IEA und IRENA raufen sich zusammen

2/300 Milliarden Euro „stranded assets“ drohen

Beide Agenturen sind sich einig, dass das Stromsystem 2050 vor allem auf den Säulen Wind und Sonne ruhen wird. Die IRENA will den Strombedarf bis 2050 zu 90 Prozent mit Erneuerbaren Energien und massiv verbesserter Energieeffizienz decken: Nur wenn der Energieeinsatz weltweit viel effizienter werde, erwarten beide Agenturen einen Strombedarf wie 2015. Die IEA fürchtet, dass bis 2050 rund 300 Milliarden Euro in fossile Energien fehlinvestiert werden könnten. Sie zählt daher auch Kernkraft und CCS zu den kohlenstoffarmen Energieoptionen und will die Atomenergie auf dem Niveau von 2016 belassen.

0,4 % des Welt-BIP könnten 0,8 % Steigerung auslösen

Der IRENA folgend müssten bis 2050 rund 0,4 Prozent des Welt-Bruttoinlandsprodukts in den Aufbau klimafreundlicher Energien investiert werden (die IEA rechnet mit rund 0,3 Prozent), um bis 2100 Klimaneutralität zu erreichen, dass also nicht mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangt als Ozeane und Vegetation aufnehmen können. Die eingesetzten 0,3, bzw. 0,4 Prozent der BIPs könnten das Welt-Bruttoinlandsprodukt um 0,8 Prozent (1,6 Billionen US-Dollar) bis zum Jahr 2050 steigern – ausgehend von einer Steigerung der betrieblichen Effizienz durch neue Technologien sowie durch sinkende Kosten bei der Energiegewinnung aus den Erneuerbaren. Hinzu komme das ungeheure Potenzial an neuen Arbeitsplätzen der Energiewende, die das der fossilen Brennstoffgewinnung mehr als kompensieren werde.

CO2 müsste 190 Dollar pro Tonne kosten

Beide Agenturen plädieren dringend dafür, sofort mit dem globalen Umbau zu beginnen – der Kohleausstieg muss global bis 2050 abgeschlossen sein. Die IEA fordert, die Subventionen für fossile Energien sofort abzuschaffen und gleichzeitig für die Tonne CO2-Preis fast 180 Euro zu verlangen – in Europa kostet die Tonne CO2 gerade mal fünf Euro.

„Trump versucht offenbar, entgegen allen wissenschaftlichen Fakten klimapolitisch die Uhr zurückzudrehen. Vor diesem Hintergrund ist es ein starkes Signal, wenn die beiden Organisationen mit ihrem sehr unterschiedlichen Hintergrund gemeinsam betonen, dass massive und weiter ansteigende Investitionen in Erneuerbare Energien und Energieeffizienz nicht nur für die Erreichung der Klimaziele notwendig sind, sondern darüber hinaus milliardenschwere ökonomische Vorteile bringen“, so Rainer Hinrichs-Rahlwes, Vorstandsmitglied beim Bundesverband Erneuerbare Energie e.V., gegenüber EURACTIV. „Eine Verzögerung wird sehr teuer“, so Hinrichs-Rahlwes.

Die Studie mache deutlich, dass eine Verschleppung der globalen Energiewende das Risiko verlorener Investitionen in fossile Energien – sogenannter „stranded investments“ –  drastisch erhöht. Diese im Grunde bekannte, in der Studie erneut belegte Aussage sei ein starkes Argument dafür, dass auch Deutschland aus der Kohle aussteigen müsse – und das möglichst schnell. „Die Zahlen aus der Studie machen sehr deutlich, dass jede Investition in weitere fossile Kraftwerke oder gar neue Tagebaue für Braunkohle nicht nur klimapolitisch unverantwortlich ist, sondern auch ökonomisch wider besseres Wissen Milliardenverluste in Kauf nimmt“, so Hinrichs-Rahlwes.

[note Amerkung von Solarify: Erst am Wochenende davor war beim Treffen der G20-Finanzminister in Baden-Baden das Wort „Klimaschutz“ aus der Schlusserklärung  getilgt worden.]

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