Deutsche Unternehmen und Politik auf dem Prüfstand

Bericht 2017 – Globale Energiewirtschaft und Menschenrechte

Der Energiesektor hat seit langem den Ruf, eine Branche zu sein, in der es immer wieder zu Menschenrechtsverletzungen kommt. So betreffen rund ein Drittel der unternehmensbezogenen Menschenrechtsvorwürfe international den Energiesektor. Das beginnt mit dem Kohleabbau in Kolumbien, wo es zu Zwangsumsiedlungen und Verfolgung von Gewerkschaftern kommt. Doch auch für große Staudämme müssen Menschen oft unfreiwillig von ihrem Land weichen, erhalten nur unzureichende Entschädigungen und werden für Proteste kriminalisiert.

Deutsche Unternehmen sind weltweit an Energieprojekten beteiligt, die menschenrechtliche Probleme aufwerfen – Infografik © GERMANWATCH; Misereor

Zudem ist der Energiesektor die wichtigste Ursache für die menschengemachte globale Klimakrise – ein großer Teil der CO2– und Methan-Emissionen ist diesem Sektor zuzurechnen. Der globale Klimawandel wiederum gefährdet in immer stärkerem Ausmaß die Menschenrechte, sei es, weil der steigende Meeresspiegel zum Beispiel in Bangladesch große Küstenbereiche unbewohnbar macht oder weil in den peruanischen Anden die Gefahr besteht, dass ein Gletschersee ausbricht.

In einem gemeinsamen, am 21.06.2017 vorgestellten  Bericht von Misereor und Germanwatch wird zum einen die Pflicht des Staates beleuchtet, für die Einhaltung der Menschenrechte in der Energiewirtschaft zu sorgen. Ebenso wird untersucht, inwieweit deutsche Unternehmen im Energiesektor bei ihren Auslandsgeschäften ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht nachkommen.

Globale Energiewirtschaft und Menschenrechte – Titel © GERMANWATCH; Misereor;

Die Ergebnisse des Berichtes basieren zum einen auf einer Analyse einschlägiger politischer Initiativen, Gesetze und Regulierungen auf deutscher und EU-Ebene einschließlich deren Umsetzung. Zum anderen wurden zur Analyse der menschenrechtlichen Sorgfalt deutscher Unternehmen 30 Unternehmen aus drei Teilbereichen des Energiesektors befragt: Import von Energierohstoffen, Energieversorgung sowie Zulieferung von Technologien. Darüber hinaus haben die Autoren auch vorliegende Veröffentlichungen und Berichte über Menschenrechtsverletzungen unter Beteiligung deutscher Unternehmen ausgewertet.

Die vorliegende Bestandsaufnahme für den Energiesektor zeigt den Handlungsbedarf für die deutsche Politik, aber auch für die Unternehmen aus Deutschland deutlich auf.


[note Über die Herausgeber: Germanwatch und MISEREOR arbeiten schon seit vielen Jahren zum Energiesektor und konnten ihre Erfahrungen mit diesem Sektor in den Bericht einbringen. Der erste Bericht zum Thema „Globales Wirtschaften und Menschenrechte“ erschien 2014 und ist hier einsehbar: www.germanwatch.org/de/8225]


  • Die Kurzversion enthält eine Zusammenfassung des 160-seitigen Berichts mit den Kernpunkten sowie der Weltkarte, die zeigt, wo deutsche Unternehmen an Energieprojekten weltweit beteiligt sind, die menschrechtliche Probleme aufwerfen.
  • Die gedruckte Version kann kostenlos heruntergeladen und kostenpflichtig bestellt werden. Der Versand erfolgt voraussichtlich Mitte Juli.

->Quellen:

  • GERMANWATCH
  • Misereor
  • Autoren: Cornelia Heydenreich und Armin Paasch – mit Beiträgen von Theresa Nagy, Julia Otten und Johanna Sydow
    ISBN 978-3-943704-54-9, Bestellnummer 17-4-02, Seiten 160, Schutzgebühr 8,00 EUR (nur bei Bestellung), Publikationsdatum 6/2017;