CCS in Island ausgebaut

Kohlendioxid aus der Luft ins Basaltgestein

Direct-Air-Capture (DAC) heißt die Technik von Climeworks, die im schweizerischen Hinwil mittels einer Filtertechnik der Luft kommerziell rund 900 Tonnen CO2 pro Jahr entzieht (Solarify berichtete). Nun wird das Direct Air Capture-Modul Teil des isländischen CarbFix2-Projektes zur dauerhaften CO2-Speicherung und Mineralisierung in Basaltgestein. Die Climeworks-Manager hoffen darauf, dass ihre hochskalierbare Technologie womöglich „eines der Kernthemen der UN-Klimakonferenz COP23″ in Bonn wird.

Geothermiekraftwerk Hellisheidi – Foto © Sigrg – Eig. Werk, CC BY-SA 4.0, commons.wikimedia.org

Climeworks hat sich mit dem isländischen Energieversorger Reykjavik Energy zusammengetan, um erstmalig die DAC-Technologie mit der in Island bereits praktizierten (siehe solarify.eu/doch-co2-speicherung-moeglich*) geologischen Speicherung zu kombinieren. Als Teil des Forschungsprojekts CarbFIx2 wird das Schweizer Cleantech-Unternehmen eigenen Angaben zufolge „eine sichere, ökonomische und hochskalierbare Technologie zur CO2-Beseitigung“ bereitstellen.

Durchgeführt wird das Climeworks-Projekt im Rahmen eines über Horizon 2020 von der EU geförderten Vorhabens am größten Geothermiekraftwerk der Welt: Hellisheidi von Reykjavik Energy in Svartsengi. Das DAC-Modul von Climeworks ist auf dem Gelände des Kraftwerks installiert worden und ermöglicht es, CO2 der Atmosphäre zu entziehen und direkt aus der Umgebungsluft sicher zu speichern.

Aus der Medienmitteilung von Climeworks: „Wissenschaftliche Studien belegen, dass das 2-Grad-Klimaziel nicht ohne Nutzung solcher Technologien möglich ist. Auch deshalb ist davon auszugehen, dass entsprechende Lösungen ein wichtiges Thema im Rahmen der UN-Klimakonferenz COP23 im November in Bonn sein werden.“

Herzstück der DAC-Technologie ist laut Climeworks eine „innovative und weltweit patentierte Filterstruktur“. Während der Filterung sammle sich das CO2 chemisch an der Oberfläche des Filters. Nach eingetretener Sättigung werde das CO2 bei einer Temperatur von ca. 100° C gelöst und das hochreine Gas freigesetzt. Mit der Pilotanlage in Island werde CO2 direkt aus der Umgebungsluft gefiltert und – in Wasser gebunden – mehr als 700 Meter in den Basaltboden geleitet. Dort könne das sprudelnde Gemisch aufgrund hohen Drucks und hoher Temperaturen nicht entweichen. Stattdessen reagiere es mit dem Basalt. In weniger als zwei Jahren wandle sich das CO2 in feste Mineralien um. Während der Testphase werde vor allem untersucht, wie DAC auf die spezifischen Wetterverhältnisse im Südwesten Islands reagiere.

Mit der Beteiligung am CarbFix2-Projekt zeige Climeworks den zweiten Anwendungsfall für seine DAC-Technologie. Im Juni 2017 hatte das Unternehmen die weltweit erste, kommerzielle CO2-Filteranlage in Hinwil in der Schweiz in Betrieb genommen. Dort wird das aus der Atmosphäre gefilterte CO2 als Dünger an ein angrenzendes Gewächshaus verkauft. Siehe: solarify.eu/co2-abscheidung-aus-der-luft

Christoph Gebald, Mitgründer und CEO von Climeworks: „Das Potenzial zur Skalierung unserer Technologie in Kombination mit CO2-Speicherungist gewaltig. Und das nicht nur hier in Island, sondern in vielen anderen Regionen mit ähnlichen Gesteinsformationen. Unser Plan ist es, KohlenstoffdioxidEntfernungan Einzelpersonen, Unternehmen und Organisationen zu veräußern, um deren unvermeidbare Emissionen zu adressieren.

CarbFix-Projektleiterin Edda Sif Aradóttir von Reykjavik Energy: „Wir haben CarbFix ins Leben gerufen und den Beweis erbracht, dass das Klimagas dauerhaft mineralisiert werden kann. Durch die Imitation natürlicher Prozesse geschieht das in weniger als zwei Jahren. Mit der Integration der Climeworks-Technologie haben wir eine Lösung, die unabhängig von Emissionsquellen überall dort einsetzbar ist, wo es Basaltgestein gibt. Das ist wichtig, um den CarbFix-Ansatz weltweit zu skalieren.“ Geleitet wird das Projekt von Reykjavik Energy (Island). Weitere Partner sind die Universität von Island, CNRS (Toulouse, Frankreich) und Amphos 21 (Barcelona, Spanien).

Solarify hält das CarbFix-Projekt für einen Irrweg, auf jeden Fall für Deutschland. Die Medienmitteilung von Climeworks schweigt zu den Kosten – lediglich die EU-Förderung wird erwähnt. Die scheint aber auch notwendig, denn woanders hieß es schon im Juni 2016, dass die Tonne „entsorgtes“ CO2 25 Euro kostet (zugegeben, es gibt noch teurere Verfahren). Zudem braucht eine Tonne CO2 25 Tonnen Wasser. Bleibt die Frage: Warum teuer entsorgen und nicht als Rohstoff verwenden (CCU, Methanol, Designer Fuels)? Direkt neben dem isländischen Climeworks-Unterfangen steht ein kaum  zu übersehendes Beispiel, wie es richtig geht: die zweitgrößte Methanol-Fabrik der Welt…

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