„Wenn wir den Weg nicht finden, müssen wir ihn machen“

Pro Kapazitätsmarkt

Die BDEW-Hauptgeschäftsführerin sprach sich erneut für die Einführung von Kapazitätsmärkten aus: „Erst wenn wir durch einen einzuführenden Kapazitätsmarkt dafür gesorgt haben, dass der sukzessive Umstieg auf alternative Energien durch eine auch zukünftig tragfähige Finanzierung der systemrelevanten konventionellen Kraftwerke abgesichert ist, können wir uns in Ruhe gemeinsam dem weiteren Fortschritt der Energiewende widmen.“ Denn wenn die Versorgungssicherheit des Industriestandortes Deutschland in Folge von Kraftwerksstillegungen und Stromausfällen scheitere, „scheitert die gesamte Energiewende durch einen Verlust an Vertrauen und Verlässlichkeit.“

Müller stellte die Entscheidung ihres Verbandes pro Erneuerbare heraus, daraus folge „der Umbau der gesamten Geschäfts- und Technologiegrundlage der Energiebranche“. Dabei müsse der BDEW aber „kontinuierlich darauf achten und dafür kämpfen, dass unser Anrecht auf Planungssicherheit für unsere Investitionen gewahrt bleibt.“ Wenn die Erneuerbaren Energien in Zukunft den Großteil der Stromversorgung ausmachten, müssten sie aber auch am Markt wettbewerbsfähig werden, müssten sie Verantwortung für die Versorgungssicherheit des Gesamtsystems übernehmen, und: Preise und Prämien für Ökostrom dürften sich „nicht länger an den Renditeerwartungen der Anlagenbetreiber orientieren, sondern müssen sich nach dem tatsächlichen Bedarf und dem Grundsatz von Angebot und Nachfrage richten.“ Als Beispiel dafür nannte sie das Auktionsmodell.

„Immer mehr Ziele und immer weniger Überblick“

Müller forderte überprüfbare Leitlinien und Meilensteine für die Energiewende. Im Sinne eines Projekt-Controllings könnten so Aufwand, Mittel und Ertrag kontrolliert werden. Überfällig sei zudem „die intensivierte Debatte über Erreichbarkeit und konsequente Priorisierung der energiepolitischen Ziele“. Es gebe nämlich „immer mehr Ziele und immer weniger Überblick.“ Belastbare wissenschaftliche Zahlen würden hier dabei helfen, uns auf den relevanten Kern der Energiewende zu konzentrieren.

Schütte: „Wer einen Elefanten essen will, muss ihn in viele kleine Scheiben schneiden“

Damit leitete Forschungs-Staatssekretär Georg Schütte die Workshops und Podiumsdiskussionen ein: Die Energiewende sei zwar ein Projekt von der Größenordnung der Mondlandung, aber man müsse sie anders anlegen. Im Zusammenhang mit den Fragen der Governance sagte er: „Vormals brauchten viele Projekte eine Umweltverträglichkeitsprüfung – ich will eine Demokratieverträglichkeitsprüfung vorschlagen. Daher müssen wir viele Interessen zu Wort kommen lassen.“ Er kündigte für den 17.12.2014 eine Plenarsitzung des Forschungsforums Energiewende an, bei der die Ergebnisse der Agendakonferenz und spätere Anmerkungen reflektiert und diskutiert würden – „auch die gesellschaftlich relevanten Themen“.

Nach den einführenden Reden aus Politik und Wirtschaft fragten sich die Kongress-Teilnehmer, wo der angekündigte Wirtschafts- und Energieminister bleibe – aus der Tagesordnung war er ersatzlos verschwunden. Er habe im letzten Moment abgesagt, hörte man auf Nachfrage. Schade – meint Solarify. Denn gerade die beiden Ministerien für Forschung und Energie müssten beim Thema Energiewende Hand in Hand vorweg gehen. Tun sie aber allzu offensichtlich nicht.