„Schaufahren gegen Klimaschutz“ hält an

Die Ergebnisse im Einzelnen:

  • 2018 bleiben 146 von 235 Politikern (62 Prozent) dem Dieselantrieb treu (2017 waren es noch 73 Prozent). Der Trend geht hin zu mehr Plug-In-Hybriden. Der Anteil der Benzin-Plug-In-Hybride ist von 23 auf 28 Prozent gestiegen. Der Anteil der konventionellen Benziner von vier auf neun Prozent.
  • Mit durchschnittlich 197 g/km realem CO2-Ausstoß sind die Dienstwagen der Umweltminister von Bund und Ländern weit vom EU-Grenzwert entfernt.
  • Kein Dienstwagen der Umweltminister hält den EU-Grenzwert ein. Am niedrigsten sind die Werte der Umweltminister aus Berlin, Hamburg und Bremen mit 164, 165 und 171 g CO2/km. Die Fahrzeuge der Umweltminister aus Hessen (218 g CO2/km), Baden-Württemberg (225 g CO2/km) und Nordrhein-Westfalen (235 g CO2/km) bilden die Schlusslichter.
  • Im Bundeskabinett ist Bildungsministerin Anja Karliczek mit 193 g CO2/km mit den wenigsten Emissionen unterwegs – allerdings mit Dieselantrieb. Schlusslichter sind Entwicklungsminister Gerd Müller mit einem realen CO2-Ausstoß von 229 g CO2/km und die Bundesministerin für Justiz und Verbraucherschutz Katarina Barley mit 235 g CO2/km.
  • Bei den Bundesministerien weist das Innenministerium mit ausschließlich Diesel-Fahrzeugen einen durchschnittlichen Wert von 192 g CO2/km aus, dicht gefolgt vom Finanzministerium mit einen CO2-Ausstoß von 196 g/km. Der Fuhrpark der Minister und Staatssekretäre des Auswärtigen Amts ist mit durchschnittlichen 230 g CO2/km gemeinsam mit dem des Landwirtschaftsministeriums mit 231 g CO2/km am klimaschädlichsten.
  • Bei den Regierungschefs der Länder setzt sich der enttäuschende Trend zu hochmotorisierten Dienstwagen mit durchschnittlich 248 g CO2/km fort. Carsten Sieling (Bremen), fährt einen Plug-In-Hybrid mit einem realen CO2-Ausstoß von 171 g CO2/km. Volker Bouffier (Hessen) und Armin Laschet (NRW) sind mit extrem hohem Verbrauch (beide 376 g CO2/km) unterwegs und auf den letzten Plätzen vor Michael Müller (Berlin) mit 408 g CO2/km zu finden.
  • Beim Vergleich der Dienstwagenflotten der einzelnen Bundesländer ergeben sich große Unterschiede. Die Regierung von Bremen hat einen durchschnittlichen CO2-Ausstoß von 177 g CO2/km. Im Vergleich dazu weist die Regierung von Hessen einen extrem hohen durchschnittlichen CO2-Ausstoß von 243 g CO2/km auf. Dies wird lediglich vom Bundesland Nordrhein-Westfalen mit 246 g CO2/km übertroffen.

Methodik:

Von April bis August 2018 befragte die DUH insgesamt 242 deutsche Bundes- und Landespolitiker zu ihren Dienstwagen. Die besonders geschützten Fahrzeuge der Bundeskanzlerin, der Verteidigungsministerin, des Finanz-, Innen- und Außenministers und des Bundespräsidenten werden wie in den Vorjahren nach Angaben der Behörden „aus Sicherheitsgründen“ nicht gewertet. Die Angaben zum realen CO2-Ausstoß basieren auf dem Bericht des International Council on Clean Transportation (ICCT) „From Laboratory to Road“ 2017. Der Bericht enthält Daten zur durchschnittlichen Abweichung zwischen den offiziellen CO2-Angaben der Autohersteller und den CO2-Emissionen unter realen Fahrbedingungen.

In der diesjährigen Dienstwagenumfrage enttarnt sich der angeblich klimafreundliche Plug-In-Hybrid als die Antriebsart mit der höchsten Abweichung zwischen offiziellem und realem CO2-Ausstoß. Hauptursache der Täuschung ist die Formel, die der Ermittlung der offiziellen CO2– und Verbrauchsangaben zugrunde liegt. Hierbei wird der Prüfzyklus einmal mit voller Batterie und einmal mit leerer durchgeführt. Die resultierenden Verbrauchswerte des Verbrennungs- und Elektromotors werden anschließend mit der offiziellen elektrischen Reichweite gewichtet und zu einer gemischten Verbrauchsangabe zusammengefasst. Dabei kommen extrem niedrige kombinierte Verbrauchszahlen zustande. Eine solide Datengrundlage zum realen CO2-Ausstoß bei leerer Batterie von Plug-In-Hybriden liegt erst seit diesem Jahr vor. Bei Plug-In-Hybrid-Fahrzeugen legt die DUH den realen CO2-Ausstoß bei leerer Batterie zugrunde, da diese Fahrzeuge im Alltag mit dem konventionellen Verbrennungsmotor als Hauptantriebsquelle gefahren werden.

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