Flaute bei Wind-Onshore hält an

Ausbau bricht weiter ein

Der Ausbau der Windkraft in Deutschland gerät weiter ins Stocken. Am 09.08.2019 gab die Bundesnetzagentur die Ergebnisse der jüngsten Ausschreibung Wind an Land bekannt – damit ist das Angebotsniveau in Bezug auf die ausgeschriebene Mengen noch einmal deutlich gesunken. Von 71 % (01.02.2019) über 45 % (01.05.2019) auf nun nur knapp über 30 % am 01.08.2019. In der Folge konnten von den ausgeschriebenen 650 Megawatt (MW) nur 208 MW zugeschlagen werden. Gründe dafür sind unter anderem der Genehmigungsstau bei den Behörden, zu wenig Flächen und Proteste in der Bevölkerung vor Ort. Die Windbranche ist beunruhigt – aus Sicht des Bundesverbands Windenergie (BWE) sind Deutschlands Ökostrom-Ausbauziele in Gefahr.

Das Wettbewerbsniveau ist „erneut deutlich gesunken“. Der Zuschlagsanteil an der möglichen Menge sank von 68 Prozent bei einer Ausschreibung im Februar über 42 Prozent im Mai auf jetzt noch 32 Prozent – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Die Bauvorhaben an Land, für die nun grünes Licht kam, liegen querbeet im Bundesgebiet, vor allem in Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Thüringen.In der Politik gab es Sorgenfalten. „Der Ausbau der Windenergie bricht immer stärker ein“, erklärte die energiepolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Julia Verlinden. „Die Entwicklung ist dramatisch, denn für wirksamen Klimaschutz brauchen wir viel mehr Erneuerbare Energien.“ Sie appellierte an die Bundesregierung, endlich „klare Signale“ pro Windenergie-Ausbau zu senden, „statt sich weiter in irgendwelchen Arbeitsgruppen zu blockieren“.

„Die Ergebnisse sind ein erneuter Weckruf an die politisch Verantwortlichen jetzt zu handeln“, erklärt der BWE: „11.000 MW Wind an Land stecken im Genehmigungsverfahren fest, über 4.000 MW kurzfristig möglicher Projekte sind durch von internationalen Standards abweichende Abstandradien um die Drehfunkfeuer blockiert und mindestens 800 MW erteilter Genehmigungen können wegen anhängenden Klagen gegen die Genehmigungsbehörden nicht an Ausschreibungen teilnehmen.“

Jede unterzeichnete Ausschreibung verringere den für die Industrie, die Energiewende und die Klimaschutzziele erforderlichen Zubau der Windenergie an Land. Der BWE habe mit seinem Aktionsplan Genehmigungen aufgezeigt, dass es schnelle und konkrete Handlungsmöglichkeiten gibt. Diese gelte es anzupacken. Zusätzlich sei eine durchgehend positive Kommunikation von Bund und Ländern notwendig, welche die Chancen der Energiewende zur CO2-Reduktion und für eine moderne Industriepolitik in den Mittelpunkt stellt, so BWE-Präsident Hermann Albers.

Zu den Ausschreibungsergebnissen VKU-Hauptgeschäftsführerin Katherina Reiche

„Die Ergebnisse zeugen von einem erneuten Tiefpunkt beim Ausbau der Windenergie an Land. Noch nie war die Beteiligung an der Windenergie-Ausschreibung so gering wie bei diesem Mal. Nicht mal ein Drittel der ausgeschriebenen Menge konnte bezuschlagt werden. Es ist dringend notwendig, mehr Flächen für die Windenergie bereitzustellen und Genehmigungsverfahren zu vereinfachen. Viele Windenergieprojekte von Stadtwerken scheitern daran, dass Vorschriften in Bezug auf Naturschutz, Flugsicherung oder Denkmalschutz viel zu streng ausgelegt werden. Der VKU steht hierzu in einem engen Austausch mit seinen Mitgliedern. Eine aktuelle Abfrage zeigt, dass es Stadtwerke gibt, bei denen jeweils bis zu 20 Projekte mit einer Leistung von bis zu 400 Megawatt an den Genehmigungsverfahren zu scheitern drohen. Der von Bundesminister Altmaier angekündigte Windenergiegipfel ist eine Chance, Wege aus der Ausbaukrise zu finden. Anderenfalls droht nicht nur dem Windenergieausbau, sondern auch dem Projekt Energiewende insgesamt die Puste auszugehen.“

Wind-Gipfel am 05.09.2019

Inzwischen machte sich Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier die Branchen-Forderung an die Bundeskanzlerin zu eigen und kündigte einen Windenergiegipfel an. Auf dem Gipfel muss ein starker Akzent auf den industrie- und energiepolitischen Chancen der Energiewende liegen. Damit ließe sich der Windenergiegipfel zugleich nutzen, um ihren Impuls für eine „Nationale Industriestrategie 2030“ im Bereich des GreenTech-Sektors weiter auszugestalten. Der BWE fordert, dass die Bundesländer mit an den Tisch geholt werden, denn Energiewende wird vor Ort umgesetzt.

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