USA: Grüner Strom immer öfter vor Fossilen

Erneuerbare Energien schlagen frühzeitig Kohleverstromung

Die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien in den USA hat die Kohle im Herbst 2020 bereits an neun Tagen übertroffen, verglichen mit nur fünf Tagen in der letzten Hälfte des Jahres 2019, schreiben Seth Feaster und Dennis Wamsted am 06.10.2020 auf der Internetseite des Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA).

Das Marktfenster für Kohlestrom in den USA schließt sich schneller denn je – mit einer Geschwindigkeit, die mit Herbstbeginn besonders deutlich wird: Von Juli bis zum 5. Oktober erzeugten Erneuerbare Energien (Solar-, Wind- und Wasserkraft im Versorgungsbereich) in den USA an neun Tagen mehr Strom als Kohle – und übertrafen damit mühelos die insgesamt fünf Tage, die in der gesamten zweiten Hälfte des Jahres 2019 verzeichnet wurden. Erneuerbare Energien haben 2020 an 131 Tagen mehr Strom erzeugt als Kohle – mehr als das Dreifache der Ergebnisse von 2019 und mit etwa 80 verbleibenden Tagen im Jahr.

Grüner Strom immer öfter vor Fossilen – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Noch aufschlussreicher ist die Beeinträchtigung der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien an beiden Enden der Spitzennachfrage im Sommer. Letztes Jahr haben die Erneuerbaren Energien die Kohleproduktion erst am 19. Oktober, also bis weit in den Herbst hinein, übertroffen. In diesem Jahr geschah dies am 19. September. Ähnlich verhält es sich mit den Erneuerbaren Energien, welche die Kohleproduktion nur an drei Tagen im Juni 2019 übertrafen; in diesem Jahr geschah dies 15mal und erst am 29. Juni.

Dieser Übergang steht nicht im Zusammenhang mit den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie. Vielmehr ist er direkt auf den stetigen Ausbau der Sonnen- und Windkapazitäten zurückzuführen, die landesweit ans Netz gehen, sowie auf die Unfähigkeit der Kohle, wirtschaftlich mit den Erneuerbaren Energien zu konkurrieren. Die USA verfügen heute über 108 GW installierter Windkapazität, was einem Anstieg von 10% gegenüber dem Vorjahr entspricht, und über 40 GW installierter Solarkapazität im Versorgungsbereich, das sind 25% mehr als im Vorjahr.

Von Juni bis Ende August stieg die Windleistung um 21,7%, die Solarleistung um 22,5%

All diese neuen Kapazitäten haben die Erzeugung Erneuerbarer Energien stark erhöht. Von Juni bis Ende August stieg die gesamte US-Winderzeugung um 21,7%, während die Solarproduktion um 22,5% zunahm. Da die Gesamterzeugung während des Sommers im Wesentlichen unverändert blieb – im Jahr 2020 fiel sie gegenüber dem Vorjahr um 0,3% – musste etwas nachgeben, und was nachgab, war die Nachfrage nach kohlebefeuerter Stromerzeugung, die in diesem Sommer gegenüber 2019 um 7,6% zurückging.

Der Rückgang der Kohle lässt sich auch an den täglichen Strommärkten für die Sommerzeit ablesen, eine Entwicklung, welche die Pläne einiger Kraftwerksbetreiber, ihre Anlagen saisonal zu betreiben, weiter in Frage stellt. In diesem Sommer machte Kohle an nur zwei Tagen mehr als 25% des Tagesbedarfs aus, und dann auch nur knapp (25,1%). Im Gegensatz dazu hat Kohle im Jahr 2019 die 25 %-Marke 16 Mal überschritten. Ebenso fiel der Anteil der Kohle am Tagesbedarf nur einmal im Jahr 2019 unter 20%, während er in diesem Sommer 23 Mal überschritten wurde. Kurz gesagt, der Bedarf an Kohleverstromung sowohl auf täglicher als auch auf saisonaler Ebene schwindet schnell.

Kohle wird eindeutig marginale Strom-Erzeugungsressource in den USA

Der Trend wird sich in den nächsten Jahren wahrscheinlich noch beschleunigen, angesichts der beträchtlichen Mengen an neuer Wind- und Solarkapazität, die online erwartet werden. Die American Wind Energy Association berichtet von einer Rekordwindkapazität von 25,3 GW im Bau und weiteren 18,1 GW in fortgeschrittener Entwicklung; die Solar Energy Industries Association sieht die Solarindustrie zwischen 2021 und 2025 100 GW an neuer Kapazität installieren, von denen 83 GW im Versorgungsbereich liegen werden.

Versorgungsunternehmen und unabhängige Stromerzeuger sind sich dieser Trends voll bewusst, und es ist kein Zufall, dass in den vergangenen Wochen große Unternehmen wie Vistra, Ameren und Duke Energy große Ankündigungen zu neuen Plänen oder zur Beschleunigung früherer Pläne für die kollektive Stilllegung von mehr als einem Dutzend Kohlekraftwerken in den USA gemacht haben. Die Daten zeigen, dass die wirtschaftliche Rentabilität der Kohlekraftwerke weiter schrumpft, und die IEEFA erwartet, dass noch viel mehr dieser Art von Ankündigungen kommen werden.

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