Rekordjahr für weltweite EE

IRENA-Staistik

„Wir sind Zeuge einer Energietransformation, die sich weltweit durchsetzt, und das spiegelt sich in einem weiteren rekordverdächtigen Jahr des Kapazitätsausbaus für erneuerbare Energien wider“, sagte Generaldirektor Adnan Amin anlässlich der Veröffentlichung der Jahresstatistik Renewable Energy Capacity Statistics 2017 der in Abu Dhabi ansässigen Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA). Laut dem Bericht hat der Ausbau Erneuerbarer Energien um 161 GW Leistung zugenommen, das bisher stärkste Jahr –  auf inzwischen 2.006 GW weltweit Kapazität (plus 8,7 Prozent im Verhältnis zu Ende 2015). Die Solarenergie wuchs dabei besonders stark.

Asien liegt ganz vor

Ama Lorenz auf EURACTIV.de dazu: „Während Donald Trump am Dienstag noch erklärt hat, er wolle „den Krieg gegen die Kohle beenden“, indem er die Umweltschutzmaßnahmen der Obama-Regierung per Dekret aussetzt und Russlands Präsident Wladimir Putin vehement an der umstrittenen Ostsee-Pipeline Nord Stream 2  festhält, bewegt sich der Rest der Welt in Richtung Pariser Klimaabkommen.“

Amin: „Dieses Wachstum betont den zunehmend starken Business Case für Erneuerbare Energien, der auch vielfache sozioökonomische Vorteile in Bezug auf die Ankurbelung des Wirtschaftswachstums, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Verbesserung des menschlichen Wohlergehens und der Umwelt mit sich bringt. Aber die Beschleunigung dieser Dynamik erfordert zusätzliche Investitionen, um sich entscheidend auf die Entkarbonisierung des Energiesektors zu konzentrieren und die Klimaziele zu erreichen. Die neuen Daten sind ermutigende Zeichen dafür. Es gibt aber noch viel zu tun – wir sind auf dem richtigen Weg „.

Bio und Wind im Bau – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Die neuen Daten von IRENA zeigen, dass ein Rekord von 71 GW Zubau bei der Solarenergie das stärkste Wachstum kennzeichnete. 2016 überholte das solare Wachstum zum ersten Mal seit 2013 die Windenergie, die um 51 GW anstieg, während die Wasserkraft- und Bioenergiekapazitäten um 30 GW bzw. 9 GW wuchsen – das stärkste Wachstum der Bioenergiekapazität aller Zeiten. Die Geothermie nahm um knapp 1 GW zu.

Auf Asien entfielen den Daten zufolge 2016 58 Prozent – absolut 812 GW oder rund 41 Prozent der globalen Kapazität. Asien war auch die am schnellsten wachsende Region mit einem Anstieg der erneuerbaren Kapazitäten um 13,1 Prozent. Afrika installierte 2016 4,1 GW neue Kapazitäten, doppelt so viel wie 2015. Lorenz: „Auslöser des asiatischen Booms ist vor allem ein Land: China. Das Land braucht Unmengen an Energie, um die im Fünf-Jahres-Plan avisierten 6,5 Prozent Wirtschaftswachstum zu leisten. Und das möglichst sauber und möglichst schnell. Kein Wunder also, dass China die Region hinsichtlich des Ausbaus erneuerbarer Kapazitäten, zu der am schnellsten wachsenden in der Welt entwickelt hat.“

Spitzenreiter des Jahres beim Ausbau der Erneuerbaren Energien in Europa ist Deutschland. Der deutsche Anteil an der europäischen Gesamtkapazität liegt bei rund 21 Prozent. Grund dafür ist unter anderem der weitere Ausbau der Solarkraftanlagen.

Erstmals Daten für netzunabhängige Erneuerbare Energien

Die diesjährige Ausgabe der Erneuerbaren Energien-Kapazitätsstatistik enthält zum ersten Mal spezielle Daten für netzunabhängige Erneuerbare Energien. IRENA zeigt, dass die netzunabhängige Stromerzeugungskapazität Ende 2016 2.800 Megawatt (MW) erreicht hat. Rund 40 Prozent des netzfernen Stroms wurden durch Solarenergie und 10 Prozent aus der Wasserkraft bereitgestellt. Die Mehrheit des Restes kam aus der Bioenergie. Es wird geschätzt, dass weltweit bis zu 60 Millionen Haushalte oder 300 Millionen Menschen bedient werden und von netzunabhängigem erneuerbaren Strom profitieren.

Highlights nach Technologien geordnet:

  • Wasserkraft: 2016 wurde in Brasilien und China etwa die Hälfte der neuen Wasserkapazität installiert (insgesamt 14,6 GW). Andere Länder mit großer Wasserkraft (mehr als 1 GW): Kanada, Ecuador, Äthiopien und Indien.
  • Windenergie: Fast drei Viertel der neuen Windenergiekapazität wurden im vergangenen Jahr in nur vier Ländern installiert: China (+19 GW), USA (+9 GW), Deutschland (+5 GW) und Indien (+4 GW). Brasilien zeigte 2016 weiterhin ein starkes Wachstum mit einem Anstieg von 2 GW.
  • Bioenergie: Die größte Expansion erfuhr die Bioenergie im vergangenen Jahr in Asien (+5,9 GW) und Asien nähert sich Europa in Bezug auf den Anteil der globalen Bioenergiekapazitäten (32 Prozent gegenüber 34 Prozent in Europa). Europa (+1,3 GW) und Südamerika (+0,9 GW) waren die beiden anderen Regionen, in denen die Bioenergiekapazität deutlich zugenommen hat.
  • Solarenergie: Asien hat im vergangenen Jahr mit einer Kapazität von 139 GW (+50 GW) das größte Wachstum der Solarkapazität erreicht. Fast die Hälfte aller neuen Solarkapazitäten wurde in China 2016 (+34 GW) installiert. Andere Länder mit deutlicher Ausweitung waren: USA (+11 GW), Japan (+8 GW) und Indien (+4 GW). Die Kapazitäten in Europa wuchsen um 5 GW auf 104 GW, wobei Deutschland und Großbritannien am stärksten zubauten.
  • Geothermie: Die geothermische Leistungskapazität stieg 2016 um 780 MW, mit Erweiterungen in Kenia (+485 MW), Türkei (+150 MW), Indonesien (+95 MW) und Italien (+55 MW).

Kein Ausstieg aus dem Kohleausstieg!

Derzeit werden mit den Erneuerbaren nicht einmal fünf Prozent des weltweiten Energiebedarfs gedeckt. Laut Schätzungen könnten weltweit bis zu 60 Millionen Haushalte oder 300 Millionen Menschen von netzunabhängigen, erneuerbaren Energien profitieren. Ein Grund mehr, warum Politiker und Experten, wie etwa NABU-Präsident Olaf Tschimpke, an die USA appellieren, sich nicht von der weltweiten Abkehr von Kohlekraft zu verabschieden. „Wenn die Nachfrage nach dieser Technik versiegt, werden auch die Amerikaner das sinkende Schiff Kohlekraft verlassen“, ist Tschimpke überzeugt.

Das Statistikheft 2017 bietet die umfassendsten und aktuellsten und zugänglicheren Zahlen zu den Kapazitätsstatistiken der erneuerbaren Energien. Es enthält Zahlen von 2000 bis 2016 und Daten aus mehr als 200 Ländern und Territorien.

->Quellen: