Corporate Green-PPAs immer interessanter

dena-MARKTMONITOR 2030 mit Umfrage zu Perspektiven nachfragegetriebener Stromlieferverträge bis 2030

Unterschiedlichste Industriebranchen, Gewerbe und andere Großabnehmer können sich mit Stromlieferverträgen, sogenannten Corporate Green Power Purchase Agreements (PPAs – siehe solarify.eu/ppa-power-purchase-agreement), langfristig mit Grünstrom versorgen. Damit sind sie ein perspektivisch wichtiges Instrument für die integrierte Energiewende. Fallende Gestehungskosten für Erneuerbare Energien, steigende Strompreise und höhere CO2 Preise sind Treiber dieser Entwicklung. Doch bislang sind empirische Daten zu PPAs  kaum vorhanden.

Eine 18seitige Umfrage der dena will den Potenzialmarkt für nachfragegetriebene grüne PPAs in Deutschland für alle relevanten Akteure aus Wirtschaft und Politik sichtbar machen. Diese erste Umfrage basiert auf der Befragung von 128 Fachleutenaus der Wirtschaft, die Einschätzungen zum Marktpotenzial sowohl angebots- als auch nachfrageseitig lieferten.

Hintergrund:

Deutschland will bis 2030 den Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch auf 65 Prozent erhöhen. Dazu werden neben den etablierten Förderinstrumenten neue Finanzierungsmodelle für Erneuerbaren Strom zum Einsatz kommen müssen.

Zu den am meisten Erfolg versprechenden Instrumenten gehören PPAs als langfristige Abnahmeverträge. Auch wenn dieses Instrument in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern noch eine eher untergeordnete Rolle spielt, hat es in denvergangenen Monaten bereits eine Reihe von PPA-Abschlüssen gegeben. Dabei geht es inzwischen nicht mehr nur um die Anschlussfinanzierung für die Windenergieanlagen, die in Kürze aus der EEG-Förderung fallen (sog. Ü20). Auch im Neuanlagensegment wurden für große Freiflächenanlagen in jüngster Vergangenheit erste Projekte angekündigt.

Wie Michael Bauchmüller in der Süddeutschen Zeitung berichtet, mache Daimler den Anfang: Der Autokonzern wolle von 2022 an seine Werke weitgehend mit Ökostrom betreiben.

Zusammenfassung: dena-Marktmonitor 2030 01

Geschäftsmodell mit Potenzial: Corporate Green PPAs werden nicht nur von den Energiemarktakteuren als relevant angesehen. Die große Mehrheit der Nachfrager (78 % aller Großabnehmer wie Industrie und Gewerbe/ Dienstleistungen) sieht hier die Möglichkeit, Strom auf Basis Erneuerbarer Energien langfristig und zu stabilen Preisen zu beziehen.

Ökonomie und Ökologie: Aus Sicht der Nachfrager sind ökonomische, betriebswirtschaftliche Erwägungen genauso wichtig wie der Bezug grüner Energie im großen Maßstab als Teil ihrer unternehmerischen Nachhaltigkeitsstrategie: Dabei schätzen nur elf Prozent der Befragten ihren eigenen Energiebedarf als zu gering ein, eine Zahl, die das hohe Potenzial bei Großabnehmern in Deutschland dokumentiert.

Zukunftsweisendes Marktmodell PPAs: Nahezu drei Viertel der Befragten sehen in PPAs ein zukunftsweisendes Marktmodell und beurteilen deren Relevanz als „wichtiges“ (55 Prozent) oder „sehr wichtiges“ (31 Prozent) zukunftsweisendes Marktmodell für den deutschen Energiemarkt.

Mehr als nur Post-EEG: Wurden PPAs in Deutschland bisher vor allem als ein Geschäftsmodell für den Weiterbetrieb von Post-EEG-Anlagen gesehen, sehen 72 Prozent der befragten Energiemarktakteure in PPAs bereits heute einen Finanzierungsmodus für Neuanlagen.

Ü20 Anlagen: Insgesamt fallen rund 51,6 GW an regenerativer Erzeugungskapazität bis 2030 aus dem EEG. Dabei sehen Marktteilnehmer vor allem das Potenzial von Wind und PV. Die Bioenergie wird unter den Befragten als weniger relevante Technologie wahrgenommen, obwohl in diesem Zeitraum rund 4,7 GW Biogas- und Biomasseanlagen neue Vermarktungsoptionen suchen werden.

Hemmnisse im Markt: Auch wenn das Potenzial für PPAs in Deutschland sowohl angebots- als auch nachfrageseitig gesehen wird, macht die Umfrage auch Hemmnisse deutlich, die die Entwicklung eines breiten nachfrageorientierten Marktes erschweren. Neben den fehlenden Erfahrungswerten sehen potenzielle Anbieter und Abnehmer von grüner Energie weitere Hemmnisse im bestehenden Rechtsrahmen (Grünstromzertifizierung, Strompreiskompensation) sowie die Ungewissheit über den künftigen Rechtsrahmen (z. B. konkrete Umsetzung der EE-Richtlinie). Die Ungewissheit staatlicher Regulierung in diesem Bereich wird ebenfalls als eines der zentralen Hemmnisse gesehen.

Wunsch nach Information: Bezogen auf ihre Stellung im Markt fällt das Informationsbedürfnis einzelner Akteure teilweise unterschiedlich aus: Während Informationen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen oder zu möglichen Vertragspartnern sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite in etwa gleich ausgeprägt sind, wünschen sich insbesondere die Abnehmer Informationen zu Vertragsoptionen und Preisen.

Erzeuger sucht Abnehmer: Energieerzeuger sehen in Industrie und Gewerbe ein hohes Absatzpotenzial und sind an einem verstärkten Marktdialog interessiert. Das Interesse der Abnehmer an einem Dialog mit Energieerzeugern und Stadtwerken fällt ebenso überdurchschnittlich hoch aus und dokumentiert das Interesse an der Entstehung eines nachfragegetriebenen Marktes in Deutschland.

Mit der ersten breit angelegten Marktbefragung der dena zu Corporate Green PPAs ist es gelungen, ein umfassendes Meinungsbild zu den Perspektiven eines nachfragegetriebenen Marktes für grüne Energie in Deutschland zu bekommen. Dabei wurden sowohl Energiemarktakteure als auch potenzielle Nachfrager und institutionelle Anleger einbezogen.

->Quellen: