Kreislaufwirtschaft in Frankreich: Milliarden für Recycling und Green Tech

20 Milliarden Euro neue Investitionszusagen konnte Präsident Emmanuel Macron beim „Choose France“-Gipfel präsentieren. Mehr als die Hälfte der angekündigten Projekte zielen auf Kreislaufwirtschaft, Ressourceneffizienz und Dekarbonisierung ab.

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Gepflegtes Grün im Schlosspark von Versailles. Symbol für Glanz und Geschichte. Doch Frankreichs Prestige auch bei nachhaltigen Investitionen? Foto: Ida Adams

Beim achten „Choose France“-Gipfel am 19. Mai 2025 in Versailles kündigte Präsident Emmanuel Macron neue Investitionen in Höhe von 20 Milliarden Euro an. Die Summe ist Teil eines Gesamtpakets von 37 Milliarden Euro, das sowohl neue als auch bereits zuvor zugesagte Projekte umfasst. Neben einem großen Investitionspaket in künstliche Intelligenz ist ein besonders ambitioniertes Vorhaben die geplante molekulare Recyclinganlage in der Normandie. Mit einer Investition von bis zu 1 Milliarde US-Dollar soll sie jährlich über 110.000 Tonnen schwer recycelbaren Polyesterabfalls verarbeiten. In einer möglichen zweiten Ausbaustufe könnte die Kapazität auf über 200.000 Tonnen steigen. Ab 2027 soll dort Altplastik mit rund 80 Prozent CO2-Ersparnis gegenüber Neuware wiederverwertet werdenn. Ein Großprojekt für den Kunststoffkreislauf, das internationale Maßstäbe setzen dürfte.

Auch die Textilbranche steht im Fokus: Ein führendes Recyclingunternehmen errichtet in Grand Est eine 250-Millionen-Euro-Fabrik, die Altkleidung chemisch in hochwertige Fasern für die Mode- und Automobilindustrie umwandelt. Damit wird das seit 2020 geltende französische Sammelgebot für Textilien erstmals im industriellen Maßstab umgesetzt. Auch klassische Infrastruktur wird zirkulär gedacht: Das Unternehmen Prologis errichtet vier energieeffiziente Rechenzentren im Großraum Paris, deren Abwärme in lokale Fernwärmenetze eingespeist werden soll. Less Common Metals plant eine Rückgewinnungsanlage für seltene Erden aus ausgedienten Magneten von Elektrofahrzeugen, während Tekever in Südwestfrankreich Drohnen mit Leichtbauteilen aus recyceltem Kohlenstofffaser­material fertigen will.

Vor rund 200 Spitzenmanager*innen betonte Macron, dass der Gipfel Investitionen in Künstliche Intelligenz, grünen Wasserstoff und Kreislaufwirtschaft vereint. Es laufe ein „Rennen um strategische Autonomie“. Das französische Ökosystem wachse rasant: Die Initiative Choose Paris zählt über 300 Start-ups, die an Sharing-Plattformen, Second-Life-Batterien oder industriellen Symbiosen arbeiten. Bis 2030 soll der Anteil lokal wieder- und weiterverwendeter Ressourcen verdoppelt werden. Die Projekte stehen auch im Kontext des französischen Anti-Abfall-Gesetze für eine Kreislaufwirtschaft (AGEC-Gesetz) von 2020, das Reparatur-Möglichkeiten, ein „Recht auf Wiederverwendung“ und ambitionierte Recyclingquoten festlegt.

Das Programm zeigt: Klimafreundliche Wertschöpfung und wirtschaftlicher Erfolg können verbunden werden. Mit Regulierung, digitaler Rückverfolgbarkeit und modernen Recyclingtechnologien etabliert sich Frankreich als Vorreiter in der EU. Trotz europaweit sinkender Investitionen blieb Frankreich laut EY 2024/25 das im Vergleich attraktivste Ziel für Industrieinvestitionen.

 

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