Greenpeace-Ranking: Berlin trotz Mängel Spitzenreiter

Deutsche Städte bauen Öko-Verkehr zu unentschlossen aus

Die 14 größten deutschen Städte müssen alle deutlich mehr tun, um ökologische Verkehrsangebote auszubauen“, ist das Ergebnis eines am 23.03.2017 von Greenpeace veröffentlichtes Städterankings, dem zufolge Spitzenreiter Berlin zwar eine historisch niedrige Autodichte hat, aber auch noch immer Lücken im öffentlichen Schienennetz.

ÖPNV (S-Bahn) in Berlin – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Der Greenpeace-Medienmitteilung zufolge seien in Deutschlands zweitgrößter Stadt Hamburg (Platz 10) gar ganze Stadtteile vom leistungsfähigen ÖPNV abgeschnitten. Nordrhein-westfälische Städte wie Dortmund, Essen und Düsseldorf landeten wegen schlechter Luft und ausbleibender Gegenmaßnahmen am Ende des Rankings. „Noch macht es keine der untersuchten Städte ihren Bewohnern leicht, ohne eigenes Auto auszukommen“, sagt Daniel Moser, Greenpeace-Verkehrsexperte. Denn: Vier von fünf Deutschen wünschten sich so umgestaltete Städte, dass man kaum noch aufs Auto angewiesen sei und die Wege mit dem Rad, öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß zurückgelegt werden können. Viele Städte haben laut Greenpeace zwar diesen Wunsch gehört – umgesetzt aber werde er mit sehr unterschiedlicher Konsequenz.

Städte stehen von zwei Seiten unter Druck, eine neue, saubere Verkehrspolitik zu entwickeln. Seit Jahren überhöhte Schadstoffwerte haben zu einer Vielzahl von Klagen und einer Debatte über Fahrverbote für schmutzige Dieselautos geführt. Zudem wünscht sich eine Mehrheit der Menschen Innenstädte, die ohne individuellen Autoverkehr auskommen (Studie „Umweltbewusstsein in Deutschland 2014“, S.12: ). „In modernen, lebenswerten Städte fahren künftig deutlich weniger Autos. Deshalb müssen schon heute saubere Alternativen wie geteilte E-Autos, ein gutes Netz an Radwege und ein attraktiver, leistungsfähiger ÖPNV gefördert werden“, so Moser.

Städte können Radverkehr und ÖPNV auch ohne den Bund stärken

„Städte können auch ohne Hilfe des Bunds saubere Alternativen zum eigenen Auto fördern,“ so die Greepeace-Meldung. „Der konsequente Ausbau des Radverkehrs etwa ist vergleichsweise günstig und lässt sich von Kommunen alleine steuern. Auch können Städte einen leistungsstarken und attraktiven Nahverkehr aufbauen und gleichzeitig die Flächen für private Autos reduzieren. Trotz erster positiver Ansätze für eine ökologische Verkehrswende, bleibt das eigene Auto zu häufig das Maß städtischer Verkehrsplanung. Da viele Städte wachsen, verschärfen sich so die bekannten Problemen: lange Stauzeiten, hoher Flächenverbrauch, schlechte Luft und viel Lärm.“

Das Hamburger Stadtplanungsbüro Urbanista hat das Ranking im Auftrag von Greenpeace erstellt. Es basiert auf einem System von 22 Messgrößen, das Städte in drei Disziplinen bewertet: Angebot an neuen Mobilitätsformen wie Leihräder und –autos; Schutz von Umwelt und Gesundheit gemessen etwa an der Belastung durch Stickoxide und Feinstaub; Erreichbarkeit von leistungsfähigen U-, S- und Straßenbahnen. Das Ranking stützt sich dabei auf die jeweils jüngsten verfügbaren Daten. Insbesondere die Verteilung der zurückgelegten Wege auf einzelne Verkehrsträger (Modal Split) werde von den Städten jedoch bislang zu unregelmäßig veröffentlicht. Als positives Beispiel einer Stadt, die konsequent den Radverkehr fördert, laufe „Freiburg außer Konkurrenz mit“.

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