Merkel bezweifelt Einhaltung der Zwei-Grad-Grenze

Neuer Kanzlerinnen-Podcast

Bundeskanzlerin Angela Merkel hegt offenbar Zweifel, dass die globale Erwärmung auf weniger als 2° C begrenzt werden kann. „Das Ziel, den Anstieg der Temperatur auf unter zwei Grad – am besten in Richtung 1,5 Grad – zu beschränken, dieses Ziel wird mit dem jetzigen Zustand nicht erreicht“, sagte Merkel in ihrem am 11.11.2017 veröffentlichen Video-Podcast aus Anlass des Weltklimagipfels in Bonn. Auch die derzeitigen Migrationsbewegungen seien zum Teil indirekt auf den Klimawandel zurück zu führen.

Industriestaaten in der Verantwortung

Florentine Elsholtz und BKin Merkel bim Podcast – Screenshot © bundeskanzlerin.de

Jedes Land muss Bundeskanzlerin Angela Merkel zufolge seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Seit den 1990er Jahren, in denen sie selbst Umweltministerin war, habe sich die Dringlichkeit verändert, so Merkel. „Die Dringlichkeit – ich glaube, wir merken das alle an den Naturkatastrophen – ist groß. Und gerade wenn wir auch über Migration und anderes sprechen, wissen wir, dass das indirekt oft auch mit dem Klimawandel zusammenhängt,“ so die Kanzlerin gegenüber Jugend-Klimabotschafterin Florentine Elsholtz.

Merkel sieht insbesondere die Industrieländer – und damit auch Deutschland – in der Verantwortung dafür, „dass sich die Dinge ändern“. Die hochentwickelten Industrieländer hätten die Aufgabe, technische Innovationen zu finden und Umwelttechnologien nach vorne zu bringen. Selbst wenn es in Deutschland keinerlei CO2-Emissionen mehr gebe, würde der Temperaturanstieg weltweit noch über 2 Grad liegen, erläutert die Bundeskanzlerin.

Es gelte, den industriellen Kern „in die Zukunft hinein entwickeln, ohne Arbeitsplätze zu verlieren“, sagt Merkel. „Wenn Stahlwerke, Aluminiumwerke, Kupferhütten, wenn die alle unser Land verlassen und irgendwohin gehen, wo die Umweltvorschriften nicht so gut sind, dann haben wir für das Klima auf der Welt auch nichts gewonnen.“ Also seien die Regeln so zu finden, „dass einerseits die Arbeitsplätze erhalten werden können und trotzdem unsere Wirtschaft Vorbildcharakter entwickelt für die Entwicklung der Weltwirtschaft“ – „sei es durch Ordnungsrecht, sei es durch freiwillige Maßnahmen, sei es durch Anreize materieller Art“.

Deutschland habe seine Treibhausgasemissionen von 1990 bis 2010 um 20 Prozent reduziert und sich dasselbe Ziel für die zehn Jahre bis 2020 gesetzt, sagt Merkel. „Deshalb ringen wir jetzt in den Sondierungsgesprächen für eine mögliche neue Koalition auch darum: Wie können wir noch mehr Maßnahmen ergreifen, um dieses 2020er Ziel zu versuchen zu erreichen?“ Zudem sei wichtig, sich auch für 2030 und 2050 Ziele vorzunehmen, „damit man schon alles darauf ausrichten kann“.

In der Industrie sei bereits sehr viel Energieeffizienz gewonnen, so die Bundeskanzlerin. Im Verkehrsbereich sei man noch nicht so weit, weshalb es jetzt auch neue Vorschriften von der Europäischen Union gebe. Merkel: „Wir müssen die Elektromobilität und alternative Antriebe mit Macht voranbringen.“ Die Bundeskanzlerin spricht mit Blick auf die Gebäudedämmung von einem „schlafenden Riesen“. „Hier werden wir wieder dafür werben, dass wir endlich auch steuerliche Anreize haben“, sagt Merkel.

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