Billig-Öl bremst EE
2 Grad werden überschritten

World Energy Outlook 2015: IEA warnt vor problematischen Konsequenzen des niedrigen Ölpreises

Worüber sich Autofahrer und Öl-Tank-Besitzer freuen, macht der Internationalen Energieagentur (IEA) weniger Spass: Sie befürchtet in ihrem aktuellen, am 11.11.2015 in Berlin vorgestellten World Energy Outlook (WEO) negative Folgen des niedrigen Ölpreises. Wenn Öl-Konzerne nicht mehr investierten, und wenn die Förderung dadurch stocke, könne das Angebot rapide abfallen und die Preise entsprechend steigen. Die IEA sieht die Gefahr, dass der Umstieg auf Erneuerbare Energien hinausgezögert werde. Die Politik könne jedoch gezielt gegensteuern. Zudem steige die Abhängigkeit von Ländern, die – wie etwa die arabischen – billig Öl fördern könnten. Eine kleine Entwarnung gibt die Öl-Preis-Prognose der IEA aber schließlich doch: Längerfristig – bis 2020 – dürfte Öl auf dem Weltmarkt allmählich wieder teurer werden. Der WEO stieß auf heftige Kritik der EnergyWatchGroup.

Der am 11.11.2015 in Berlin von IEA-Chefökonomen Fatih Birol vorgestellte World Energy Outlook 2015 will u.a. Fragen wie diese beantworten: „Können die Ölpreise noch länger so niedrig bleiben? Was wäre dazu nötig, und was würde das für die Energiesicherheit und die Energiewende bedeuten?“ (Wieder einmal zeigt sich die starke Erdöl-Orientierung der IEA.) Und: „Wie wirken sich neue Klimaschutzziele auf die Art und Weise aus, in der die Welt ihren steigenden Energiebedarf deckt?“ Oder:“ Welche Auswirkungen haben die zunehmende Reichweite der Energieeffizienzmaßnahmen und die ansteigende Wettbewerbsfähigkeit von erneuerbaren Energien?“ Schließlich: „Wird sich die Revolution des unkonventionellen Erdgases auf die ganze Welt ausdehnen, oder bleibt dieses Phänomen auf Nordamerika beschränkt?“ (Die Schattenseiten des Fracking werden kaum erörtert.)

Viele Anzeichen für Veränderung im Energiesektor – EE erreichen 2014 weltweit fast die Hälfte neuer Stromerzeugungskapazität 

Die Ölpreise seien drastisch gesunken und hätten die Preise für andere Brennstoffe mitgerissen. Indien und Indonesien hätten das zu weiterem Abbau der fossilen Subventionen genutzt. Iran könnte infolge der Bürgerkriege und politischen Instabilität im Nahen Osten als Land mit den weltweit größten Fossilressourcen auf den Ölmarkt zurückkehren – wenn die Sanktionen fallen. China beginne eine weit weniger energieintensive Phase seiner Entwicklung – seine Rolle verändert sich.

Erneuerbare Energien machten 2014 fast die Hälfte der neuen Stromerzeugungskapazität weltweit aus. Energieeffizienz-Verordnungen gelten für mehr als ein Viertel des globalen Verbrauchs. Zudem hätten die 2014er Daten gezeigt, dass der bisher als vorhersehbar geltende Zusammenhang zwischen CO2-Emissionen und wirtschaftlicher Entwicklung so nicht mehr bestehe.

COP21-Zusagen für CO2-Verringerung versprechen neuen Anstoß für Wandel zu kohlenstoffärmerem Energiesystem, ändern jedoch nichts am steigenden globalen Energiebedarf 

Trotz der Effizienzbemühungen steige der weltweite Energieverbrauch getrieben von Indien, China, Afrika, dem Nahen Osten und Südostasien im zentralen IEA-Szenario bis 2040 um ein Drittel an. Die Länder außerhalb der OECD seien für diesen  Anstieg verantwortlich; denn in den OECD-Ländern verringerten demografische Trends und Änderungen in der Wirtschaftsstruktur zusammen mit einer höheren Effizienz den Gesamtverbrauch weiter (im Vergleich zum 2007 erreichten Spitzenwert). Vorreiter dieser Verringerung seien die EU (mit -15% bis 2040), Japan (-12%) und die USA (-3%). Die Vorbereitungen zur COP21 zeigten bereits Absichten für zukünftige energiepolitische Maßnahmen auf und die energiebezogenen Bestandteile der COP21-Ziele seien im zentralen IEA-Szenario berücksichtigt. Sie fördern kohlenstoffärmere Brennstoffe und Technologien in vielen Ländern und heben den Anteil der nicht-fossilen Brennstoffe weltweit von derzeit 19% auf 25% in 2040 an. Unter den fossilen Brennstoffen erlebe nur Erdgas– jener mit der geringsten Kohlenstoffintensität – einen Anstieg .

Folgt: China gibt neue Richtung in globaler Energienachfrage vor