Wasserstoff-Ammoniak-Brücke Kanada-Deutschland

Ab 2025

Deutsche Energiekonzerne wollen die Dekarbonisierung vorantreiben: Eon Hydrogen und Uniper wollen ab 2025 unabhängig voneinander viel grünen Wasserstoff aus Kanada und Ammoniak importieren. Entsprechende Absichtserklärungen haben die beiden deutschen Energiekonzerne jetzt mit dem kanadischen Projektentwickler Everwind Fuels unterzeichnet. Der baut derzeit in Point Tupper, Nova Scotia, im Osten Kanadas eine Produktionsstätte für grünen Wasserstoff und Ammoniak (u.a. von Ralph Diermann, pv magazine).

Kanada will CO2– und Wasserdampf-Emissionen verringern helfen – Montage © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Eon Hydrogen und Uniper wollen ab 2025 jährlich jeweils bis zu 500.000 Tonnen (nach Angaben von Everwind 1 Mio. Tonnen) grünes Ammoniak abnehmen. Produziert werden soll die Wasserstoff-Stickstoff-Verbindung in Everwinds erster Produktionsanlage für Wasserstoff und Ammoniak. Sie soll Anfang 2025 den kommerziellen Betrieb aufnehmen. Die Elektrolyse wird mit Windenergie betrieben werden. Das Ammoniak soll per Schiff nach Deutschland transportiert werden.

Point Tupper ist eine mehrstufige Anlage zur Produktion und zum Export von grünem Wasserstoff und Ammoniak, die sich in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium befindet – die erste in Atlantik-Kanada – EverWind ist nach eigenen Angaben „bestrebt, mit E.ON und Deutschland zusammenzuarbeiten, um grüne Energie bereitzustellen, und beide Parteien freuen sich auf diese Arbeit als Teil unseres Prozesses zur Sicherung der Abnahme für Point Tupper, das eine der wenigen Optionen weltweit ist, um bis 2025 grünes Ammoniak zu liefern“.

Beim Staatsbesuch von Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in Kanada wurde eine Rahmenvereinbarung über eine Energie-Partnerschaft zwischen Deutschland und Kanada geschlossen, die neben LNG auch auf die Lieferung von Wasserstoff und seiner Derivate zielt. Scholz, sein kanadischer Kollege Justin Trudeau und andere führende Vertreter aus Politik und Industrie nahmen am 23.08.2022 in Neufundland an einer Veranstaltung zum Thema Wasserstoff und grünes Ammoniak teil.

Ammoniak: Einfach in der Handhabung

Ammoniak hat den Charme, dass es über den enthaltenen Wasserstoff sehr kompakt Erneuerbare Energie speichern kann. Dabei bietet die Verbindung gegenüber Wasserstoff große Vorteile in der Handhabung. So wird Ammoniak schon bei Umgebungstemperatur und einem Druck von gut acht Bar oder bei Normaldruck und minus 33 Grad flüssig. In dieser Form lässt es sich sehr einfach per Schiff, Pipeline oder Tankwagen transportieren. Wasserstoff dagegen muss auf eine Temperatur von minus 253 Grad abgekühlt werden, flüssig zu werden. Das beansprucht 25 bis 40 Prozent des Energiegehalts des Wasserstoffs.

Beim Ammoniak wird allerdings an anderen Stellen zusätzlich Energie verbraucht: bei der Produktion des nötigen Stickstoffs durch die Zerlegung von Luft, bei der Ammoniak-Synthese und dann später beim Cracken. Der Energieaufwand für diese Schritte ist aber weitaus geringer als der für das Kühlen von Wasserstoff. Dazu kommt, dass für den Transport von Ammoniak einfache, dünnwandige Tanksysteme verwendet werden können, während Wasserstoff teure Spezialbehälter verlangt.

Ammoniak ist aber nicht nur Energieträger, sondern schon seit Jahrzehnten Grundstoff für die Produktion von Düngemitteln und Chemikalien. Das bislang verwendete Ammoniak stammt aus fossilen Quellen. Der Umstieg auf grünes Ammoniak könnte die Treibhausgas-Emissionen in diesen Branchen erheblich reduzieren.

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