten.

Für die Einhaltung der Pariser Ziele sei es daher wichtig zu wissen, auf welchem Teil der Strecke wir uns derzeit befinden und wo es noch Hindernisse gebe. Die Autoren entwickeln laut MCC in ihrer Arbeit eine Methode, die die nationalen Klimazusagen der Länder messbar macht, um so den globalen Fortschritt bei Erreichung der Paris-Ziele auf den Prüfstand stellen zu können. Ihr Ansatz setze sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, die wiederum aus ineinander verschachtelten Indikatoren bestehen, die sich direkt messen ließen.

Die Wissenschaftler können so die beobachtete Verlangsamung des Emissionswachstums aufschlüsseln. Danach sei die Entwicklung in der EU zu einem Großteil auf den steigenden Anteil Erneuerbarer zurückzuführen, während in den USA der partielle Umstieg von der Kohle auf das klimafreundlichere Erdgas eine große Rolle spiele.

Auch in China stehe die Stagnation des Emissionswachstums der letzten drei Jahre im Zusammenhang mit einem Rückgang des Kohleverbrauchs. Dieser sei in der Hauptsache aber das Resultat wirtschaftlicher Faktoren. „Vor allem die energieintensiven Zement- und Stahlsektoren haben in dieser Zeit weniger emittiert“, sagt Fuss und warnt: „Ein erneuter Wirtschaftsboom kann durchaus wieder zu steigenden Emissionsraten führen.“

Glen Peters, Senior Researcher bei CICERO, dem Center for International Climate and Environmental Research in Oslo, sagt: „Die rasante Entwicklung von  Wind- und Solarenergie fängt gerade an, globale Auswirkungen zu haben – unter anderem in Schlüsselregionen wie China, den USA oder der EU. Die Herausforderung besteht jetzt darin, diesen Zubau der Anlangen noch einmal erheblich zu beschleunigen und Lösungen dafür zu finden, wie sie in die bereits existierenden Elektrizitätsnetze integriert werden können.“

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