Ergänzung für Schwächen des E-Autos

Wenn nun das Elektroauto in naher Zukunft nicht das ideale Fortbewegungsmittel ist, was dann?

Die aktuell-kurzfristige Alternative wäre, den Verbrennungsmotor so zu gestalten, dass er das, was ihm heute gesetzlich vorgeschrieben ist, auch tatsächlich erreicht. Das ist zwar technologisch möglich, scheitert aber an Fragen, die nichts mit Wissenschaft zu tun haben. Wenn man aber ein bisschen weiter blickt, dann sollte man in der Lage sein, einen Kraftstoff zu benutzen, der etwas umweltfreundlicher in der Herstellung ist, als nur ein Loch in den Boden zu bohren und schwarzes Material herauszupumpen.

Oder man sollte Verfahren finden, bei denen die Abgasreinigung nicht so sehr das Problem ist, wenn etwa gar keine Abgase entstehen. Dazu nimmt man die Windkraft, erzeugt elektrischen Strom, benutzt diesen elektrischen Strom, um mittels Elektrolyse Wasserstoff herzustellen. Man nimmt den Wasserstoff und reagiert ihn mit CO2 z.B. aus der Stahlerzeugung, aus Zementwerken, oder auch aus noch notwendigen fossilen Kraftwerken und erzeugt auf diese Weise Moleküle, die man als Kraftstoff verwenden kann: Inzwischen gibt es schon synthetische Kraftstoffe und Kraftstoffkomponenten. Die meistversprechenden darunter sind Oxymethylenether. Diese Verbindungen aus Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff sind effizient und nahezu emissionsfrei. Ihr hoher Sauerstoffgehalt unterbindet die Schadstoffbildung bereits während der Verbrennung.

Warum wird das nicht schon lange gemacht?

Die Idee ist noch nicht so alt. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die Vorstellung, dass man den Motor auch deshalb weiterentwickeln kann, weil man einen anderen Kraftstoff benutzt, nicht Allgemeingut ist. Während an den Motoren nahezu alles technisch Mögliche optimiert wurde, gelten für Benzin und Diesel noch die Normen von vor 100 Jahren. Anders gesagt: Man hat den Motor über hundert Jahre weiter entwickelt, aber den Kraftstoff hat man einmal genormt, und wir fahren heute noch immer mit dem selben – im Wesentlichen – mit dem Daimler, Otto und Berta Benz herum gefahren sind. Dass das eine Variable ist, ist noch nicht allgemein bekannt. Man hat in den 40er Jahren – also im Zweiten Weltkrieg – synthetische Kraftstoffe benutzt, aber da ging es nicht um Emissionsminderung, sondern darum, das kriegsbedingt knappe Öl, Benzin und Diesel zu ersetzen.

Seit den 70er Jahren wissen wir nun zwar schon, dass man emissionsarme Kraftstoffe herstellen kann, aber das ist Literaturwissen, das bisher nicht sehr viele Anhänger gefunden hat. Erst jetzt, durch die Diskussion um die Emissionswerte und rechtsanwaltliche Methoden zur Verbesserung der Motoren, ist man auf die Idee gekommen, dieses alte Wissen wieder herauszuholen und zu sagen, wir könnten doch auch CCU machen, also Carbon Capture and Use, und bei der Gelegenheit auch emissionsfreies Fahren realisieren. Das ist eine relativ neue Idee (siehe solarify.eu/carbon2chem-von-ccs-zu-ccu und solarify.eu/die-mobilisierte-energiewende).

…die auf jeden Fall für den Schwerlastverkehr gebraucht werden dürfte…

Das wird auf jeden Fall ein Problem. Denn die Energiedichte von flüssigen Kraftstoffen ist um mehrere Größenordnungen höher, als die der besten Batterien. Wenn es also darauf ankommt, Leistung auf die Straße zu bringen, dann geht das mit rein elektrischen Antrieben nur begrenzt. Und nachdem ein signifikanter Anteil der CO2-Emissionen unserer Mobilität aus dem Transport stammt, müssen wir uns auch dringend um diesen Teil kümmern. Es geht nicht nur um die Leute, die frühmorgens zur Arbeit fahren.

Schwerlastwagen, Schiffe und Flugzeuge, aber auch Baumaschinen brauchen in jedem Fall weiterhin Verbrennungsmotoren. Hier wird es aber darauf ankommen, was man oben hinein tut und was hinten herauskommt. Neue Treibstoffe und Verfahren zur Abgasreinigung bieten genügend Möglichkeiten, um allen Anforderungen für Klimaschutz und saubere Luft weitestgehend gerecht zu werden. Also: Den Verbrennungsmotor nicht verbieten, sondern ihn klimatauglich machen! Keine Feindschaften zwischen Elektro- und Verbrennungsmotoren aufbauen, sondern ihre Stärken vernetzen – dies hilft der Einführung eines nachhaltigen Energiesystems mehr als international nicht umsetzbare Forderungen nach Abschaffung bewährter Technologien.

Wie sieht das ideale Auto also aus?

Üblicherweise die Kombination. Die gibt es eigentlich schon: Den sogenannten Plug-in-Hybriden. Man fährt elektrisch, mit einer kleinen Batterie, Reichweite bis zu 50 km – wenn das nicht ausreicht, springt ein sogenannter Fuel-Prozessor an, ein einem Motor nachgebautes Gerät, das mit den künstlichen Treibstoffen die Batterie nachlädt. Zu Hause wird dann der Akku mit regenerativem Strom wieder voll aufgeladen.

Alle diese technologischen Komponenten sind vorhanden, es sind auch bereits solche Autos gebaut worden, aber es ist offenbar sehr schwer, die Verantwortlichen davon zu überzeugen, dass das eine gute Lösung ist. Weil es aber keine einfachen Lösungen gibt, wird es aber wohl immer ein Mix bleiben – eine Mischung aus klimafreundlichem Verbrenner, aus E-Mobilität, vielleicht auch Wasserstoff und Brennstoffzelle. Aber eines muss sich in jedem Fall ändern – und das tut es auch schon: Unser Verhältnis zur Mobilität. Nicht jeder muss ein Auto haben, das besser Standzeug als Fahrzeug heißen müsste, denn 95 Prozent der Zeit stehen unsere Fahrzeuge still in der Gegend herum – will heißen, dass Carsharing-Modelle Zukunft haben.

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