Photovoltaik: Vom Hoffnungsträger zum Sündenbock

Persönliche Erkenntnis

In den Berichterstattungen zur EEG-Umlage fiel das große Ungleichgewicht auf, und es wunderte einen, dass es nicht einen Artikel gab, der die neue Verordnung und Berechnungsmethode der EEG-Umlage erläuterte. Im Frühjahr 2010 bekam ich von einem Energiefachmann einen Hinweis auf die folgenreichen Änderung und begann mich näher damit zu beschäftigen. Durch Vergleiche der ÜNB-Originalzahlen mit der Berichterstattung zum Thema EEG unter Berücksichtigung von Berichten und Studien, auf die verwiesen wurde, fiel auf, dass die Faktenlage regelrecht konträr war. Offensichtlich war die Berichterstattung schlecht recherchiert, unvollständig und auffallend einseitig.

Gleichzeitig fiel auf, dass andere Schlagzeilen von anhaltendem Interesse wie „Sarrazin“, „Massenpanik Loveparade“, „EHEC“, „Wulff“ und „Gauck“ dennoch vergleichsweise begrenzte Lebensdauer hatten, egal wie lang sie vorher thematisiert worden waren.

Eine Schlagzeile scheint aber nie zu enden. Sie ist seit 2010 Dauerbrenner und riss bis heute nicht ab (abgesehen von einer kurzen Pause nach Fukushima): „Übersubventionierung von Solar- und Windanlagen lässt Strompreise zu Lasten der Geringverdienenden explodieren. EEG-Umlagen-Explosion erfordert EEG-Reform“.

Warum war bei dem Stichwort Energiearmut stets vom Strompreis die Rede, obwohl die Erdgaspreise und erst recht die Heizölpreise, seit 1998 unvergleichlich stärker gestiegen waren und warum gab es zu Erdgas- und Heizölpreisen keine Dauerschlagzeilen?

Die Methodik naturwissenschaftlichen Arbeitens

Als Ingenieurin und Energiewirtin ist mir die Methodik naturwissenschaftlichen Arbeitens vertraut: Beobachten, Sammeln, Ordnen, Zusammenhänge erkennen, Recherchieren, Hypothesen aufstellen, verifizieren oder falsifizieren. Mit dieser Herangehensweise bin ich auch an die mir aufgefallene starke Einseitigkeit der Schlagzeilen herangegangen, die nach Vergleich von Zeitungsberichten mit Originalzahlen- und Dokumenten immer offensichtlicher wurde.

  • Beobachten -> negative Schlagzeilen zu PV, Strompreis und EEG reißen nicht ab im Gegensatz zu anderen lang anhaltenden Themen in den Medien;
  • Sammeln -> kontinuierlich über Monate und Jahre Schlagzeilen zu EEG/PV/Energiewende gesammelt;
  • Ordnen -> Schlagzeilen sind sehr einseitig, bzw. unvollständig (AusglMechV fehlt völlig);
  • Zusammenhänge erkennen, Hypothese: Einseitigkeit kein Zufall;
  • Recherchieren: wie kommen Schlagzeilen in die Zeitungen? Hat sich Journalismus verändert? Internetrecherche; Gespräche mit Journalisten;
  • Hypothese verifizieren oder falsifizieren.

Ergebnis 1:

Die Printmedien befinden sich seit der Einführung des Internets in einer Strukturkrise. Viele Zeitungen und Zeitschriften sind in ökonomischen Schwierigkeiten. Auflagen gehen zurück, Einsparungen und Entlassungen prägen die Branche, Pleiten oder Übernahmen häufen sich.

Ergebnis 2:

Während in der Zeitungsbranche seit Jahren Arbeitsplätze verloren gehen, boomt Public Relation. Viele Journalisten haben in die PR-Branche gewechselt. Es gibt neue Berufe in der Kommunikationsbranche, wie z.B. Public-Affairs als Dienstleister für Unternehmen oder Verbände. So heißt es beispielsweise unmissverständlich in einer PR-Imagebroschüre einer der zahlreichen Agenturen: „Um Deutungshoheit beim Kundenthema zu erreichen, gilt es den Prozess so zu strukturieren, dass ausgesuchte kommunikative Pflöcke mit dem richtigen Timing eingeschlagen werden“. In der gleichen Broschüre steht ergänzend zur Beschreibung des Leistungsspektrums: „Studien und Umfragen können diese Arbeit unterstützen“.

Ergebnis 3:

Trend: Zeit- und kostenintensiver Recherchejournalismus weicht zugunsten von PR-Journalismus.