Kreislaufwirtschaft im Rampenlicht? Auf der COP30 steht erstmals die Kreislaufwirtschaft auf der Ministeragenda. Warum Materialien, Rohstoffe und Effizienz zentral für die Klimapolitik werden.

Teilnehmende des Ministertreffens zu Abfall- und Kreislaufwirtschaft. „High-level ministerial-waste management and circular economy“ von UNclimatechange, CC BY-NC-SA 4.0
Welche Rolle spielt die Kreislaufwirtschaft bei der diesjährigen Weltklimakonferenz? Tatsächlich wird der Klimaschutz auf der COP30 dieses Jahr breiter gedacht. Nicht mehr nur als Energiefrage, sondern auch als Umgang mit Rohstoffen, Materialien und Abfallströmen, also mit der Stoffseite der globalen Wirtschaft und ihrer Transformation.
Erstmals taucht die Kreislaufwirtschaft im offiziellen Programm der UN-Klimakonferenz als eigener Themenblock der Ministeragenda auf. Die UNFCCC listet „Circular Economy“, „Bioeconomy“ und „Material Efficiency“ als neue Schwerpunkte. Dahinter steht die Tatsache, dass auch Produktions- und Konsummuster wesentlich über das Erreichen der Klimaziele entscheiden.
Der Rohstoffverbrauch ist ein oft unterschätzter Klimafaktor. Trotz wachsender Recyclingraten bleibt der Anteil wiederverwendeter Materialien niedrig. Laut dem „Circularity Gap Report” stammen weltweit nur rund sieben Prozent aller genutzten Rohstoffe aus Sekundärquellen, also aus Recycling oder Wiederverwendung. Da der Gesamtverbrauch weiter steigt, sinkt dieser Anteil sogar noch. Mehr als 60 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen hängen mit dem Abbau, der Verarbeitung und der Entsorgung von Rohstoffen zusammen. Diese Verbindung zwischen Materialien und Emissionen wird auf der COP30 konkreter diskutiert als bisher.
Wie lassen sich politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen verändern? Bei dieser COP werden konkrete Fragen der Materialeffizienz und des Recyclings diskutiert. Es geht um Standards für die Wiederverwendung. Ein Programmpunkt sind Investitionen in Sammel- und Sortiertechnologien sowie um die Dekarbonisierung energieintensiver Materialien wie Aluminium, Zement und Stahl.
In den Events spielen außerdem Bioökonomie und nachhaltige Beschaffung eine Rolle. Es wird diskutiert, wie biobasierte Materialien zur Reduktion fossiler Rohstoffe beitragen können und welche Rolle die öffentliche Beschaffung für zirkuläre Produkte hat. Parallel dazu betonen Organisationen wie die Ellen MacArthur Foundation, dass ohne ein Umdenken im Produktdesign – beispielsweise längere Nutzungsdauer, modulare Reparaturfähigkeit und Design for Recycling – die Klimaziele kaum erreichbar sind.
In Belém steht weniger die Verkündung neuer Ziele im Vordergrund als die Frage, wie solche Ansätze praktisch umgesetzt werden können – und wer die Kosten trägt. COP30 wird die Kreislaufwirtschaft wahrscheinlich nicht revolutionieren, aber sie rückt ins Zentrum der Klimadebatte. Sie verbindet Emissionsminderung mit Ressourcenschonung, ökonomischer Effizienz und sozialer Gerechtigkeit. Wenn die internationale Klimapolitik in diesem Bereich Fortschritte erzielt, wäre das ein seltener Moment, in dem Ökologie und Ökonomie tatsächlich zusammenfinden.
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