HGÜ-Strom aus Afrika „tragfähiges Modell“

Supergrid oder Punkt zu Punkt-Leitung

Die Forscher untersuchten auch, ob es günstiger ist den Strom über Punkt-zu-Punkt Verbindungen oder über ein sogenanntes Supergrid nach Europa zu transportieren. Unter einem Supergrid versteht man ein in ganz Europa gut ausgebautes Stromnetz, das in der Lage ist, den eingespeisten Strom aus schwankendem erneuerbarem Angebot jederzeit aufzunehmen und bedarfsgerecht über ganz Europa an die Abnehmer zu verteilen. Die Forscher kommen zu dem klaren Ergebnis, dass der Aufwand für ein solches Supergrid immens wäre, wenn keine regelbaren erneuerbaren Stromimporte einbezogen würden. Das Stromnetz in Deutschland müsste in der Lage sein das Achtfache seiner heutigen Transferleistung aufzunehmen bzw. an seine Nachbarn abzugeben, Spanien sogar das 55fache.

Auch die HGÜ-Leitungen erfordern einen gewissen Aufwand. Aber sie haben den Vorteil, dass dieser gut kalkulierbar ist, da die Leitungen die Solarkraftwerke in Nordafrika direkt mit den Ballungszentren in Europa, wo es die größte Stromnachfrage gibt, verbinden. Durch den regelbaren Solarstrom können Schwankungen im Stromnetz ausgeglichen werden. So wird die primäre Funktion heutiger Kohle- und Gaskraftwerke eins zu eins durch Erneuerbare Energie ersetzt.

Zudem haben die Forscher herausgefunden, dass der Bau einer solchen interkontinentalen HGÜ-Leitung ähnliche Herausforderungen beinhaltet wie der Bau von Gas-Pipelines. Die wichtigsten Faktoren für den Erfolg eines solchen großen Infrastrukturprojekts  haben die Forscher am Beispiel der Nord Stream-Pipeline erarbeitet, die über die Baltische See durch zehn verschiedene Länder führt und Russland mit Deutschland verbindet. „Man könnte sagen, es handelt sich um Solar-Pipelines, die wertvolle, nämlich regelbare und gleichzeitig erneuerbare Energie aus der Ferne nach Europa bringen“, fasst Franz Trieb zusammen. Zu den Erfolgsfaktoren gehört unter anderem eine völlige Transparenz des Projektes gegenüber der Öffentlichkeit, Projektverantwortliche müssen zudem auf die Ängste und Bedenken der Bevölkerung im Umfeld eingehen.

 

Die BETTER-Studie

Die BETTER-Studie entstand im Auftrag der Europäischen Kommission. Beteiligte neben dem DLR und dem Projektkoordinator CIEMAT waren auch das Joanneum Research (JR) und die Vienna University of Technology in Österreich, das Energy Research Centre (ECN) in den Niederlanden, die National Technical University of Athens (NTUA) in Griechenland, das  Observatoire Mediterranéen de l´Energie (OME) in Frankreich, das Potsdam Institute for Climate Impact Research (PIK) in Deutschland sowie das United Nations Development Programme (UNDP).

Solarify fragt sich erstaunt, warum auf den 281 Seiten der Studie der eigentliche Ideengeber für die Verbindung Afrika-Europa, Gerhard Knies, und die Desertec Foundation, sowie die Desertec Industrial Initiative (Dii GmbH) entweder gar nicht oder fehlerhaft erwähnt werden.
Zu Desertec heißt es z.B.: „First Desertec pilot project TuNur is in planning“. (S. 137) TuNur hat mit Desertec nichts zu tun. Oder: „…industrial initiatives like DESERTEC (2009), Dii (2013)…“ (S. 154) – Desertec ist eine Stiftung, keine Industrie-Initiative; die Dii GmbH wurde 2009, nicht 2013 gegründet und ist inzwischen in desertenergy.org umbenannt worden. Insgesamt hätten die Autoren der Studie wahrscheinlich das Meiste aus den Veröffentlichungen der Dii GmbH herauslesen können – z.B. „Desert Power 2050„. (Karte: Die Originalgrafik der Dii von 2011)

->Quellen und weitere Infos: