„Blaupause für die Energiewende“

„Vielfältigstes Energiewende-Projekt Deutschlands nimmt Fahrt auf“

Mit mehreren selbstlobenden Superlativen bedacht wurde am 27.11.2017 in Ibbenbüren (Kreis Steinfurt) die Projektphase von Designetz gestartet. Nichts Geringeres als „die Blaupause für die Energiewende entwickeln“ solle das „vielfältigste Energiewende-Projekt Deutschlands“ (innogy-Medienmitteilung), so innogy-Netz & Infrastruktur-Vorständin Hildegard Müller („die kniffligsten Fragen der Energiewende liegen noch vor uns“) bei der Auftaktveranstaltung.

innogy ist Konsortialführer des Projekts und arbeitet mit 45 Partnern aus Energiewirtschaft, Industrie, Wissenschaft und Stadtwerken zusammen. Aus 30 Einzelprojekten wie smarten Verteilnetzen, Energiespeichern oder digitalen Steuerungen soll bis zum Jahr 2020 ein innovatives Gesamtkonzept gebildet werden.

Die NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, Ina Scharrenbach, zum Start der Projektphase: „Nordrhein-Westfalen kann zum Vorreiter für die Energiewende in Deutschland werden. Designetz zeigt wie es gehen kann: Das Projekt verfolgt eine kosteneffiziente, sichere und intelligente Energieversorgung. Dies ist ein wichtiges Vorhaben, das unsere zukünftige Heimat prägen wird. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, brauchen wir nachhaltige Lösungen. Hierbei müssen die unterschiedlichen Bedürfnisse der Regionen und der dort lebenden Menschen berücksichtigt werden. Genau hier setzt Designetz an. Das Projekt vernetzt lokale Lösungen und verknüpft sie mit überregionalen Ansprüchen an die Energieversorgung. Zudem macht die ,Route der Energie´ die komplexen Herausforderungen begreifbar und fördert die Akzeptanz der erneuerbaren Energien.“

„Denken Energiewende zu Ende“ – 1,6 Millionen Einspeiser

Bislang habe Deutschland im Rahmen der Energiewende sein bestehendes Stromsystem eher ergänzt. Das reicht aber laut der innogy-Mitteilung nicht aus, um die festgelegten Klimaziele zu erreichen. „Die kniffligsten Fragen der Energiewende liegen noch vor uns. Es geht jetzt insbesondere darum, die erneuerbaren Energien auch in den Wärmemarkt und den Verkehr zu bringen. Mit Designetz denken wir die Energiewende zu Ende. Wir bringen die vielfältigen Elemente eines zukünftigen Energiesystems zusammen“, so Hildegard Müller.

Die Situation habe sich grundlegend geändert, hat auch innogy inzwischen erkannt: „Früher dominierten einige wenige Großkraftwerke die Stromversorgung. Die Übertragungsnetzbetreiber verteilten den Strom aus diesen Kraftwerken an die Verteilnetzbetreiber, die wiederum verteilten den Strom bis zur letzten Steckdose. Das System glich einer Einbahnstraße. Das hat sich komplett gewandelt. Das System ist komplexer, kleinteiliger und dezentraler geworden. Allein in die Verteilnetze von innogy speisen 330.000 Stromerzeuger ein. Bundesweit sind es über 1,6 Millionen Anlagen.“

„Es ist deutlich anspruchsvoller als früher, dieses Netz zu steuern. Dieser Trend wird sich mit dem weiter steigenden Anteil erneuerbarer Energien und dem Ausbau der Elektromobilität noch deutlich verstärken“, erklärte Joachim Schneider, innogy-Bereichsvorstand Technik & Operations. Designetz soll diesen wachsenden Anforderungen effizient begegnen. Schneider: „Strom soll möglichst bereits dort verbraucht werden, wo er erzeugt wird. Der Ausgleich zwischen Erzeugung und Verbrauch von Energie soll bereits auf lokaler Ebene erfolgen. So können wir klassischen Netzausbau reduzieren und zur Entspannung der Netzsituation beitragen.“

Datenknoten vernetzen Einzelprojekte

Kernelement von Designetz seien die Datenknoten: „Sie vernetzen die Einzelprojekte, und über sie können die jeweiligen Energiebereiche gezielt angesteuert werden. Für diesen Zweck werden Algorithmen entwickelt, die erkennen, welche Elemente zu welchem Zeitpunkt eingesetzt werden sollten.“

Am Standort Ibbenbüren werde schon seit dem Jahr 2015 die Speicherung von regenerativen Energien als einer der Designetz-Bausteine erprobt. In einer Power to Gas-Anlage werde mittels nicht direkt verwertbaren Stroms aus Wind- oder Sonnenenergie durch Elektrolyse Wasserstoff zu erzeugen, der anschließend in das Erdgasnetz eingespeist werde. Die eingebrachte Energie könne so zwischengespeichert und später bei Bedarf wieder zur Stromerzeugung genutzt werden. „Die bisherigen Projektergebnisse sind sehr vielversprechend,“ versichert innogy: Die in Ibbenbüren realisierte Systemlösung zur Speicherung von regenerativem Strom erziele über die komplette Speicherkette einen Nutzungsgrad von 86 Prozent.

„Route der Energie“

Entlang der insgesamt rund 30 Designetz-Einzelprojekte werde es eine sogenannte „Route der Energie“ geben, die mit Informationsangeboten die Energiewende greifbar machen solle. In der Nähe jedes Einzelprojekts solle eine innovative Informationsstele im Zusammenspiel mit einer App spielerisch erklären, was vor Ort passiere und inwiefern das Projekt die Energiewende weiterbringe. Die erste dieser „Haltestellen“ wurde ebenfalls am 27.11.2017 in Ibbenbüren eröffnet.

Über Designetz – „das umfassendste Energiewendeprojekt überhaupt“ – Designetz erstrecke sich über die drei Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Die Länder mit 23 Millionen Einwohnern bildeten „im Kleinen“ alle wesentlichen energiewirtschaftlichen Herausforderungen ab, die es im Rahmen der Energiewende vorzudenken gelte: Von der Versorgung stark industrialisierter und dicht besiedelter Bereiche im Ruhrgebiet, über ländliche Regionen mit heute schon hoher Erneuerbaren-Einspeisung wie die Eifel bis hin zum Saarland, wo sich Energiebedarf und -erzeugung regional gut ausgleichen ließen. Es sei damit das umfassendste Energiewendeprojekt überhaupt.

Das gesamte Projektvolumen beläuft sich laut innogy auf 66 Millionen Euro, 30 Mio. Fördergelder steuert das BMWi im Rahmen seines Förderprogramms SINTEG*) bei. Im Zentrum der insgesamt fünf SINTEG-Förderprojekte stehen die intelligente Vernetzung von Erzeugung und Verbrauch sowie der Einsatz innovativer Netztechnologien und -betriebskonzepte.

*) Am 06.12.2016 startete das BMWi das Förderprogramm „Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende“ (SINTEG) für fünf ausgewählte Modellregionen, in denen innovative Technologien und Verfahren für die Energieversorgung der Zukunft untersucht werden – Ziel sind sind Musterlösungen für eine klimafreundliche, sichere und effiziente Energieversorgung bei hohen Anteilen Erneuerbarer Energien.

->Quellen: