Mit Gentechnik gegen Klimawandel?

Bauernverbandspräsident will Gesetze ändern

Deutsche Bauern sollen sich mit gentechnischen Züchtungen gegen den Klimawandel wappnen. Dazu müssten die europäischen Gentechnik-Gesetze geändert werden, forderte Bauernpräsident Joachim Rukwied beim Deutschen Bauerntag im sächsischen Schkeuditz, wie der Bayerische Rundfunk meldete. Die Pflanzen müssten mit Trockenheit und Nässe umgehen können. Bundeslandwirtschaftsministerin  Julia Klöckner forderte die Landwirte auf, offen mit gesellschaftlichen Änderungen umzugehen, etwa beim Klima- und Artenschutz. Wichtig sei ein Austausch darüber unter den Bauern und mit den Verbrauchern. Die aber verweigern sich laut Greenpeace und BUND.

Bauernverband will Pflanzen via Gentechnik klimawandelresistent machen …. – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Laut Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) meine der Bauernpräsident mit seiner Forderung, die Europäischen Gentechnikgesetze zu ändern, Deregulierung der Gentechnik, an deren Ende neue Gentechnik aus der Risikoprüfung herausfallen würde und keine Zulassung mehr erteilt werden müsse. Beides habe  der Europäische Gerichtshof aber im letzten Jahr für neue Gentechnikverfahren gefordert. Das EuGH-Urteil vom 25.07.2018 habe auch die neuen Gentechnikverfahren explizit dem EU-Gentechnikrecht unterstellt.

Greenpeace: Zu viele Risiken

Gegen den Einsatz der Gentechnik auf dem Acker machen zahlreiche NGO mobil – Greenpeace argumentiert: „Verbraucher lehnen Gen-Food aufgrund der Risiken für die Umwelt und die menschliche Gesundheit ab. Ihr Verdienst ist, dass unsere Supermärkte kaum gentechnisch veränderte Produkte anbieten. Durch die Hintertür bekommen wir die Gentechnik allerdings doch aufgetischt. Denn: Lebensmittel wie Milch, Eier, Fleisch von Tieren, die gentechnisch verändertes Futter bekommen haben, müssen nicht gekennzeichnet werden. Auch die Mehrheit der Landwirte in Deutschland will keine Gen-Pflanzen auf dem Acker. Sie wissen: Der Anbau lohnt sich nicht. Weltweit konzentriert sich der Anbau auf wenige Länder und auf wenige gentechnisch herbeigeführte Eigenschaften. In der Praxis versagen Gen-Pflanzen nach wenigen Jahren, es bleiben hohe Saatgutpreise und ein erhöhter Bedarf an Pestiziden – ein ökologisches und ökonomisches Desaster. Die Versprechen der Gentechnikindustrie mit höheren Erträgen den Welthunger bekämpfen zu können, sind zudem längst widerlegt.“

BUND: Neue Gentechnik keine Lösung für Klimakrise

Der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, lehnte in einem Kommentar am 27.06.2019 die Äußerungen von  Klöckner und Rukwied zum Thema Gentechnik und Dürre ab: „Die Landwirte werden auch in diesem Jahr wieder unter der Hitze zu leiden haben, das zeichnet sich jetzt schon ab. Das ist bitter für die Landwirte, die vermutlich im zweiten Jahr in Folge mit wirtschaftlichen Einbußen zu kämpfen haben werden, wenn sich Hitze und Trockenheit fortsetzen. Dafür braucht es eindeutige Antworten der Politik, denn es ist davon auszugehen, dass Extremwetterereignisse wie Starkregen auf der einen oder lange Trockenzeiten auf der anderen Seite die Landwirtschaft künftig vor noch viel stärkere Herausforderungen stellen werden.“

Nach der Deregulierung neuer Gentechnik zu rufen sei fahrlässig für Umwelt und Bauern. Denn bei der Dürreproblematik gebe es keine einfache Lösung. Nötig sei viel mehr eine „Systemumstellung hin zu einer ökologischeren, klimaangepassten Landwirtschaft. Das Heil jetzt in der Gentechnik zu suchen, ist ein ganz falscher Weg und wird auch auf den erbitterten Widerstand der Verbraucher stoßen, die mit großer Mehrheit gegen Gentechnik sind.“

Laut Weiger wird es sowohl mit Hitze wie auch mit Regen gleichzeitig besser fertig werdende Pflanzen, die mit Frau Klöckners Worten „resistent gegen das Klima sind“, nicht geben. Statt des fruchtlosen Versuchs, technische Superpflanzen zu erzeugen, brauche es ein Umsteuern auf klimaresiliente Agrarsysteme. Dazu sei eine „Risikostreuung durch Mischkulturen, mehr ökologische Züchtungen, vielfältige Fruchtfolgen und eine Agrarförderung, die das unterstützt“, notwendig.

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