Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Finanzflüsse mit emissionsarmer, klimaschonender Entwicklung in Einklang bringen

Ziele sind fein, aber sie müssen auch mit einer vernünftigen Finanzierung unterlegt werden. Das ist der dritte Aspekt. Das Abkommen nimmt uns in die Pflicht, Finanzflüsse mit einer emissionsarmen, klimaschonenden Entwicklung in Einklang zu bringen.

Ausgangspunkt ist das, was von der Konferenz in Kopenhagen positiv übrig geblieben ist, nämlich die Zusage, aus öffentlichen und privaten Quellen ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für ärmere Staaten bereitzustellen. Diese Zusage wurde in Paris bestätigt und bis 2025 verlängert. Dann muss ein neues Finanzierungsziel vereinbart werden. Eine Roadmap, wie diese 100 Milliarden Dollar bis 2020 erreicht werden, wird derzeit in einer Arbeitsgruppe der Industrieländer erarbeitet. Ich will an dieser Stelle auch sagen, dass uns die OECD bei all diesen Fragen in vielen Aspekten sehr unterstützt.

Staatliche Beiträge das eine –  klug mit privaten Investitionen vernetzen

Mit zahlreichen Finanzzusagen und Initiativen sind die Industriestaaten bereits auf einem guten Weg. Auch die G7 spielt dabei eine vernünftige Rolle. Als wir in Deutschland im vergangenen Jahr Gastgeber der G7 waren, haben wir den Startschuss zu einigen konkreten Initiativen gegeben. Deutschland will seinen Beitrag bis 2020 gegenüber 2014 verdoppeln. Aber wir wissen natürlich, dass staatliche Beiträge nur das eine sind. Wir müssen sie klug mit privaten Investitionen vernetzen.

Hierbei spielen Entwicklungsbanken eine zentrale Rolle. Die Weltbank, die Asiatische, Afrikanische und Interamerikanische Entwicklungsbank und nicht zuletzt die Europäische Investitionsbank – sie alle wollen den Beitrag zur Klimafinanzierung in ihren Portfolios erheblich erhöhen. Insofern sind Entwicklungsbanken sozusagen auch strategische Wegbereiter für private Investitionen. An dieser Stelle möchte ich deutlich hervorheben, dass für alle betroffenen Länder, insbesondere für kleine Inselstaaten, am Ende zählt, dass das Geld auch wirklich ankommt. Irgendwann schlägt die Stunde der Wahrheit. Dann ist es vorbei mit dem theoretischen Jonglieren von Finanzsummen. Projekte brauchen Realisierung. Wir müssen wirklich das erbringen, was wir versprochen haben.

Beispiel „Carbon Disclosure Project“

Eine Vielzahl von privaten Investoren handelt aus eigenem Antrieb. Ich möchte in diesem Zusammenhang das Beispiel des „Carbon Disclosure Project“ nennen, das von mehr als 820 institutionellen Investoren mit einem Vermögen von mehr als 95 Billionen US-Dollar unterstützt wird. Diese sogenannte CDP-Initiative fordert weltweit von Unternehmen die Offenlegung ihrer [[CO2]]-Emissionen und Klimarisiken.

Eine Arbeitsgruppe des Financial Stability Board, also des internationalen Gremiums zur Überwachung des Finanzsystems, arbeitet derzeit an Empfehlungen für eine Offenlegung von Klimarisiken. Ich finde, das ist auch ein sehr spannender Beitrag. Wenn man bisher vom FSB gesprochen hat, dann hat man sich im Allgemeinen mit systemrelevanten Banken beschäftigt oder mit Schattenbanken. Aber dass sich dieses Gremium jetzt auch mit Klimarisiken beschäftigt, zeigt: Klimaschutz findet auch Eingang in die breite Frage des globalen Finanzsystems. Da uns das globale Finanzsystem ja schon viele Bürden hinterlassen hat, wäre es schön, das globale Finanzsystem würde bei der Frage des Klimaschutzes eine positivere Rolle spielen als während der Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009.

Kohlenstoff mit einem Preis versehen

All das sind sehr gute Ansätze. Einiges ist in Bewegung gekommen. Über 90 Staaten, die für 61 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich sind, wollen auch nationale oder internationale Marktmechanismen nutzen, indem Kohlenstoff mit einem Preis versehen wird. Ich denke, dass wir hierbei voneinander lernen werden, wie diese Systeme gestaltet werden können. Wir wissen aus europäischer Erfahrung, wie schwierig das sein kann und wie eng das mit der Wirtschaftsentwicklung zusammenhängt. Was man vielleicht vor 20 Jahren als ein automatisch funktionierendes System erwartet hat, bedarf natürlich trotzdem einer klugen Verknüpfung mit der wirtschaftlichen Entwicklung.

Ich will hier noch einmal sagen: Ich halte das für einen richtigen Ansatz. Ein Kohlenstoffpreis lenkt Investitionen in kohlenstoffarme Infrastrukturen, Technologien und Produkte. Ein solcher Preis sorgt dafür, dass Emissionen dort reduziert werden, wo dies besonders kosteneffizient möglich ist. Zudem werden öffentliche Einnahmen gewonnen, die für die Klimafinanzierung sowohl im In- als auch im Ausland verwendet werden können.

Folgt:  Globaler Kohlenstoffmarkt nötig