NABU: Flüssiggas als Schiffsantrieb klimaschädlicher als bisher gedacht

Miller: „Studie zu LNG muss Warnruf für Schifffahrt sein“

Laut einer neuen Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) führt Flüssigerdgas (LNG) als Schiffskraftstoff zu 70 bis 82 Prozent höheren Treibhausgasemissionen im Vergleich zu Marinediesel. Diese Zahlen seien alarmierend, so eine NABU-Pressemitteilung vom 28.01.2020, da immer mehr Schiffsbetreiber auf LNG zurückgriffen.

Schiff im Hafen von Palma de Mallorca - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Schiff im Hafen von Palma de Mallorca – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Der ICCT-Bericht untersucht die Treibhausgasemissionen aus Schiffskraftstoffen über den gesamten Lebenszyklus, einschließlich der unbeabsichtigten Freisetzung von extrem klimaschädlichem Methan aus Schiffsmotoren, dem sogenannten Methanschlupf. Die Autoren fanden heraus, dass die Verwendung von LNG die Klimawirkung der Schifffahrt im Vergleich zu Marinediesel tatsächlich verschlechtern kann, wenn man die Emissionen betrachtet, die über einen Zeitraum von 20 Jahren emittiert werden würden.

„Die Schifffahrtsbranche gehört bereits jetzt zu den weltweit größten Klimasündern. Der Wechsel von Schiffen zu LNG ist sogar klimaschädlicher als so weiter zu machen wie bisher“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Die Studie muss ein Warnsignal für die Internationale Seeschifffahrtsorganisation sein. Sie muss jetzt handeln, um alle Treibhausgasemissionen in ihre Strategie zur Emissionsreduzierung einzubeziehen.“

Sönke Diesener, NABU-Schifffahrtsexperte: „Die Investitionen, die heute getätigt werden, müssen konsequent in klimafreundliche Antriebstechnologien fließen. Höherer Effizienz, Windunterstützung, Batterien, Brennstoffzellen und synthetischen Kraftstoffen aus erneuerbarem Strom gehört die Zukunft. LNG ist heute ein schädlicher Irrweg und taugt auch nicht als Brückentechnologie, wenn der Treibhausgasausstoß gegenüber dem Status Quo sogar ansteigt.“

Die Schifffahrtsbranche stoße jetzt schon mehr Treibhausgasemissionen aus als ganze Staaten – auch mehr als Deutschland. Verschiedene Szenarien zeigten, dass die Treibhausgasemissionen der internationalen Schifffahrt von derzeit drei Prozent auf 17 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen bis 2050 steigen könnten. Wenn Schiffe LNG als Schiffstreibstoff verwendeten, könnten die Emissionen sogar noch höher ausfallen, so Diesener weiter.

Von den 756 LNG-Schiffen, die derzeit im Einsatz oder bestellt seien, sei der mit Abstand beliebteste Motorentyp ein Dual-Fuel-Viertakter. Ausgerechnet er habe die höchste Methanschlupfrate. Die Kreuzfahrtindustrie bewerbe diese LNG-Schiffe als besonders klimafreundlich. Die jüngsten Erkenntnisse des Forschungsinstituts ICCT, das auch schon den Dieselskandal aufdeckte, stellten nun jedoch die Zukunftsfähigkeit dieser milliardenschweren und langlebigen Investitionen in Frage.

Der IPCC-Report empfiehlt, dass die globalen Treibhausgasemissionen bis 2030 gegenüber 2017 nahezu halbiert werden müssen, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden. Die Methanemissionen aus allen Quellen müssen bis 2050 gegenüber 2010 um mindestens 35 Prozent gesenkt werden. In Anbetracht dieses kurzen Zeitraums zur drastischen Reduzierung der Treibhausgasemissionen betrachten die Autoren des Berichts die Klimaauswirkungen von Schiffskraftstoffen anhand des 20-jährigen und des 100-jährigen Treibhauspotenzials. Methanemissionen zeigen sich als besonders problematisch, da Methan in einem Zeitraum von 20 Jahren 86-mal mehr erwärmt als die gleiche Menge CO2.

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