Wind nutzen statt abschalten

Greenpeace Energy und Energie des Nordens bauen Windgas-Elektrolyseur

und Energie des Nordens aus Ellhöft wollen einer Medienmitteilung vom 24.10.2018 zufolge mit einem einen Elektrolyseur Über-Produktionen von Windstrom zur Herstellung von grünem Wasserstoff abfangen. Der Windgas-Elektrolyseur im schleswig-holsteinischen Haurup mit einer Nennleistung von einem Megawatt soll von 2020 an jährlich bis zu 3,75 Millionen Kilowattstunden Wasserstoff für die fast 20.000 proWindgas-Kunden von Greenpeace Energy ins Gasnetz einspeisen. Das Projekt wird vom Programm „Norddeutsche Energiewende 4.0“ (NEW 4.0) gefördert, in dessen Rahmen Technologien mit besonderem Nutzen für die Energiewende in der Praxis erprobt werden.

Power-to-Gas-Anlage auf der Intersolar 2018 – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

„Für das Gelingen und die Akzeptanz der Energiewende ist es höchste Zeit, dass wir gerade hier im Norden jede Kilowattstunde Windstrom nutzen, anstatt wie bisher die Anlagen abzuschalten, wenn das Netz mit Kohlestrom verstopft ist“, sagt Sönke Tangermann (Foto re.), Vorstand von Greenpeace Energy, bei der Unterzeichnung des Vertrages für das Elektrolyseur-Projekt. „Genau das ermöglicht die Windgas-Technologie: Wenn mehr erneuerbarer Strom produziert als ins Netz gelassen wird, lässt sich damit per Elektrolyse Wasser in Sauerstoff und klimafreundlichen Wasserstoff aufspalten.“ Bislang ungenutzte Stromüberschüsse können so als erneuerbares Gas in Form von Wasserstoff im vorhandenen Gasnetz gespeichert werden. Damit lassen sich selbst lange Dunkelflauten überbrücken, Phasen mit wenig Wind und Sonne. Dies schafft Versorgungssicherheit auch bei hohen Erneuerbaren-Anteilen im deutschen Energiesystem.

„Wir haben am Umspannwerk Haurup einen idealen Ort für unser Projekt gefunden“, sagt Reinhard Christiansen (Foto M.), Geschäftsführer von Energie des Nordens (EdN), ein Zusammenschluss von rund 80 regionalen Erneuerbaren-Unternehmen. „Zum einen können wir hier an einem Netzknotenpunkt überschüssigen Windstrom aus der gesamten Region nutzen. Und zum anderen läuft hier die kapazitätsstarke Gastransportleitung ‚Deudan’ vorbei, in die wir den produzierten Wasserstoff einspeisen können.“ Zum Projekt „Windgas Haurup“ tragen im Rahmen von NEW 4.0 auch der Stromnetzbetreiber Schleswig-Holstein Netz sowie Gasunie als Betreiber der Deudan-Gaspipeline bei.

Auch wenn sich die Stromüberschüsse in der Region im Zuge des künftigen Netzausbaus reduzieren sollten, ist der Betrieb des Elektrolyseurs in Haurup gesichert: Dann unterstützt er mit seiner Fahrweise die Integration des Windparks Ellhöft in das Stromportfolio von Greenpeace Energy. Einen Vertrag über die Lieferung von grüner Energie aus sechs Windenergieanlagen des Typs AN-Bonus mit je 1,3 Megawatt Leistung hatten Greenpeace Energy und die Windparkbetreiber Anfang September abgeschlossen. Das so genannte „Power Purchase Agreement“ (PPA) und der Elektrolyseurbetrieb ermöglichen den wirtschaftlichen Weiterbetrieb des Windparks Ellhöft nach dem Auslaufen der EEG-Förderung zum Ende des Jahres 2020.

Neben der Windgas-Produktion bei sonst aufgrund von Einspeisemanagement (EinsMan) abgeschalteten Windkraftanlagen kann der neue Elektrolyseur auch Regelenergieleistung anbieten. Dazu fährt der Elektrolyseur auf Signale des Netzbetreibers hin seine Leistung hinauf oder herunter und stabilisiert so das Stromnetz, in dem Erzeugung und Verbrauch immer im Gleichgewicht sein müssen. Damit wird gezeigt, wie erneuerbare Energien in Verbindung mit intelligenten Technologien die nötige Versorgungssicherheit gewährleisten können. „Mit dem Einsatzkonzept für unseren Elektrolyseur treiben wir das Energiesystem der Zukunft voran“, so Tangermann. Einen echten Fortschritt sieht auch Reinhard Christiansen von Energie des Nordens: „Für uns war es immer unbefriedigend, wenn unsere Kraftwerke bei besten Windverhältnissen abgeschaltet wurden. Jede genutzte Kilowattstunde Grünstrom und jedes Molekül grünes Gas mehr hilft schließlich im Kampf gegen den Klimawandel. Wir freuen uns, dass wir und unsere Partner jetzt im Rahmen von NEW 4.0 Innovationen erproben können, die im großen Stil wichtige Beiträge zum Gelingen der Energiewende leisten können.“

[note Megaprojekt Power-to-Gas: Der Netzbetreiber TenneT, die Fernleitungsnetzbetreiber Gasunie Deutschland und Thyssengas wollen bei der Kopplung von Strom- und Gasnetzen für die Energiewende gemeinsame Sache machen: Die drei planen einer Medienmitteilung vom 16.10.2018 folgend in Niedersachsen den Bau der mit 100 Megawatt aktuell größten deutschen Power-to-Gas-Pilotanlage. Siehe: solarify.eu/mega-projekt-fuer-power-to-gas]

Hintergrund: Der Elektrolyseur in Haurup ist bereits der zweite, den die Greenpeace Energy eG mit Partnern baut. Der erste ging im Oktober 2016 im fränkischen Haßfurt in Betrieb. Auch beim Strombezug aus konkreten Lieferkraftwerken ist Greenpeace Energy Vorreiter und hat in der Ökoenergiebranche zudem den höchsten Anteil an Windstrom in seinem Strommix: Derzeit liegt er bei rund 50 Prozent.

Die Energie des Nordens GmbH & Co. KG (EdN), ein Zusammenschluss von rund 80 Unternehmen der regionalen Erneuerbaren-Branche, wurde im September 2011 gegründet. Geschäftsführer Reinhard Christiansen hat zudem eine Vielzahl weiterer Firmen im Bereich der Erneuerbaren Energien gegründet, darunter diverse Windparks, und hat unter anderem einen Bürgersolarpark ins Leben gerufen. Zugleich engagiert er sich als Landesvorsitzender des Bundesverbandes WindEnergie (BWE) in Schleswig-Holstein für die Energiewende. www.reinhard-christiansen.de

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