„Windstrom, der von Norden in den Süden muss“

Märchen und Propaganda über und gegen die Energiewende

Eine Mitteilung des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) fand bei bestimmten Medien eine merkwürdige Aufnahme: Das BfS hatte unter dem Titel „Meilenstein für den Strahlenschutz beim Stromnetzausbau“ ein „18 Millionen Euro schweres Forschungsvorhaben“ angekündigt; gesundheitliche Auswirkungen von Stromleitungen sollten verstärkt untersucht werden. Diese Meldung habe manche Medien dazu motiviert, „Märchen über die Energiewende zu verbreiten“, so EUROSOLAR- Vizepräsident Stephan Grüger.

Hochspannungsmast – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

BfS plant mehr als 30 Forschungsprojekte

Mit einem groß angelegten Forschungsprogramm werde das BfS mit Unterstützung des Bundesumweltministeriums verstärkt mögliche gesundheitliche Auswirkungen von Stromleitungen untersuchen. Geplant seien mehr als 30 Vorhaben und Projekte. Die Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesumweltministeriums, Rita Schwarzelühr-Sutter, und die neue Präsidentin des BfS, Inge Paulini, stellten das etwa 18 Millionen Euro schwere Paket gemeinsam mit Expertinnen und Experten im Rahmen einer Fachtagung am 11. 07.2017 in Berlin vor. Das Forschungsprogramm stelle „einen Meilenstein dar für den Aufbau des BfS als Kompetenzzentrum für den Strahlenschutz beim Stromnetzausbau“.

„Der Ausbau der Stromnetze ist ein zentraler Baustein für das Gelingen der Energiewende“, sage Rita Schwarzelühr-Sutter zur Eröffnung. „Die Fragen der Bürgerinnen und Bürger, ob mit den geplanten Starkstromleitungen gesundheitliche Auswirkungen verbunden sind oder sicher ausgeschlossen werden können, müssen wir als Staat selbstverständlich beantworten. Das Bundesamt für Strahlenschutz als wissenschaftlich unabhängige Institution ist dabei eine kompetente und glaubwürdige Stimme.“

Forschung über Strahlenschutz beim Stromnetzausbau soll intensiviert werden

„Bislang ist ein Zusammenhang von Stromleitungen und gesundheitlichen Belastungen nicht nachgewiesen worden. Auf dieser Erkenntnis ruhen wir uns aber nicht aus, denn es gibt, wie bei anderen Themen auch, einzelne wissenschaftliche Hinweise zu gesundheitlichen Wirkungen“, sagt Inge Paulini, die seit April 2017 das Bundesamt für Strahlenschutz leitet. „Wir stellen unsere Erkenntnisse immer wieder auf den Prüfstand und gehen neuen Fragen nach, um den bestmöglichen Strahlenschutz zu gewährleisten. Damit können wir auch beim notwendigen Stromnetzausbau dazu beitragen, die Diskussion zu versachlichen“, so Paulini.

Nach derzeitigem Stand gehen laut BfS und BMUB von elektrischen und magnetischen Feldern im Umkreis von Hochspannungsleitungen keine direkten Gesundheitsgefahren aus, wenn die Grenzwerte eingehalten werden. Diese sind in der 26. Bundesimmissionsschutzverordnung festgeschrieben. Allerdings lägen einzelne wissenschaftliche Hinweise zu gesundheitsrelevanten Wirkungen schwacher niederfrequenter Magnetfelder vor, die überprüft werden sollten. Wissenschaftliche Unsicherheiten in der Risikobewertung beständen auch bezüglich statischer elektrischer Felder, wie sie in der Umgebung der geplanten Gleichstromleitungen (HGÜ-Leitungen) vorkämen.

Das BfS habe bereits umfangreiche Erfahrungen bei der Aufklärung über mögliche gesundheitliche Auswirkungen neuer Technologien im Bereich des Strahlenschutzes gesammelt. Mitte der 2000er Jahre habe die Bundesbehörde das Deutsche Mobilfunkforschungsprogramm, das weltweit bislang größte Vorhaben auf diesem Gebiet initiiert. Ziel ist es auch beim aktuellen Vorhaben, möglichst breit und interdisziplinär auch mit Betreibern und Betroffenen zu diskutieren. Des Weiteren ist es wichtig, langfristig die Entwicklung und Finanzierung sicherzustellen.

Folgt: „Propaganda gegen Energiewende hat unerträgliches Maß erreicht“