„Energiewende: Was Wir Wollen und Was Wir Können“

Vorschlag Ammoniak und synthetische Kraftstoffe

Robert Schlögl in der Urania – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Schlögl zum Energiesystem und der Wende: „Systemische Betrachtungsweisen wurden vernachlässigt – wie etwa, dass die Volatilität der Erneuerbaren eine Eins-zu-Eins-Einspeisung verbietet, weiter, dass ein Wegfall der energie-dichten fossilen Importe  enorme Mengen Erneuerbare Energien erfordert, und dass deren  Transport gelöst werden muss – schließlich die Folgen der Fokussierung des heutigen diversen Mixes aus Energieträgern auf eine einzige Trägerform (Erneuerbarer Strom). Dazu kommt noch, dass ideologische und technokratische Argumentationslinien die Sicht auf die Komplexität des Unternehmens Wende blockieren. Das System ist zudem sozio-technischer Art und bedarf der steten Partizipation der Gesellschaft (welche Struktur taugt dazu?). Es gibt nämlich noch keine umfassende gesellschaftliche Akzeptanz der systemischen Folgen der Energiewende. Schließlich fehlt die Richtschnur für Prioritäten. Diese wird auch nicht durch die Politik vermittelt.“

Was wir bräuchten, sei ein Transport- und Speichermedium (das keine Leitung darstelle) – ein Vorschlag sei Ammoniak – denn 0,8 % CO2-Einsparung in 25 Jahren seien nicht gerade viel. Biomasse könne als Kohlenstoffsammler verwendet werden. Grillkohle sei etwa polymerisierte Biomasse – „viel besser als CCS: Einen Kohlehaufen können Sie jedes Jahr inspizieren und sehen, ob er noch da ist“; wir müssten den Kohlenstoff im Kreislauf führen, wie es die Natur mache. „Alle wesentlichen Elemente dazu kennen wir“. Schließlich müssten wir aus CO2 und Wasserstoff künstliche Treibstoffe machen.

Schließlich zeigte Schlögl eine Karte der sogenannten Stromautobahn „Suedlink“ und erklärte mit einem Seitenblick auf Bayern (das nur an einer kleinen Ecke von der Trasse berührt werde: „Wir wollen grünen Strom überall. Wir können ihn transportieren. Aber wir wollen das nicht. Der (politische) Eigennutz Weniger wird von allen Deutschen ohne Wahlmöglichkeit finanziert: Wollen wir so weiter machen?“ Und das Publikum fragte er: „Sind Sie etwa gefragt worden? Mich hat niemand gefragt, obwohl ich von da komme“. Aber es koste halt 10 Milliarden Euro mehr.

In 20 Jahren wird Deutschland Schlögl zufolge fünf Mal so viel Erneuerbare Energien brauchen wie heute – wie die Lasten verteilen? Aus dem Inland können die 1.000 TW nicht kommen – woher dann? Sie müssen teilweise importiert werden in Form von Ammoniak, Methanol, und Wasserstoff.

Schlögl – Urania Folie 16 – Deutschland in 20 Jahren – Grafik © CEC

Drei Techniken nannte Schlögl dafür:

  1. CCU (Carbon Capture and Utilization)
  2. Elektrolyse (mit Strom Wasserspalten und H2 gewinnen) – da seien wir „noch nicht gut genug“
  3. Synthetische Kraftstoffe aus Methanol und H2 (letzteres ist noch zu teuer – erst ab 4 €/kg werde es wirtschaftstauglich.

In China gibt es Tankstellen die an Ort und Stelle H2 aus Benzin herstellen, mit gewaltigem CO2-Ausstoß. Schlögl selbst hat „noch keine Tankstelle mit eigenem Elektrolyseur gesehen“. Dabei ist eine komplette Umstellung auf Elektgrizität nicht möglich: „Stellen Sie sich mal einen Lkw mit 36 Tonnen Batterien und vier Tonnen Zuladung vor. Um den Schwerlastverkehr auf E-Mobilität umzustellen, braucht man so viel Kraftwerksleistung wie alle Stromanwender zusammen.“ Aber die Chemie könne bereits mit H2 synthetische Kraftstoffe herstellen. Aber H2 aus Kohle setze mehr CO2 frei, als vermieden werde.

Schlögl bricht eine Lanze für die neuen Kraftstoffe: Sie seien praktisch emissionsfrei, weil nur aus CO2 und Wasserstoff, überall verfüg- und in heutigen Fahrzeugen verwendbar. Es bräuchte für sie keine neuen Strukturen oder Tankstellen. Die Kosten seien stromabhängig etwa wie bei Benzin. Und: Es entstünden keine Umweltgifte (wie bei heutigem Benzin und Diesel). Fotos: Links ein synthetischer Kraftstoff – rechts Diesel (mit verbrennenden Ruß- und Feinstaubpartikeln).

Folgt: Anforderungen an die Politik