Trotz 164 Mrd. Dollar Investitionen landen nur 5 % in echten Kreislaufinnovationen. Ein neuer Bericht zeigt, wo das Kapital fehlt und warum das problematisch ist.

Es wirkt rund doch bei Investitionen in die Kreislaufwirtschaft gibt es Lücken. Genau diesen „Circularity Gap“ analysiert ein neuer Bericht von Circle Economy und KPMG. Foto: Dan Schiumarini
Der Bericht von Circle Economy in Zusammenarbeit mit KPMG untersucht, wohin das Kapital in der globalen Kreislaufwirtschaft tatsächlich fließt und wo Investitionen fehlen. Zwischen 2018 und 2023 stiegen die Investitionen in die Kreislaufwirtschaft deutlich an, mit einem Höchstwert von 42 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021. Doch trotz dieses Wachstums lässt der Wandel des Wirtschaftssystems auf sich warten. Denn das meiste Kapital geht weiterhin in vertraute Anwendungen wie Reparatur, Wiederverkauf oder Recycling. Nur etwa 5 Prozent fließen in sogenannte „Design- und Produktionsmodelle“. Also in Ansätzen, bei denen Produkte von Grund auf so gestaltet werden, dass Abfall und Ressourcenverbrauch gar nicht erst entstehen. Gerade diese Modelle aber, betonen die Autorinnen und Autoren, seien entscheidend für eine wirklich zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft. Sie ermöglichen neue Materialien, langlebige Bauweisen, modulare Produkte, automatisierte Rücknahmesysteme. Kurz: Auch bei Investitionen in die Kreislaufwirtschaft fließt das meiste Geld in lineare Produktionsketten. Nur ein kleiner Teil landet dort, wo wirklich konsequent auf Kreislaufwirtschaft gesetzt wird.
Ein weiteres Ergebnis: Kreislaufinvestitionen machen bislang nur rund zwei Prozent des weltweit verfolgten Kapitals aus. Banken bestimmen den Markt, vor allem über Kredit. Darunter viele sogenannte „Sustainability-Linked Loans“, bei denen Kreditkonditionen an Nachhaltigkeitskennzahlen geknüpft sind. Doch bei der Vergabe dieser Kredite bevorzugen diese Konstruktionen große, etablierte Unternehmen. Junge Kreislauf-Startups tun sich schwer, Kapital für die Skalierung zu finden. Die Analyse sieht hier einen Grund, warum viele Startups deswegen in der Pilotphase verharren müssen, obwohl ihre Ansätze vielversprechend sind.
Laut Bericht braucht es dringend bessere Rahmenbedingungen. Gefordert seien nicht nur private Investoren, sondern auch klare politische Leitplanken. Dazu gehören verbindliche Standards zur Messung von Zirkularität, die Integration von Ressourcenrisiken in Finanzmodelle sowie gezielte öffentliche Investitionen in zirkuläre Infrastruktur. Auch staatliche Beschaffungsprogramme müssten stärker an Kreislaufkriterien gebunden werden. Bislang bleibe das weitgehend unbeachtet, trotz ambitionierter Strategien und Gesetze auf nationaler Ebene.
Trotz aller Ernüchterung sehen die Autor*innen auch Fortschritte: Das Thema gewinnt an Sichtbarkeit, das Interesse wächst, erste strukturelle Veränderungen zeichnen sich ab. Entscheidend sei jetzt, die Richtung der Kapitalströme weiter gezielt zu steuern: weg von Symptombehandlungen, hin zu den Grundlagen. Denn wenn Kreislaufwirtschaft mehr sein soll als eine Ergänzung zum bestehenden System, dann muss genau dort investiert werden, wo neue Strukturen entstehen: im Design, in der Produktion und in eine anderen Art, über Ressourcen nachzudenken.
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