In den USA haben Batteriespeicher großflächige Stromausfälle verhindert. Der US-Energiesektor steht 2025 zwischen technologischer Erneuerung und Beharrung auf fossilen Strukturen.

Bei Hitze laufen hier die Klimaanlagen auf Anschlag: In New York treiben hohe Temperaturen den Stromverbrauch in die Höhe. Das Stromnetz gerät unter Druck. Foto: Jo Wiggijo
Am 24. Juni drohten in mehreren US-Bundesstaaten Stromausfälle. Bei Temperaturen über 38 Grad Celsius liefen Millionen Klimaanlagen auf Hochtouren und belasteten die Netzinfrastruktur. Doch statt fossiler Reservekraftwerke stützten Batteriespeicher die Versorgung. Unternehmen wie Sunrun speisten auf Anfrage der Netzbetreiber Energie ein, um Lastspitzen abzufangen und die Netzstabilität zu sichern. Batteriespeicher sind damit in Teilen der USA bereits Teil der kritischen Infrastruktur. Laut Sunrun wurden am Tag der Hitzewelle über 340 Megawatt aus Heimspeichern in Stromnetze eingespeist. In Kalifornien standen innerhalb von zwei Stunden rund 325 Megawatt bereit und das nach 19 Uhr, also zu einem Zeitpunkt mit bereits stark sinkender Solarproduktion. In Puerto Rico wurden über 5.600 dezentrale Systeme binnen einer Stunde aktiviert. Die eingespeiste Leistung entsprach der eines mittleren Atomkraftwerks.
Auch jenseits einzelner Extremlagen zeigt sich, wie stark Batteriesysteme inzwischen das US-Stromsystem stabilisieren. Nach Angaben des Analyseportals Cleanview ist die installierte Speicherkapazität seit 2020 um mehr als 28.000 Megawatt gestiegen. Kalifornien stellt mit rund 42 Prozent des Gesamtvolumens die größte Speicherkapazität. Batteriesysteme decken rund ein Viertel der Abendnachfrage, mehr als jeder andere Energieträger. Der wirtschaftliche Anreiz ist hoch: Batteriespeicher können tagsüber erzeugte Solarenergie puffern und abends gezielt einspeisen, genau dann, wenn Nachfrage und Marktpreise besonders hoch sind. Laut dem Investor Lazard liegen die Stromkosten für Solar mit eingepreisten Speicherkosten inzwischen unter denen neuer Gaskraftwerke.
Doch der technische Fortschritt wird politisch gebremst. Die Regierung unter Präsident Donald Trump plant mit dem „One Big, Beautiful Bill Act“ umfassende Kürzungen bei Förderprogrammen für Solarenergie, Windkraft und E-Mobilität. Die Börsen reagierten: Aktien von Unternehmen wie Enphase Energy und First Solar verloren über 20 Prozent. Gleichzeitig steigen Investitionen in Atomkraft und Flüssiggas. Sparten, die im neuen Gesetzespaket gezielt gefördert werden sollen. Der „Global X Uranium“ ETF, ein börsengehandelter Fonds, der Unternehmen aus dem Kernkraftsektor enthält, legte binnen eines Monats um mehr als 35 Prozent zu. Auch LNG-Konzerne wie Cheniere Energy verzeichneten deutliche Kursgewinne.
Besorgniserregend ist, dass die CO2-Emissionen in den USA aktuell wieder steigen. Laut dem Thinktank Ember stieg der Ausstoß des US-Stromsektors in den ersten fünf Monaten des Jahres um rund fünf Prozent auf 640 Millionen Tonnen, der höchste Stand seit 2022. Hauptursache sei ein 14-prozentiger Anstieg der Kohleverstromung. Grund dafür: stark gestiegene Gaspreise, die 2025 rund 60 Prozent über dem Vorjahreswert lagen. In der Folge sank die Gasverstromung um 4,2 Prozent, dafür sprangen Kohlekraftwerke ein, die deutlich höhere Emissionen verursachen. Rund 950.000 Tonnen CO2 pro Terawattstunde stoßen Kohlekraftwerke aus – verglichen mit etwa 540.000 Tonnen bei Gaskraftwerken – wirken sich selbst moderate Verschiebungen im Energiemix deutlich auf die Emissionsbilanz aus.
2025 ist der Energiemix kein klarer Trend, sondern ein Kampffeld zwischen Fortschritt und Rückschritt. Technologische Lösungen wie Speicher und Solar sind marktreif, systemrelevant und Alltag. Gleichzeitig fördern politische Entscheidungen fossile Rückschritte. Dass Heimspeicher bereits Netzstabilität sichern, zeigt den erfolgreichen Wandel, während gleichzeitig die steigenden Emissionen den Klimawandel beschleunigen.
Quellen:
- SUNRUN: 340 Megawatts of Power in Single Evening to Support the Grid
- Reuters: US-Energie-Investitionen nach „One Big, Beautiful Bill Act“
- Reuters: US-Stromspeicher wachsen weiter