Was tanken wir morgen?

Systemische Betrachtungsweisen bisher eher vernachlässigt 

Auf Gewicht und Volumen bezogen schnitten flüssige Kraftstoffe bei weitem am besten ab. Unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit müssten sich unsere Energiesysteme schnell ändern – denn derzeit verbrennen wir historische Biomasse (in Form fossiler Energieträger wie Kohle, Öl und Gas), die in Millionen Jahren „gewachsen“ sei. Dadurch verbrauchen wir die endlichen Vorräte davon (ca. 4.000 Gigatonnen) und erhöhen extrem schnell (in den vergangenen 100 Jahren) die Konzentration von Treibhausgasen (derzeit mit einer Rate von 10 Gt pro Jahr). Die Auswirkungen seien zwar (noch) unklar, könnten aber nicht schnell angehalten werden – würden sich vielmehr sehr wahrscheinlich über 1.000 Jahre erstrecken.

Im System Energie seien systemische Betrachtungsweisen bisher eher vernachlässigt worden, so verbiete die Volatilität der Erneuerbaren ein “drop in” (Ersatz fossiler durch erneuerbare Energieträger, ohne weitere Änderung am System), und der Wegfall der energiedichten fossilen Importe erfordere enorme Mengen an Erneuerbaren Energien. Dadurch wird der Transport von Erneuerbaren notwendig (damit Einsatz in der Mobilität).

Erschwerend komme hinzu, dass ideologische und technokratische Argumentationslinien die Sicht auf die Komplexität des Unternehmens Energiewende blockierten. Außerdem sei das System sozio-technischer Art und bedürfe der starken Partizipation durch die Gesellschaft. Denn – so Schlögl – „es gibt keine umfassende gesellschaftliche Akzeptanz der systemischen Folgen der Energiewende. Es fehlt die Richtschnur für Prioritäten. Diese wird auch nicht durch die Politik vermittelt.“

Rolle des CO2 im Verkehr

Der Verkehr ist – wie in vielen Ländern –  der zweitgrößte CO2-Verursacher in Deutschland. Bisher sei er aber zu wenig in die Energiewende-Diskussion einbezogen worden. Die Elektrifizierung der Mobilität sei jedoch nicht zielführend für eine CO2-Reduktion weil die Effizienzgewinne durch die Belastung des größten CO2-Emitters kompensiert werden.

In der Europäischen Union konstatierte Schlögl eine erkennbare Verringerung der CO2-Emissionen bei ähnlichem Verbrauch und einen schwachen Trend hin zur Verbesserung bei heute bekanntem Ausbau der Erneuerbaren Energien. Dennoch werde ohne drastische neue Maßnahmen das Ziel der Klimakonferenz von Paris nicht erreicht. Daher müsse CCU (Carbon Capture and Utilization) neu ins Spiel kommen, um die Erneuerbaren transportierbar zu machen.

Schlögl wandte sich gegen die Erwartung, dass die Erneuerbaren Energien mit der Zeit die Fossilen von selbst verdrängen würden, denn ihr Beitrag zum Energiemix des Systems sei nicht so groß und verschwinde in den Bedarfsschwankungen der anderen Energieträger.

Die Volatilität der Erneuerbaren tue ein Übriges und mache viele Flexibilitätsmaßnahmen zum Ausgleich der Erzeugungsschwankungen nötig. Allerdings werden Speicher in Netzdimensionen erst ab ca. 50% Erneuerbare Energien erforderlich. Das erfordere jedoch wiederum Systembetrachtung und völlig neue Geschäftsmodelle (z.B. wer bezahlt die Speicher?). Schlögl: „Es wird immer ein duales Stromsystem mit EE plus Speicher und Verbrennung geben (irgendwann einmal vielleicht auch mit Brennstoffzellen ohne Flammen).“

Folgt: Konsequenzen weiteren EE-Ausbaus