„Energiewende: Was Wir Wollen und Was Wir Können“

Wie gut sind wir wirklich?

Ob mehr PV und Wind helfe? Schlögl machte einen Exkurs, wo auf der Welt favorable Bedingungen für Erneuerbare Energien bestünden und verglich das mit Deutschland – mit ernüchterndem Ergebnis. Ebenso bei der Bestandsaufnahme gemäß der Frage: Wie gut sind wir wirklich?

  • Im Stromsystem hätten wir bilanziell 35 % erreicht (das sei sehr beachtlich).
  • Wegen der Volatilität der EE sei keine dauerhafte Abschaltung von Kraftwerken möglich (sonst wäre Import nötig! „Das ergibt kein einziges CO2-Molekül weniger, die kommen eben dann woanders her“ – in Anspielung auf den europäischen CO2-Zertifikatehandel).
  • Die Flexibilisierung verlaufe äußerst schleppend, weil sie so teuer sei.
  • In allen anderen Teilen des Systems gebe es noch kaum EE (ein wenig in den Kraftstoffen in Form von E10 und  Biodiesel).

Wenn die fossilen Kraftwerke nicht dauernd rauf und runterfahren sollen, werde der EE-Strom einfach exportiert. Dabei sei (wegen Importen) der Gesamtsaldo nicht einmal so groß – manchmal aber bis zu einem Drittel. Das unter anderem habe einen sehr komplizierten Strompreis zur Folge – „der ist ein lustiger Geselle, ist kompliziert zusammengesetzt aus mehr als zehn Komponenten“. Dazu komme, dass das System mit vier Netzbetreibern keine super-effiziente Methode sei, aber das habe der Gesetzgeber aus Gründen des Wettbewerbs so gewollt. Auf Grund der Volatilität aber müsse man für eine schlichte Verdoppelung der EE sechs mal so viele Windgeneratoren bauen.

Schlögl – Urania Folie 8 – Strompreis Zusammensetzung – Grafik © CEC

900 Millionen t CO2 im Jahr

Dass Deutschland nach wie vor 900 Millionen Tonnen CO2 im Jahr emittiere, wecke Zweifel an den Zielen der Regierung. Warum aber ändere sich so wenig an den CO2-Emissionen? Das liegt laut Schlögl daran, dass der Beitrag der Erneuerbaren zum Energiemix des Systems nicht groß ist und  in den Bedarfsschwankungen der anderen Energieträger verschwindet. Das volatile Einspeiseprofil der EE ist allerdings nicht allein verantwortlich. Nach wie vor sei das Öl der größte Einzel-Energieträger , dann kämen Stein- und Braunkohle, schließlich Gas. Zu erwarten, dass die EE die fossile Stromerzeugung verdränge, sei unzutreffend und werde zudem ökonomisch verhindert. Zudem seien eben fossile Energieträger extrem verdichtet. Für den Ersatz einer einzigen Pipeline müsste man 60 Hochspannungsleitungen bauen – ein Dimensionsproblem. Schlögl: „So richtig Vorbild sind wir nicht – in mancher Hinsicht sogar eher bei den Schmuddelkindern“. Ob wir einen Kohleblock mehr oder weniger abschalteten, sei „ziemlich egal. Das ist jetzt nichts Ideologisches – das ist halt so!“

Deutschland rangiere unterhalb des EU-Durchschnitts bei fossiler Energie. Das liege vor allem am Nuklear- und Wasserkraft-Anteil in der EU. Erneuerbare Energien seien damit noch nicht konkurrenzfähig. Unter anderem wirke das EEG (einmal ein hervorragendes Mittel zur Markteinführung der EE) als Bremse, denn die EE bräuchten keine Förderung mehr.

[note „Wir als Wissenschaftler können nicht definieren, was richtig ist – wir können der Politik lediglich Möglichkeiten zum Handeln aufzeigen; entscheiden müssen die dann selbst“]

Folgt: Vorschlag Ammoniak und synthetische Kraftstoffe