Küken und Kreislaufwirtschaft: Bruteier und Kompost als Chance

Umweltbelastung senken und dabei unabhängiger von Importen werden? Zwei Innovationen sollen im Senegal helfen, neue Einnahmequellen zu schaffen und die Geflügelwirtschaft nachhaltiger zu machen. Doch spielen Technik, Finanzierung und Markt zusammen?

Foto von <a href="https://unsplash.com/de/@dirtjoy?utm_content=creditCopyText&utm_medium=referral&utm_source=unsplash">Zoe Richardson</a> auf <a href="https://unsplash.com/de/fotos/weisses-und-rosa-kaninchen-pluschtier-auf-gelbem-plastikbecken-XOGg38VufZs?utm_content=creditCopyText&utm_medium=referral&utm_source=unsplash">Unsplash</a>

Küken drängen sich in der Aufzuchtbox. Rund 14,5 % der weltweiten Treibhausgasemissionen werden durch Tierhaltung verursacht. Kreislaufwirtschaft mit besserer Verwertung, geschlossenen Nährstoffkreisläufen und kürzeren Lieferwegen kann diesen Fußabdruck deutlich verringern. Foto von Zoe Richardson

Zwei Innovationen sollen die senegalesische Geflügelwirtschaft unabhängiger, klimafreundlicher und wirtschaftlich robuster machen. Das zeigt eine aktuelle Studie von Circle Economy, die im Auftrag der Netherlands Food Partnership durchgeführt wurde. Im Mittelpunkt stehen die lokale Produktion von „œufs à couver“ (Bruteiern) und die Verwertung von Geflügelmist durch professionelles Kompostieren. Beide Maßnahmen sind als Kreisläufe gedacht. Derzeit wird der Bedarf an Bruteiern zu rund 90 Prozent durch Importe gedeckt, vor allem aus den Niederlanden, Brasilien und Marokko. Dadurch ist die Branche anfällig für Lieferunterbrechungen, Preisschwankungen und Tierseuchen in den Herkunftsländern. Die Studie empfiehlt deshalb den gezielten Aufbau lokaler Reproduktionsfarmen. So ließe sich nicht nur die Versorgung sichern, sondern auch der Transport per Flugzeug und die damit verbundenen Emissionen verringern. Niederländische Firmen wie Angel Eggs und Universität Wageningen (Niederlande) könnten technisches Know-how liefern: von der Zuchtmethodik bis zur Optimierung des Futter- und Wasserverbrauchs. Die größte Herausforderung ist die Finanzierung: Der Aufbau einer nachhaltigen Bruteiproduktion erfordert hohe Anfangsinvestitionen, die laut Studie bislang nur schwer zugänglich sind.

Ein weiteres Handlungsfeld betrifft den Mist, den größten Abfallverursacher der Branche. Pro Jahr fallen zigtausende Tonnen davon an, die oft unkontrolliert gelagert oder direkt auf Felder ausgebracht werden. Das spart zwar kurzfristig Kosten, birgt jedoch hohe Risiken, da Keime, Antibiotikarückstände und Ammoniakemissionen Böden, Wasser und Atemluft belasten. Durch professionelles Kompostieren kann aus diesem Problem jedoch eine Ressource entstehen. Unter kontrollierten Bedingungen, mit einem genauen Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff, hohen Prozesstemperaturen und Laboranalysen, entsteht ein hochwertiger organischer Dünger. Dieser könnte teure chemische Importe ersetzen, die Bodenfruchtbarkeit verbessern und neue Einkommensquellen für Landwirte erschließen. Die Technik ist inzwischen erprobt. In den Niederlanden entwickeln Unternehmen wie CircuWorld mobile Biokonverter, die Gülle direkt vor Ort behandeln. Das spart Transportkosten und reduziert Emissionen. Laut einer Studie ließen sich solche Systeme an die Größe der Betriebe in Senegal anpassen. Für größere Mengen bieten sich zentrale Kompostieranlagen an, die von Kooperativen oder privaten Dienstleistern betrieben werden. Der Markt ist vorhanden. Gemüse-, Obst- und Getreidebauern suchen nach günstigen und wirksamen Alternativen zu Kunstdünger.

Beide Ansätze greifen ineinander. So kann beispielsweise der Mist aus den Bruteifarmen über die Kompostierung wieder in die lokale Futtermittelproduktion zurückfließen, etwa für Mais oder Soja aus agroökologischer Landwirtschaft. So entsteht ein Nährstoffkreislauf, der Importe und Risiken reduziert, Klima und Umwelt schont und Wertschöpfung im Land hält.
Die Vision ist klar: eine Geflügelwirtschaft, in der Abfälle zu Ressourcen werden, Abhängigkeiten schwinden und Einkommen stabiler werden. Dafür sind gezielte Investitionen, technische Schulungen und klare Standards notwendig. Wenn es gelingt, diese Bausteine zusammenzubringen, könnte Senegal innerhalb weniger Jahre zu einem Vorreiter für die Kreislaufwirtschaft im Agrar- und Ernährungssektor Westafrikas werden.

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