DIW entwickelte Ampel-Monitor Energiewende

Grüner Wasserstoff, Elektromobilität und Erneuerbare Wärme müssen erheblich beschleunigt werden

Will die Bundesregierung ihre energiepolitischen Ziele erreichen, muss sie aufs Tempo drücken. WissenschaftlerInnen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) haben daher laut einer Medienmitteilung vom 06.07.2022 einen „Ampel-Monitor Energiewende“ entwickelt, der verfolgt, inwiefern die energiepolitische Agenda der Regierung umgesetzt wird. Laut DIW sind immense Anstrengungen nötig, um die Lücke zwischen avisierten Zielen und dem aktuellem Stand zu schließen.

E-Mobilität: Tesla ladend, Berlin-Westend – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Besonders große Lücken zwischen der aktuellen Entwicklung und den Zielen klaffen bei grünem Wasserstoff, Elektromobilität und Erneuerbarer Wärme, wie der Monitor zeigt. DIW-WissenschaftlerInnen haben ihn entwickelt, um anhand von 15 Indikatoren den Fortgang der Energiewende auf dem Weg zur Klimaneutralität zu verfolgen. Der Monitor, der sich auf offene Daten stützt, begleitet die Fortschritte bei den Regierungszielen mit Fokus auf den Zeitraum bis 2030. Ausgewählte Ergebnisse werden ab sofort auf der Website des DIW Berlin (https://www.diw.de/ampel-monitor) in Form von interaktiven Grafiken und kurzen Analysen bereitgestellt und regelmäßig aktualisiert. Alle Indikatoren und die zugrunde liegenden Daten finden sich zudem quelloffen auf der Plattform Open Energy Tracker (https://openenergytracker.org).

„Unser Ampel-Monitor verdeutlicht: Das aktuelle Tempo der Energiewende ist viel zu gering, um die Ziele für 2030 zu erreichen“, so DIW-Energieökonom Wolf-Peter Schill, Mit-Initiator des am 06.07.2022 in einer Studie vorgestellten Monitors. „Wenn die Regierung nicht hinter ihren Zielpfad zurückfallen will, muss sie zeitnah konkrete und weitreichende Schritte umsetzen.“

Ausbautempo der Photovoltaik muss verdreifacht werden

Der Monitor zeigt: Will die Regierung ihre Ziele im Bereich der Photovoltaik bis 2030 erreichen, muss sie das Ausbautempo verglichen mit dem Trend der vergangenen zwölf Monate verdreifachen, bei der Windkraft an Land sogar vervierfachen. Mit der derzeitigen Geschwindigkeit würden die Zielmarken klar verfehlt. Damit wäre auch das Koalitionsziel, den Anteil Erneuerbarer Energien am Stromverbrauch von momentan rund 42 Prozent auf 80 Prozent im Jahr 2030 zu steigern, nicht zu erreichen. Eine weitere große Lücke klafft bei der Erneuerbaren Wärme, bei der im Jahr 2030 ein Anteil Erneuerbarer Energien von 50 Prozent avisiert ist. Hierfür muss der Anteil jährlich um fast vier Prozentpunkte wachsen – obwohl er seit dem Jahr 2012 insgesamt um nicht einmal drei Prozentpunkte gestiegen ist.

E-Autoflotte wächst noch sehr langsam – Ladeinfrastruktur unzureichend

Wenn das Koalitionsziel erreicht werden soll, die E-Autoflotte bis 2030 auf 15 Millionen Fahrzeuge zu steigern, müssen in Deutschland durchschnittlich rund 130.000 Fahrzeuge monatlich zugelassen werden. Derzeit sind es allerdings nur knapp 30.000. „Einen Beitrag zu mehr Elektromobilität könnte neben den bereits bestehenden Kaufprämien sicherlich das EU-Verbot von Verbrennungsmotoren leisten, das derzeit in der Abstimmung ist“, erläutert Studienautorin Adeline Guéret.

Bei der Ladeinfrastruktur muss nach Daten des Monitors sogar noch mehr zugelegt werden, wenn das Ziel nicht verfehlt werden soll. Statt derzeit 1.200 Ladepunkte monatlich müssten 8.700 in Betrieb gehen – also rund sieben Mal so viele.

Von praktisch null auf zehn Gigawatt beim grünen Wasserstoff

Am meisten passieren muss beim grünen Wasserstoff, wie der Ampel-Monitor zeigt: Die im Koalitionsvertrag angepeilte Elektrolysekapazität von rund zehn Gigawatt im Jahr 2030 scheint angesichts einer elektrischen Leistung von rund 60 Megawatt Ende des vergangenen Jahres noch in weiter Ferne.

„Unser Ampel-Monitor leistet mit seinen offenen und stets aktualisierten Energiedaten einen wichtigen Beitrag zu einer informierten und faktenbasierten energiepolitischen Debatte“, bilanziert Studienautor Alexander Roth. „Er zeigt auf, dass die To-Do-Liste der Bundesregierung noch lang ist. Die gesetzten Ziele sind keine Selbstläufer, die Entwicklung muss in allen Bereichen an Dynamik gewinnen.“

->Quellen und mehr: