Kopernikus hat schon viel erreicht

Zweiter Tag der Energieoffensive 2030

„Branchenspezifische Lösungen für die Energiewende und den Klimaschutz in Deutschland: Perspektiven für Großunternehmen, KMUs und Start-Ups“ war der zweite Tag der Zukunftskonferenz „Energieoffensive 2030“ überschrieben. „Welche Innovationen brauchen wir

  1. für die Mobilität der Zukunft,
  2. für die Wärmewende, und
  3. für die Zukunft deutscher Kernbranchen?“

lauteten die drei Fragestellungen.

[note Der Energiebeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Thomas Bareiß, warnte zu Beginn des zweiten Konferenztages vor Besserwisserei gegenüber dem Ausland, jedes Land mache seine eigene Energiewende – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify]

1.  Mobilität der Zukunft

Prof. Thomas Weber, Senior Advisor, Research & Mercedes-Benz Cars Development forderte: „Das Auto der Zukunft muss aus Deutschland kommen“. Autonomes Fahren komme – alles gehe viel schneller als gedacht – Carsharing komme bis hin zur Möglichkeit, das eigene Auto zu vermieten. Nachhaltige Mobilität komme – der saubere Diesel sei möglich. Aber immer mehr werde die Mobilität elektrisch, vor allem auch Busse und Lkw. Wir bräuchten „emotional gute“ Autos, welche die Kunden kaufen wollten. Dafür sei dringend der Ausbau der noch zu schwachen Ladeinfrastruktur nötig, die Reichweiten müssten größer und die Batterie der Zukunft leichter werden. Batterieforschung müsse dafür stärker angeschoben werden:“ Wir wollen gar keine Subventionen! Der Wettbewerb schafft bessere Rahmenbedingungen!“ Zu fordern, ab 2030 keinen Verbrennungsmotor mehr zuzulassen, sei unrealistisch („vorsichtig mit Verboten!“), das gehe  gar nicht. In Sachen Synthetische Kraftstoffe sei er zurückhaltend, das könnte wie ein Ablenkungsmanöver wirken. Wir stünden vor der größten Transitionsphase seit je – ein neues Mobilitätskonzept sei nötig. Man sollte dabei auf die Kunden hören, die öfter befragen. Die wollen mobil sein – „zurück zum Fahrrad“ könne nicht das Motto der Zukunft sein.

Wenn innoz-Geschäftsführer Prof. Andreas Knie („Die Deutschen sind lernfähig – ganz toll“) Verkehrsminister würde, würde er sich „vor seinen Vorgänger-Verkehrsministern verneigen: Super-Job! 46 Millionen Autos! Niemand muss auf den Rücksitz. Milliarden-Subventionen!“ würde er ironisch ausrufen. Deutschland sei nie Autoland gewesen, es sei zum Auto erzogen worden. Wir hätten Autobahnen gebaut, obwohl wir noch gar keine Autos gehabt hätten. Im Verkehrsbereich sei von Energiewende nicht die Rede – der EE-Anteil im Verkehr liege gerade einmal bei 5,3%. In den Großstädten seien heute aber immer mehr Menschen multimodal unterwegs. Die Verdoppelung des Fahrradverkehrs belege das. Das Auto werde intelligenter genutzt. „Solange wir aber ein Personenbeförderungsgesetz und Parkraumbewirtschaftung haben, wird es keine nennenswerte Elektromobilität geben. Wir haben die Chance, jetzt den Wechsel zu machen, aber ohne Gesetzesänderung geht es nicht.“ Eine große Veränderung bahne sich dadurch an, dass Autos austauschbar werden – im Internet. Einsparungen kämen nicht so sehr durch technische Innovationen, sondern 40 Prozent durch Verhaltensänderungen. Und schließlich: die Sektoren solle man nicht koppeln, sondern auflösen – die Kopplung sei sinnlos.

Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, konstatierte ein Politik- und Wirtschaftsversagen. Werbung sei ohne Wahrheit und Klarheit, auch bei der Typenzulassung. „In der Klima- und Gesundheitspolitik wünschen wir einen klaren Schritt nach vorne“. Das Carsharingesetz sei zwar gut, aber nicht genug. Der Autoindustrie gehe es gut, sie solle selbst zahlen, aber sie müsse mehr tun, „bitte keine neuen Subventionen für die Autobauer!“ Offene Fragen blieben: Wem gehören die Daten – dem Unternehmen oder mir? Oder wem sonst? Verbraucherfreundliche Regeln müssen her – auch aus Brüssel. Zum Thema Synthetische Kraftstoffe verwies er ironisch auf den „Erfolg“ von E10. Wenn die Autoindustrie aus den Fehlern lerne, sei er optimistisch, wenn überzeugende Produkte, klimaschonendere und gesundheitlich bessere, entwickelt würden, noch mehr. „‚Nutzen statt Besitzen‘ muss das Motto der Zukunft lauten – damit hat die Automobilindustrie noch viel zu tun.“

Folgt: 2.  Wärmewende