Tourismus klimaschädlicher als angenommen

Deutsche Touristen auf Platz 3 der Treibhausgas-Verursacher-Liste

Acht Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen gehen auf das Konto des Tourismus. Das haben Wissenschaftler um Arunima Malik von der Universität Sydney und Ya-Sen Sun, Professorin an der University of Queensland Business School, für eine neue Studie in Nature Climate Change berechnet.

Startendes Flugzeug von TXL aus – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Demnach wächst der CO2-Fußabdruck der Tourismus-Industrie rapide, zum großen Teil aufgrund der energieintensiven Flugreisen. Aber auch Transport, Einkaufen und Essen der Touristen tragen wesentlich dazu bei – allerdings verrechnen die Autorinen diesen Konsum nicht mit dem im Fall des Zuhause-Bleibens. „Unsere Analyse ist ein erster weltweiter Blick, auf die wahren Kosten des Tourismus – inklusive aller Konsumprodukte wie Essen außer Haus und Souvenirs“, sagt Malik.

Die Studie vergleicht 160 Länder: Touristen aus  – hinter denen aus den USA und China. „Wir sehen ein sehr schnelles Wachstum der Tourismusnachfrage aus China, aber auch aus Indien in den vergangenen Jahren und erwarten, dass sich dieser Trend in den nächsten zehn Jahren fortsetzen wird“, so Studienmitautorin Ya-Sen Sun.

Die Forscherinnen fordern, Flüge zu reduzieren und mehr Ausgleichszahlungen für den CO2-Ausstoß. Unter optimistischen Annahmen könne der Anstieg der Treibhausgas-Emissionen durch Touristen bis 2025 auf fünf Milliarden Tonnen begrenzt werden, prognostizieren sie. Sollte sich der gegenwärtige Trend allerdings nicht verändern lassen, werde der tourismusbedingte klimaschädliche Ausstoß in sieben Jahren auf 6,5 Mrd. t CO2-Äquivalente klettern.

Touristen im Erfurter Hauptbahnhof, nachhaltig reisend – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

„Alternativen zum Flugzeug gibt es auch“, schreibt BR-Puls („das junge Programm des Bayerischen Rundfunks“): „Gerade bei Kurztrips nach Berlin oder Amsterdam macht Zugfahren aus ökologischer Sicht viel mehr Sinn. Und mal ehrlich, so viel länger dauert es mit der Bahn nun auch wieder nicht. Wenn es die fernen Ziele sind, kommt man natürlich schlecht aus der Flugzeugnummer raus. Dann kann man zumindest darauf achten, Economy-Class zu fliegen und nicht Business. Platzsparen bedeutet hier Abgassparen. Auch wenn dann vielleicht der Komfort fehlt. Und wer mit schlechtem Gewissen in einer Maschine nach Las Vegas sitzt, der kann sich Karma-Punkte in Form einer CO2-Kompensation erkaufen. Seiten wie atmosfair.de berechnen, wie viel man zahlen müsste, um die Reiseemissionen auszugleichen. Den Betrag kann man direkt dem Klimaschutz spenden. Für die Strecke von München nach Las Vegas wären das 111 Euro. Und das sollte uns die Umwelt doch wert sein, oder?“

[note Abstract aus Nature Climate Change (Auszüge): „Die weltweiten CO2-Emissionen im Zusammenhang mit dem Tourismus sind schwer zu messen. Nature Climate Change quantifiziert erstmals tourismusbezogene globale CO2-Ströme zwischen 160 Ländern und deren CO2-Fußabdrücke unter dem Gesichtspunkt der Herkunfts- und Zielbilanzierung. Wir stellen fest, dass der globale CO2-Fußabdruck des Tourismus zwischen 2009 und 2013 von 3,9 auf 4,5 Gt CO2-Equivalente gestiegen ist, viermal mehr als bisher angenommen, etwa 8 % der weltweiten Treibhausgasemissionen. Der Großteil dieses Footprints wird von und in einkommensstarken Ländern verursacsht. Der rasante Anstieg der touristischen Nachfrage übertrifft die Dekarbonisierung touristischer Technologien.]

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