Metall alter „Schubladenhandys“ deckt Materialbedarf für 10 Jahre

Wie hoch sind die Rohstoffpotenziale durch Urban Mining?

Natürliche Ressourcen werden zunehmend knapper, unter anderem da weltweit derzeit deutlich mehr natürliche Rohstoffe abgebaut und verarbeitet werden, als die Erde in diesem Zeitraum zur Verfügung stellen kann. Als Nettoimporteur von Rohstoffen ist die deutsche Wirtschaft insbesondere bei Materialien für zukünftige Technologien auf den internationalen Handel angewiesen. Auch aus diesem Grund wird das Denken in Kreisläufen für die Verbesserung der Ressourceneffizienz und -schonung von zentraler Bedeutung sein. Der gesamte Lebenszyklus einer Ressource – von der Bereitstellung über ihre Nutzung bis hin zur wiedergewinnenden Nachsorge – muss entsprechend mitgedacht und optimiert werden. Am 16.01.2023 hat das Institut der Deutschen Wirtschaft den IW-Report Nr. 2/2023 – Urban Mining für eine zirkuläre Wirtschaft. Wie hoch sind die Rohstoffpotenziale durch Urban Mining? – von Sarah Fluchs und Adriana Neligan veröffentlicht.

Im Inneren unserer Handys findet sich viel Wiederverwertbares (hier Fairphone) – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

In diesem Zusammenhang könne Urban Mining als Bestandteil einer Kreislaufwirtschaft betrachtet werden. Durch die Nutzung Urbaner Minen könne zwar nicht das gesamte Konzept einer Kreislaufwirtschaft abgedeckt werden, jedoch könne Urban Mining als zusätzliche Rohstoffquelle eine wesentliche Rolle spielen. Insbesondere vor dem Hintergrund der angespannten Rohstoffsituation müsse diese Möglichkeit gesamtwirtschaftlich genutzt werden, um zum einen Ressourcen zu schonen und wiederzuverwenden und um zum anderen die Abhängigkeit auf internationalen Rohstoffmärkten zu reduzieren. Das Materiallager, welches Deutschland aufgebaut habe, böte ein wichtiges Potenzial, Rohstoffe, die bereits abgebaut worden seien, wiederzuverwerten und im Kreislauf zu halten.

In diesem Bericht wird das Potenzial von Urban Mining für einen effizienteren Umgang mit natürlichen Ressourcen und somit für eine Kreislaufwirtschaft aufgezeigt. Am Beispiel der sogenannten „Schubladenhandys“ wird verdeutlicht, welche Möglichkeiten Deutschland hat, Materialien, die bereits im Kreislauf sind und nicht mehr genutzt werden, wiederzuverwenden.

Rechnerisch zeige sich, dass der Gesamtmetallwert der ungenutzten Handys in Deutschland bei rund 240 Millionen Euro liege. Gleichzeitig entspreche der Materialwert der im Jahr 2021 verkauften Smartphones in Deutschland 23,5 Millionen Euro. In einer theoretischen Rechnung könne die Urbane Mine der Schubladenhandys den Materialbedarf für neue Smartphones für über 10 Jahre decken. Allerdings sehe die Realität anders aus, da nicht alle Schubladenhandys dem Recycling zugeführt würden und außerdem nicht komplett recycelbar seien. Dieses Verhältnis zeige das gesamtwirtschaftlich enorme Potenzial des verfügbaren Materiallagers, welches für eine effiziente Kreislaufwirtschaft genutzt werden müsse, so die Autorinnen der Studie.

Aus Konsumentenperspektive würden konkrete Handlungsmöglichkeiten erläutert, eine Kreislaufwirtschaft in den vier Strategien (Kreisläufe ermöglichen, schließen, schaffen und verlängern) zu unterstützen. Wichtig bleibe jedoch, dass das Recycling weiterhin optimiert werden müsse, um ökonomisch sinnvoll zu sein, und dass es nur eine unter vielen zirkulären Strategien darstelle. Gemäß der Abfallhierarchie seien diejenigen Strategien, die Abfälle vermieden, also beim Produktdesign ansetzten, oder diejenigen, die Güter oder Komponenten wiederverwendeten, denen des Recyclings vorzuziehen. Dies gelte ebenso für das urbane Materiallager, was die Autorinnen mit der Studie belegen.

->Quelle:  Institut der Deutschen Wirtschaft/iwkoeln.de/studien/sarah-fluchs-adriana-neligan-wie-hoch-sind-die-rohstoffpotenziale-durch-urban-mining