Energiewende: Breite Zustimmung, aber Zweifel an Umsetzung

Appell an Politik zu mehr staatlicher Verantwortung

Die Verantwortung für eine sozial gerechte Ausgestaltung der Energiewende sehen die Deutschen beim Staat. Er soll für niedrige Energiepreise sorgen, damit auch Geringverdiener nicht übermäßig belastet werden (57 %). 27 % finden, der Staat solle bedürftige Bürger bei der Deckung ihres Wärme- und Strombedarfs finanziell unterstützen. 88 % wünschen sich bei einer energetischen Gebäudesanierung eine zumutbare Begrenzung der Mieterhöhung. Das sehen auch 75 % der Vermieter so.

Energiepreise verbrauchsabhängig staffeln

Aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger ist eine Änderung der Befreiung der besonders energieintensiven Unternehmen von der Umlage für den Ausbau erneuerbarer Energien (EEG-Umlage) erforderlich. Diese Ausnahmeregelung für Unternehmen im Erneuerbaren-Energie-Gesetz (EEG) lehnen 72 % der Bevölkerung ab. Statt die Kosten der Energiewende über den Strompreis auf alle Verbraucher umzulegen, wollen 60 %, dass diejenigen Haushalte und Unternehmen, die für hohe Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich sind, einen Großteil dieser Kosten übernehmen. Darüber hinaus spricht sich rund jeder Zweite – darunter auch 42 % der Haushalte mit einem hohen Stromverbrauch – für eine progressive Preiskomponente bei den Energiepreisen aus.

Mehr politische Bürgermitsprache gewünscht 

Bemängelt wird auch die geringe Bürgereinbindung, etwa beim Ausbau der Windkraft. 85 % der Deutschen halten es für wichtig, dass sich Bürgerinnen und Bürger frühzeitig am Planungsprozess für Windanlagen in ihrer Umgebung beteiligen können. 55 % sind dafür, dass die betroffenen Bürger das letzte Wort beim Bau von Windanlagen haben sollen.

„Viele wichtige und auch umstrittene Fragen erhalten mit dem Sozialen Nachhaltigkeitsbarometer zur Energiewende zum ersten Mal eine notwendige empirische Basis. Der Erfolg der Energiewende wird letztlich von einem Faktor abhängen: Haben die Menschen vor Ort das Gefühl, dass ihnen persönlich die Energiewende neue Chance eröffnet – zum Beispiel, indem sie ökonomisch oder politisch an ihr teilhaben?“ ist René Mono, geschäftsführender Vorstand der 100 prozent erneuerbar Stiftung, überzeugt.

Persönliche Mitwirkung vor allem beim Energiesparen 

86 % begrüßen, sich an der Energiewende beteiligen zu können. Die persönliche Mitwirkung an der Energiewende konzentriert sich bei den meisten jedoch auf energieeffiziente Kaufentscheidungen (93 %) und energiesparendes Verhalten im Alltag (87 %). In intelligente Heizungssteuerungssysteme (Smart Heat) haben bislang 8 % investiert, 10 % in eine eigene Erneuerbaren-Anlage. Eine Änderung des Investitionsverhaltens zeichnet sich für die nahe Zukunft nicht ab.

„Das Soziale Nachhaltigkeitsbarometer zur Energiewende ist eine belastbare Wissensbasis: Was denken die Menschen? Welche Präferenzen haben die Verbraucher? Wie muss eine Gesellschaft funktionieren, um eine größtmögliche Beteiligung an der Entwicklung des Energiesystems der Zukunft zu gewährleisten? Damit ist jetzt die Voraussetzung gegeben, um nach den richtigen Lösungen für eine sozial nachhaltige Energiewende zu suchen, so wie dynamis sich das zum Ziel gesetzt hat“, erläutert Stephan Muschick, Geschäftsführer innogy Stiftung für Energie und Gesellschaft.

Viele Mieter und Eigenheimbesitzer sind prinzipiell bereit, durch eigene Investitionen an der Energiewende mitzuwirken – Beratungs- und Unterstützungsangebote von Politik, Wirtschaft und Umweltverbänden können hier ansetzen. Denn: Energiewende ist Zukunftsvorsorge. Das sagen auch 73 % der Deutschen.

Folgt: Zur Studie „Soziales Nachhaltigkeitsbarometer der Energiewende“